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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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verschwand mit meinem Vater in einem Hinterzimmer. Ich habe nicht gehört, worüber sie geredet haben. Dann ging der kleine Mann wieder.«
    »Und Ihr Vater hat nie mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Nein. Und er schärfte uns ein, dass wir der Polizei nichts davon sagen dürften.«
    »Und Sie sind sicher, dass in der Aktentasche Geld war?«
    »Was denn sonst?«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil wir auf einmal Sachen hatten. Neue Kleider, einen Fernseher. Und nicht viel später gingen wir dann nach Griechenland und kauften das Haus hier. Da, sehen Sie?« Er deutete auf eine ausgedehnte Villa mit rotem Dach, die in einiger Entfernung zu sehen war. Als sie näher kamen, sah Beryl die Bougainvillea, die an den weißgewaschenen Wänden emporrankte und über die überdachte Veranda kroch. Gleich unterhalb des Hauses schlugen die Wellen auf den einsamen Strand.
    Sie parkten neben einem staubbedeckten Citroën und stiegen aus. Der Wind pfiff von der See her und trieb ihnen Sand ins Gesicht. Es war kein anderes Haus in Sichtweite, die Villa stand allein inmitten der Felsen auf einem kargen Hügel.
    »Papa?« rief Gerard und erklomm die steinernen Stufen. Mit Schwung öffnete er das schmiedeeiserne Tor. »Papa?«
    Keine Antwort.
    Gerard öffnete die Eingangstür und betrat das Haus, Beryl und Richard folgten ihm. Ihre Schritte hallten in den stillen Räumen wider.
    »Ich habe aus der Taverne hier angerufen«, sagte Sofia.
    »Es ging keiner ans Telefon.«
    »Sein Wagen steht draußen«, sagte Gerard. »Er muss hier sein.«
    Er ging durchs Wohnzimmer in Richtung Esszimmer.
    »Papa?« sagte er und blieb auf der Türschwelle stehen. Seiner Kehle entwich ein unterdrückter Schrei. Er machte einen Schritt nach vorn und schien auf die Knie zu fallen. Über seine Schulter hinweg erhaschte Beryl einen Blick auf das Esszimmer.
    Ein Holztisch erstreckte sich über die Länge des Raums. Am einen Ende des Tisches saß ein grauhaariger Mann, dessen Kopf in den Teller gefallen war. Kichererbsen und Reis waren über den Tisch verteilt.
    Richard schob sich an Gerard vorbei und lief zu dem Mann. Vorsichtig hob er den Kopf an.
    In der Stirn des Mannes war ein Einschussloch.

10. Kapitel
    A miel Foch saß an einem Tisch in einem Straßencafe, schlürfte einen Espresso und beobachtete die vorbeischlendernden Touristen. Nicht gerade eines der typischen Exemplare mit Zahnprothese und dicker Brille, stellte er fest, als eine gut gebaute Rothaarige an ihm vorüberging. Es schien die Zeit der Flitterwöchner zu sein. Mittlerweile war es fünf Uhr nachmittags, und die letzte Fähre nach Piräus würde in einer halben Stunde ablegen. Wenn die junge Tavistock die Insel heute Abend noch verlassen wollte, würde sie diese Fähre nehmen müssen. Darum behielt er den Landungssteg im Auge.
    Er verspeiste den letzten Rest seiner gefüllten Weinblätter und widmete sich dem Nachtisch, einem Walnusstörtchen in Sirup. Komisch, jedes Mal, wenn er einen Job erledigt hatte, überfiel ihn ein unbändiger Appetit. Bei anderen Männern mochte Gewalt die Libido steigern, eine starke Begierde nach wildem, hemmungslosem Sex auslösen. Amiel Foch dagegen bekam Essensgelüste; kein Wunder, dass er Gewichtsprobleme hatte.
    Es war ihm ein Leichtes gewesen, den alten Franzosen Rideau zu erledigen; Wolf und die Frau umzubringen, würde hingegen nicht ganz so einfach werden. Vorhin hatte er kurz in Erwägung gezogen, sie in einen Hinterhalt zu locken, aber Rideaus Haus befand sich an einem einsamen Küstenstreifen. Den einzigen Zugang bildete die acht Kilometer lange Schotterstraße, und er konnte seinen Wagen nirgendwo abstellen, ohne entdeckt zu werden. Für Foch gab es eine goldene Regel, an die er sich unter allen Umständen hielt: immer einen Fluchtweg offen halten. Das Haus von Rideau, das mitten in der kargen Landschaft thronte, bot keinerlei Rückzugsmöglichkeiten. Außerdem war Richard Wolf bewaffnet und würde nach Zeichen von Gefahr Ausschau halten.
    Amiel Foch war kein Feigling. Aber er war auch kein Dummkopf.
    Es war weitaus vernünftiger, auf die nächste Gelegenheit zu warten – vielleicht würde sie sich in Piräus ergeben, in den überfüllten Straßen und dem Verkehrschaos. Dort kamen immer wieder Fußgänger ums Leben. Ein Unfall, zwei tote Touristen – das würde niemanden groß interessieren.
    Fochs Blick wurde konzentrierter, als die Nachmittagsfähre in den Hafen einfuhr. Es stiegen nur wenige Passagiere aus; die Insel Paros lag schließlich

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