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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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gesehen.
    Drei Monate nach seiner Zeugenaussage verkaufte Monsieur Rideau das Haus und verließ mit seiner Familie das Land.
    Dieses letzte Detail war in dem Polizeibericht nur in einer Fußnote vermerkt: »Vermieter steht nicht länger für Zeugenaussagen zur Verfügung. Hat Frankreich verlassen.«
    In Richard keimte der leise Verdacht auf, dass der Wegzug des Vermieters ihre wichtigste Spur sein könnte. Wenn er Rideaus momentanen Aufenthaltsort ausfindig machen und ihn nach den Begebenheiten von vor zwanzig Jahren fragen könnte …
    Er klopfte an jeder Wohnung, aber es ergaben sich keine Spuren. Zwanzig Jahre waren eine lange Zeit; Leute waren ein-und wieder ausgezogen. Niemand erinnerte sich an Monsieur Rideau.
    Richard ging nach draußen und blieb kurz auf dem Bürgersteig 151
    stehen. Ein Ball flog an ihm vorbei, dem eine Horde zerlumpter Kinder hinterherlief. Das endlose Fußballspiel, dachte er belustigt, als er das Gewirr aus schmuddeligen Armen und Beinen betrachtete.
    Über die Köpfe der Kinder hinweg entdeckte er eine alte Frau, die auf ihrer Veranda saß. Er schätzte sie auf mindestens siebzig. Vielleicht lebte sie schon so lange hier, dass sie die ehemaligen Bewohner der Straße noch kannte.
    Er ging hinüber zu der Frau und sprach sie auf Französisch an.
    »Guten Tag.«
    Sie erwiderte seinen Gruß mit einem freundlichen, zahnlosen Grinsen.
    »Ich versuche jemanden zu finden, der sich an Monsieur Jacques Rideau erinnert. Ihm gehörte das Haus da drüben.«
    Er deutete auf die Nummer 66.
    Sie antwortete ebenfalls auf Französisch: »Er ist
    weggezogen.«
    »Kannten Sie ihn?«
    »Sein Sohn war oft bei uns.«
    »Ich habe gehört, die Familie hat Frankreich verlassen.«
    Sie nickte. »Sie gingen nach Griechenland. Ich frage mich, wie sie das gemacht haben. Er mit seinem alten Auto! Und was die Kinder für Kleider anhatten! Aber plötzlich ziehen sie in eine Villa.« Sie seufzte. »Und ich bin immer noch hier. Und hier werde ich auch bleiben.«
    Richard schaute sie fragend an. »Villa?«
    »Es hieß damals, sie hätten eine Villa am Meer. Natürlich kann es sein, dass das nicht stimmt – der Junge hat ja immer Geschichten erfunden. Warum sollte er plötzlich die Wahrheit sagen? Jedenfalls hat er behauptet, es wäre eine Villa, an der Blumen hochrankten.« Sie lachte. »Inzwischen sind sie bestimmt eingegangen.«
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    »Die Familie?«
    »Die Blumen. Hier haben sie noch nicht mal ihre Geranien gegossen.«
    »Wissen Sie genauer, wohin sie gezogen sind?«
    Die Frau zuckte die Schultern. »Irgendwohin ans Meer. Aber ist in Griechenland nicht alles am Meer?«
    »Wissen Sie den Namen des Ortes?«
    »Warum sollte ich mich an so was erinnern? Er war ja nicht mein Freund.«
    Richard wollte gerade frustriert weggehen, da wurde ihm bewusst, was die Frau gerade gesagt hatte. »Sie meinen, der Sohn des Vermieters war der Freund Ihres Kindes?«
    »Meiner Enkelin.«
    »Hat er sie mal angerufen? Oder Briefe geschrieben?«
    »Ein paar. Dann nicht mehr.« Sie schüttelte den Kopf. »So sind die jungen Leute. Nichts ist für die Dauer.«
    »Hat sie die Briefe aufgehoben?«
    Die Frau lachte. »Alle. Um ihrem Mann zu beweisen, dass sie schon als Mädchen begehrt war und er einen tollen Fang gemacht hat.«
    Es brauchte einige Überredungskunst von Seiten Richards, bis die alte Frau ihn hineinbat. Sie gingen durch einen schmalen Gang in die Küche. Ihre Wohnung war dunkel und klein. Zwei kleine Kinder saßen am Tisch und kauten an Brotscheiben. Eine andere Frau – schätzungsweise Mitte dreißig, aber ihre Augen sahen älter aus – saß daneben und fütterte einen Säugling.
    »Er will deine Briefe sehen, die von Gerard«, sagte die Großmutter.
    Die junge Frau sah Richard misstrauisch an.
    »Es ist wichtig, dass ich mit seinem Vater spreche«, erklärte Richard.
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    »Sein Vater will nicht gefunden werden«, sagte sie und fütterte weiter das Baby.
    »Warum nicht?«
    »Woher soll ich das wissen? Das hat Gerard mir nicht gesagt.«
    »Hat es was mit dem Mord an den beiden Engländern zu tun?«
    Sie hielt in der Bewegung inne. »Sind Sie auch Engländer?«
    »Nein, Amerikaner.« Er nahm ihr gegenüber Platz. »Erinnern Sie sich an die Morde?«
    »Das ist lange her.« Sie wischte dem Baby das Gesicht ab.
    »Ich war damals erst fünfzehn.«
    »Gerard schrieb Ihnen eine Weile und dann plötzlich nicht mehr. Wieso nicht?«
    Die Frau lachte verbittert. »Er hatte kein Interesse mehr.
    Typisch Mann.«
    »Oder ihm ist etwas

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