Verrat in Paris
Er sagte, es sei ein Notfall.«
Jordan schüttelte verwirrt den Kopf. »Vane? Reggie Vane hat sie geschickt?«
»Ja. Ihre Schwester bat um meine Dienste. Und Monsieur Vane …«
»Beryl hat Sie engagiert? Wer um Himmels willen war dann
…« Jordan verstummte. Plötzlich ergaben die bizarren 142
Ereignisse einen Sinn. Einen entsetzlichen Sinn. »Monsieur Laurent«, sagte Jordan. »Vor ein paar Stunden war schon mal ein Anwalt bei mir. Ein Monsieur Jarre.«
Laurent runzelte die Stirn. »Man hat mir nichts von einem anderen Anwalt gesagt.«
»Er behauptete, meine Schwester hätte ihn engagiert.«
»Aber ich habe mit Monsieur Vane gesprochen. Er sagte mir ausdrücklich, Mademoiselle Tavistock wünsche meinen Rechtsbeistand. Wie sagten Sie, soll der Kollege heißen?«
»Jarre.«
Laurent schüttelte den Kopf. »Ein Strafverteidiger dieses Namens ist mir nicht bekannt.«
Jordan saß eine Weile stumm da und versuchte, die Ereignisse zu durchschauen. Langsam hob er den Kopf und sah Laurent an.
»Ich denke, Sie rufen am besten sofort Reggie Vane an.«
»Warum?«
»Heute Nacht hat man versucht, mich umzubringen.«
Jordan schüttelte den Kopf. »Wenn das so weitergeht, Monsieur Laurent, bin ich morgen früh tot.«
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8. Kapitel
Sie verfolgten sie wieder. Die schwarzen Hunde. Sie hörte sie im Unterholz rascheln und wusste, dass sie näher kamen.
Sie packte Froggie am Zaumzeug und versuchte, sie zu beruhigen, aber die Stute hatte Angst. Plötzlich riss sich Froggie los und bäumte sich auf.
Die Hunde griffen an.
Sie stürzten sich mit einem Mal auf den Hals des Pferdes und rissen ihn mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen auf. Froggie schrie vor Angst, sie klang wie ein Mensch. Ich muss sie retten, dachte Beryl. Ich muss die Hunde in die Flucht schlagen. Aber sie war wie gelähmt. Sie konnte nur dastehen und voller Horror beobachten, wie ihr Pferd in die Knie ging und auf den Waldboden stürzte.
Die Hunde mit ihren blutverschmierten Schnauzen drehten sich um und nahmen Beryl ins Visier.
Sie wachte auf, ihr Atem ging schnell, ihre Hände
verkrampften sich in der Dunkelheit. Erst als ihre Panik nachließ, hörte sie, wie Richard ihren Namen rief.
Sie drehte sich um und sah ihn in der Tür stehen. Im Zimmer hinter ihm brannte Licht, das seine nackten Schultern in der Dunkelheit schimmern ließ.
»Beryl?« sprach er sie erneut an.
Sie atmete tief durch und versuchte, den Albtraum endgültig abzuschütteln. »Ich bin wach«, sagte sie.
»Du musst aufstehen.«
»Wie viel Uhr ist es?«
»Vier Uhr morgens. Claude hat gerade angerufen.«
»Warum?«
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»Wir sollen ihn auf der Polizeistation treffen. Und zwar so schnell wie möglich.«
»Auf der Polizeistation?« Sie setzte sich plötzlich auf. »Geht es um Jordan? Ist was passiert?«
Im Halbdunkel sah sie Richard nicken. »Man hat versucht, ihn umzubringen.«
»Geniale Methode«, sagte Claude Daumier, als er den Kugelschreiber behutsam auf den Tisch legte. »Eine
Subkutannadel und eine Druckspritze. Ein kleiner Einstich und die Substanz wird dem Opfer injiziert.«
»Welche Substanz?« fragte Beryl.
»Das wird noch untersucht. Morgen früh ist der
Autopsietermin. Aber es scheint klar, dass diese Substanz den Tod herbeigeführt hat. Das Opfer hat keine Verletzungen, die auf etwas anderes schließen lassen.«
»Dann wird man Jordan nicht für diesen Mord verantwortlich machen können?« fragte Beryl erleichtert.
»Kaum. Er kommt in Isolationshaft, keine Mithäftlinge, zwei Wachen vor der Tür. Es sollte keine weiteren Vorkommnisse geben.«
Die Tür des Konferenzzimmers öffnete sich. Jordan kam herein, von zwei Wärtern begleitet. Du lieber Gott, er sieht furchtbar aus, dachte Beryl, während sie aufstand und auf ihn zuging, um ihn zu umarmen. Noch nie hatte sie ihren Bruder so ungepflegt gesehen.
Am Kinn sprossen ihm dichte blonde Bartstoppeln und seine Häftlingskleidung war total zerknittert. Doch als sie sich wieder losließen, erkannte sie in seinen Augen immer noch den alten Jordan, den gut gelaunten und ironischen Jordan.
»Und dir ist nichts passiert?« fragte sie.
»Ich habe nicht mal einen Kratzer«, sagte er. »Na gut, vielleicht doch«, räumte er mit einem Blick auf seine mit blauen 145
Flecken verzierte Faust ein. »Das ist der Tod meiner Maniküre.«
»Jordan, ich habe nie einen Anwalt namens Jarre angeheuert.
Der Mann war ein Betrüger.«
»Das habe ich mir schon gedacht.«
»Ich habe einen Monsieur Laurent engagiert, von
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