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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Bomben so etwas Ähnliches wie Fingerabdrücke. An ihrer Machart kann man ihren Schöpfer erkennen. Und beide Bomben haben denselben
    Zündmechanismus. Oder so was.«
    Jordan schüttelte den Kopf. »Warum sollten Terroristen einen Anschlag auf Beryl verüben? Oder auf mich? Wir sind Zivilisten.«
    »Vielleicht denken sie da anders.«
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    »Oder es waren überhaupt keine Terroristen«, sagte Jordan und sprang auf. Er ging im Zimmer auf und ab, um frisches Blut in seine Beine, in sein Gehirn zu pumpen. Nach den vielen Stunden in der Zelle war sein Körper total schlaff; er würde gerne einen flotten Spaziergang machen, mal an die frische Luft gehen. »Was ist«, sinnierte er, »wenn der Anschlag auf das Haus der St. Pierres gar nicht von Terroristen verübt wurde? Was, wenn dieser Unsinn von der ›Kosmischen Solidarität‹ nur ein Ablenkungsmanöver war, um vom eigentlichen Motiv
    abzulenken?«
    »Du meinst, es war kein politisch motivierter Anschlag?«
    »Genau.«
    »Und wer sollte Philippe St. Pierre umbringen wollen?«
    Jordan blieb abrupt stehen, denn ihm fiel etwas ein.
    »Nicht Philippe«, sagte er leise. »Seine Frau, Marie.«
    » Marie soll die Bombe gelegt haben?«
    »Nein! Marie war das Ziel! Sie war doch allein zu Hause, als die Bombe explodierte. Alle dachten, dass das ein Fehler war, falsches Timing. Aber der Bombenleger wusste genau, was er tat. Er wollte Marie umbringen, nicht ihren Mann.«
    Jordan sah Reggie alarmiert an. »Du musst Wolf erreichen.
    Und ihm sagen, was mir gerade aufgegangen ist.«
    »Ich weiß nicht, wo er ist.«
    »Dann frag Daumier.«
    »Er weiß es auch nicht.«
    »Dann finde heraus, wohin mein Onkel verschwunden ist.
    Wenn ich jemals meine Familie gebraucht habe, dann jetzt.«
    Nachdem Reggie gegangen war, begleitete der Wärter Jordan zurück zu seiner Zelle. Als er eintrat, nahm er wieder die vertrauten Gerüche wahr – den Geruch von saurem Wein und ungewaschenen Körpern. Wieder zu Hause, dachte er, und sah die beiden Franzosen an, die in ihren Betten schnarchten, 189
    dieselben Männer, mit denen er die Zelle in seiner ersten Nacht im Gefängnis geteilt hatte. Ein Betrunkener, ein Dieb und er. Sie gaben ein nettes kleines Trio ab. Er ging zu seiner Pritsche und setzte die beiden Papiertüten mit dem Essen und dem Wein ab.
    Wenigstens musste er nicht noch mehr von diesem Gulasch herunterwürgen.
    Er legte sich hin und starrte die Spinnweben in den Ecken an.
    Es gab so viele Spuren, denen man folgen, die man überprüfen musste. Der Killer läuft frei herum, und ich bin hier drin, hinter Gittern und nutzlos. Ich kann meine Theorien nicht bestätigen.
    Wenn mir nur jemand helfen könnte, dem ich vertrauen kann, der ohne jeden Zweifel auf meiner Seite steht … Wo zum Teufel ist Beryl?

    Der Besitzer der griechischen Taverne stellte zwei Gläser Retsina auf den Tisch. »Im Sommer haben wir so viele Touristen«, sagte er mit einem Schulterzucken. »Ich kann nicht jeden Ausländer im Auge behalten.«
    »Aber dieser Rideau ist kein Tourist«, entgegnete Richard. »Er lebt seit zwanzig Jahren auf der Insel. Ein Franzose.«
    Der Besitzer der Taverne lachte. »Franzosen, Holländer, das ist doch alles das Gleiche«, brummte er und schlurfte zurück in die Küche.
    »Schon wieder eine Sackgasse«, murmelte Beryl. Sie nahm einen Schluck Retsina und verzog das Gesicht. »Wie kann jemand dieses Zeug trinken?«
    »Manche mögen es sogar gern«, sagte Richard. »Man gewöhnt sich daran.«
    »Dann gewöhne ich mich vielleicht beim nächsten Mal dran.«
    Sie schob ihr Glas weg und sah sich in dem schummrigen Gastraum um. Es war Mittagszeit, und die Passagiere des letzten Kreuzfahrtschiffes flohen vor der Hitze in die Taverne. In ihren Einkaufstüten hatten sie die typischen Mitbringsel: griechische 190
    Krüge, Fischermützen, Bauerntrachten. Angesichts des Gewirrs aus einem halben Dutzend Sprachen verstand Beryl, warum die Einheimischen einen Franzosen nicht von einem anderen Ausländer unterscheiden konnten. Die Ausländer kamen her, gaben ihr Geld aus und verschwanden wieder. Was lohnte es sich groß, mehr über sie zu wissen?
    Der Wirt kam wieder aus der Küche. Er trug ein Tablett mit Calamari, das er auf dem Tisch absetzte, an dem eine deutsche Familie saß. Bevor er erneut verschwand, fragte Richard ihn:
    »Wer könnte diesen Franzosen denn kennen?«
    »Sie verschwenden Ihre Zeit«, sagte der Wirt. »Ich sage Ihnen, auf dieser Insel gibt es keinen Rideau.«
    »Er kam mit seiner

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