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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Familie her«, erklärte Richard. »Mit seiner Frau und seinem Sohn. Der Junge müsste jetzt um die dreißig sein. Er heißt Gerard.«
    Plötzlich fiel hinter dem Tresen mit lautem Geklapper ein Teller zu Boden. Die dunkeläugige Frau am Zapfhahn sah Richard fragend an. »Gerard?« sagte sie.
    »Gerard Rideau«, sagte Richard. »Kennen Sie ihn?«
    »Sie weiß gar nichts«, insistierte der Wirt und bedeutete der jungen Frau, in die Küche zu gehen.
    »Da habe ich aber einen anderen Eindruck«, erwiderte Richard.
    Die Frau sah ihn an, als ob sie nicht wüsste, was sie tun sollte, was sie sagen sollte.
    »Wir kommen aus Paris«, sagte Beryl. »Es ist sehr wichtig, dass wir mit Gerards Vater sprechen.«
    »Sie sind keine Franzosen«, stellte die Frau fest.
    »Nein, ich bin Engländerin.« Beryl wies mit dem Kopf in Richards Richtung. »Und er ist Amerikaner.«
    »Er sagte … Er sagte, vor einem Franzosen sollte ich mich in Acht nehmen.«
    191
    »Wer?«
    »Gerard.«
    »Er hat Recht, er muss vorsichtig sein«, bestätigte Richard.
    »Aber er sollte wissen, dass es noch gefährlicher für ihn geworden ist. Es könnten mehr Leute nach Paros kommen und nach seiner Familie fragen. Er muss jetzt mit uns sprechen.« Er deutete auf den Wirt. »Er ist Ihr Zeuge. Falls irgendwas schief geht.«
    Die Frau zögerte, dann ging sie in die Küche. Kurz darauf war sie wieder da. »Er geht nicht ans Telefon«, sagte sie.
    »Ich fahre Sie hin.«
    Es war eine lange Fahrt über eine einsame, schlaglochreiche Straße zum Strand von Logaras. Staubwolken wehten durchs offene Fenster hinein und bedeckten das schwarze Haar der Fahrerin. Sie hieß Sofia und war auf der Insel geboren. Ihr Vater war der Manager des Hotels am Hafen; jetzt kümmerten sich ihre drei Brüder um das Geschäft. Sie würde es besser machen, dachte sie, aber natürlich war die Meinung einer Frau nichts wert, also arbeitete sie in Theos Taverne, grillte Calamari und rollte Weinblätter. Sie sprach vier Sprachen; das musste man, erklärte sie, wenn man in der Tourismusbranche überleben wollte.
    »Woher kennen Sie Gerard?« fragte Beryl.
    »Wir sind befreundet«, lautete die Antwort.
    Ein Liebespaar, vermutete Beryl, als die Frau rot wurde.
    »Seine Familie ist aus Frankreich«, sagte Sofia. »Seine Mutter starb vor fünf Jahren, aber sein Vater lebt noch. Allerdings heißen sie nicht Rideau. Vielleicht …« – sie sah sie hoffnungsvoll an – »suchen Sie nach einer anderen Familie?«
    »Vermutlich haben sie ihren Namen geändert«, sagte Beryl.
    Sie parkten in der Nähe des Strands und gingen hinunter zum Wasser. »Da«, sagte Sofia und deutete auf ein Surfbrett, das in 192
    einiger Entfernung durchs Wasser glitt. »Das ist Gerard.« Sie winkte und rief ihm etwas auf Griechisch zu.
    Sofort wendete das Surfbrett, das bunte Segel flatterte im Wind. Mit Rückenwind segelte Gerard auf den Strand zu. Er sah aus wie ein braungebrannter Adonis und zog das Brett auf den Sand.
    »Gerard«, sagte Sofia, »diese Herrschaften suchen einen Mann namens Rideau. Ist das dein Vater?«
    Sofort ließ Gerard das Surfbrett fallen. »Wir heißen nicht Rideau«, antwortete er kurz. Dann drehte er sich um und ging davon.
    »Gerard?« rief Sofia.
    »Lassen Sie mich mit ihm reden«, sagte Richard, und er folgte dem Mann am Strand entlang.
    Beryl stand neben Sofia und beobachtete, wie sich die beiden Männer unterhielten. Gerard schüttelte den Kopf und behauptete, er wisse nichts von einer Familie Rideau. Durch den Wind hörte Beryl Richards Stimme und die Worte »Bombe«
    und »Mord«. Sie sah, wie Gerard sich nervös umdrehte. Er hatte Angst, das merkte sie.
    »Ich hoffe, ich habe das Richtige getan«, sagte Sofia. »Er macht sich Sorgen.«
    »Das sollte er auch.«
    »Was hat sein Vater getan?«
    »Sein Vater hat nichts getan. Aber er weiß etwas.«
    Am anderen Ende des Strands wurde Gerard immer
    aufgebrachter. Schließlich drehte er sich abrupt um und steuerte auf Sofia zu. Richard war gleich hinter ihm.
    »Was ist los?« fragte Sofia.
    »Wir fahren sofort los«, zischte Gerard ihr zu. »Zu meinem Vater.«
    193
    Diesmal fuhren sie an der Küste entlang, knorrige Olivenhaine zu ihrer Linken und das graugrüne Ägäische Meer zur Rechten.
    Der Geruch von Gerards Sonnenmilch erfüllte den Wagen. Wie trocken und karg das Land war, stellte Beryl fest, als sie den Blick über das Grasgebüsch schweifen ließ. Aber einem Mann aus einem Pariser Armenviertel musste diese Gegend wie das Paradies

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