Verraten für 1000 Dollar
andere, die junge Frau des Geschäftsmanns aus El Paso, blieb stumm. Luisa blickte sie von der Seite an. Leichenblass war sie. Die Augen traten ihr schier aus den Höhlen. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu, das sah man ihr an.
Peitschenschläge mischte sich in das wilde Getrampel der sechs Zugpferde. Man hörte den Kutscher schreien: "Hoya! Hoya!" Kugeln schlugen ins Holz der Fahrgastkabine ein. Eine durchschlug die Rückwand, zischte an Luisa vorbei, und drang neben dem Soldaten ins Holz der Vorderwand ein. Die Kabine füllte sich mit Pulverdampf. Hufschlag näherte sich von hinten.
Der Soldat wechselte die Trommel seines Revolvers. "Die Looper-Bande!", rief der Geschäftsmann aus El Paso zwischen zwei Schüssen. "Verflucht! Es ist die Looper-Bande!"
Luisa drückte sich ins Sitzpolster und schob sich näher ans Fenster heran. Vorsichtig spähte sie hinaus. Acht Reiter jagten der Kutsche in gestrecktem Galopp hinterher. An der Spitze, flankiert von zwei Reitern, ein ganz in Schwarz gekleideter Mann. Seine Mantelschöße flatterten hinter ihm her. Das musste er sein! Looper! Der 'schwarze Looper'! In El Paso hatte sie von ihm und seinen Raubzügen gehört.
Die beiden Reiter rechts und links von ihm lösten sich vom Haupttrupp der Bande. Näher und näher preschten sie heran. Der rechte verschwand aus Luisas Blickfeld. Luisa begriff: Von zwei Seiten wollten die beiden die Kutsche in die Zange nehmen.
Luisa griff nach ihrer ledernen Handtasche und öffnete sie. Ihre Augen tränten vom Pulverdampf. Ein Hustenanfall schüttelte die Frau neben ihr. In immer kürzer Abfolge krachten die Schüsse, und pfiffen die Kugeln der Verfolger an der Kutsche vorbei.
Plötzlich schrie der Geschäftsmann aus El Paso auf. Sein Gewehr polterte auf den Boden des Passagierraums. Der Mann schlug mit dem Kopf gegen die Tür, sein steifer Hut fiel zum Fenster hinaus. "Henry!" Seine Frau schrie hysterisch. "Henry...!" Sie warf sich über ihn.
Am rechten Fenster, etwa hundert Schritte von der Kutsche entfernt, tauchte ein Reiter auf - ein junger Bursche in grauem Mantel und mit rotem Halstuch. Die Zügel seines Rotfuchses zwischen den Zähnen zielte er mit einem Gewehr auf die Kutsche.
"Jesus!", stammelte die dickleibige Frau. Sie starrte auf den toten Geschäftsmann und dessen hysterisch schreiende Gattin. "Jesus, erbarme dich...!"
"Können Sie mit einem Gewehr umgehen!?" Hastig stopfte der Offizier Patronen in die Trommel seines Revolvers. Eine Kugel schlug im Fensterrahmen ein, Holzsplitter spritzten durch den Passagierraum.
Die betende Frau griff mit zitternden Händen nach dem Gewehr. Luisa zog den Kopf ein und rutschte vom Sitz in den Fußraum hinunter. Ihre Hand umschloss den Holzgriff ihrer Waffe - ein kleiner, kurzläufiger Revolver von Smith&Wesson. Sie spannte den Hahn.
Die Frau des Geschäftsmanns hörte auf zu schreien, von einem Augenblick auf den anderen. Luisa stemmte sich nach oben. Die Schüsse des Soldaten explodierten in kurzer Folge, ihre Trommelfelle schmerzte. Sie spähte über den Fensterrand.
Ein schnurrbärtiger Reiter in Felljacke und mit Pelzmütze jagte auf gleicher Höhe neben der Kutsche her, vielleicht vierzig Schritte entfernt. Auch er hielt die Zügel mit den Zähnen fest. Aus zwei Revolvern feuerte er auf die Kutsche. Direkt hinter ihm zweiter Reiter, ähnlich jung, wie der auf der anderen Seite. Das Gros der Bande schloss langsam auf.
Der junge Reiter hinter dem Schnauzbärtigen riss plötzlich die Arme hoch und stürzte vom Pferd. Der Offizier hatte ihn getroffen. Luisa ließ sich zurück auf den Boden fallen.
Die Dicke zielte mit dem Gewehr aus dem Fenster. Die Frau des Geschäftsmanns rührte sich nicht mehr. "Schieß endlich!", brüllte der Soldat Luisa an. "Benutz deine Waffe, sag ich dir!"
Luisa machte sich nichts vor - die Kutsche war verloren. Und Passagiere einschließlich Kutscher und Conductor auch - wenn man den üblen Gerüchten über die Looper-Bande glauben konnte. Den Gerüchten, nach denen Jeremy Looper niemals einen Zeugen am Leben ließ. Luisa glaubte sie. Und sie hatte keine Lust schon zu sterben...
Peitschen knallten, Schüsse krachten, die Dicke betete, während sie schoss. Der Conductor draußen auf dem Bock fluchte, und der Kutscher trieb die Pferde an. "Hoya! Hoya...!"
Luisa stemmte sich hoch, richtete die Waffe auf den Soldaten und drückte ab.
Der Waffenarm fiel im hinunter, ungläubig starrte er sie an. Dann rutschte ihm sein Revolver aus der Hand und schlug
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