Verrückt nach einer Vampirin
offensichtlich hatte er ihre Frage verneint.
»Sie war
wo?
«, kreischte Lisa panisch.
Du elende Ratte,
dachte Ophelia und entschuldigte sich sofort bei allen Nagern. Es war klar, dass er nicht eher Ruhe geben würde, bis er sie in die Knie gezwungen hatte.
Ophelia warf die Schaufel neben den winzigen Erdhügel, den sie gerade angehäuft hatte, nahm das Gewehr zur Hand und marschierte an dem Häcksler vorbei. »Joanna ist nicht hier, also verzieh dich«, blaffte sie, als Lisa beim Gewächshaus angekommen war. Beim Anblick von Lisas vor Sorge verzerrtem Gesicht drehte sich Ophelia der Magen um, und sie schlug einen versöhnlicheren Ton an. »Tut mir leid, Lisa, aber ich habe sie heute Morgen noch nicht gesehen. Ich bin selbst erst gerade nach Hause gekommen.«
Donnie schlenderte auf Lisa zu und legte ihr die Hand auf die hängende Schulter. »Ich hab doch gesagt«, meinte er gedehnt und zugleich bevormundend, »sie
war
vorhin hier. Ich dachte, sie wäre wieder nach Hause gegangen, aber vielleicht war es schon Zeit für den Bus gewesen. Ich hänge ja nicht ständig am Fenster.«
Er kicherte. Das Gewehr fest am Lauf umklammert, lief Ophelia auf die beiden zu. Ihr Blick glitt von Lisas traurigem Gesicht zu Donnies selbstgefälliger Visage. Nur zu gerne würde sie dem Bastard den Kopf von den Schultern pusten.
Als ob das in der Vergangenheit deine Probleme gelöst hätte.
»Jetzt muss ich den ganzen Weg bis zur Schule mit dem Auto fahren«, jammerte Lisa. »Und das, wo ich mir kaum noch das Benzin leisten kann. Ich habe für gar nichts mehr Geld.«
»Ich würde gerne einspringen, aber heute habe ich überhaupt keine Zeit. Hilft es dir, wenn ich dir etwas vorstrecke?« Donnie zückte seine Brieftasche und überreichte ihr großzügig einen Fünf-Dollar-Schein.
Ophelia wandte den Kopf ab, als sie spürte, dass ihre Reißzähne sich ihren Weg nach außen bahnen wollten. Es war wichtig, dass er sich nicht bedroht fühlte.
»Sobald ihr unterschrieben habt, seid ihr doch wieder flüssig«, sagte Donnie zu Lisa. »Sag mal, müsstest du nicht so langsam mit dem Kofferpacken anfangen?«
Ophelias Reißzähne wurden mit jedem Lidschlag unruhiger, doch sie zwang sie, an Ort und Stelle zu bleiben.
»Wo sollen wir denn hin?«, fragte Lisa mit zitternder Stimme. »Was bist du überhaupt für ein Freund? Reißt dir unser Haus unter den Nagel, kaum dass es sich herumgesprochen hat, wie schlecht es uns geht. Willy war so fertig, dass er heute Nacht gar nicht nach Hause gekommen ist. Ja, er ist ein lausiger Ehemann, aber normalerweise kommt er immer zu seiner Familie zurück.«
»Ich tue euch doch bloß einen Gefallen«, protestierte Donnie. »Ihr werdet bestimmt bald ein neues Zuhause finden.«
Du hinterlistige Schlange,
dachte Ophelia und entschuldigte sich sofort bei allen Schlangen.
Das wird dir noch leidtun.
»Aber ich liebe unser Haus.« Lisa holte tief Luft, schluchzte und wischte sich die Tränen weg.
»Das ist ein ziemlicher Batzen Geld, den ihr von mir bekommt«, erwiderte Donnie. »Ihr solltet mir lieber dankbar sein.«
Mieses Schwein,
fuhr es Ophelia durch den Kopf, bevor ihr einfiel, das sie den armen Tieren unrecht tat, wenn sie sie mit Donnie auf eine Stufe stellte. Sie setzte ein zuckersüßes Lächeln auf. »Du kaufst Lisas Haus? Es hat doch keinen Sinn, dein schwerverdientes Geld zu verschwenden, Donnie. Erinnerst du dich noch daran, was ich dir gestern Abend gesagt habe?« Sie wandte sich an Lisa. »Wartet noch ein oder zwei Tage mit dem Verkauf. Ich frage Vi mal, ob sie dir einen Job besorgen kann. Es muss doch einen Weg geben, eine Hypothek auf ein abbezahltes Haus zu bekommen.« Ein winziger Hoffnungsschimmer flackerte in Lisas Augen auf. Ophelia lächelte in Donnies Richtung. »Stimmt doch, oder?«
Eine Maske aus Wut legte sich über Donnies Gesicht. Ophelia biss sich auf die Lippe, um das Lächeln, das sich in ihr zusammenbraute, nicht herauszulassen.
»Aber sie haben den Vertrag bereits unterzeichnet«, konterte Donnie.
Ophelia drückte das Gewehr an die Brust. »Ach, Donnie. Was ist schon ein Vertrag unter Freunden? Zerreiß ihn. Und wenn du von der Schule zurückkommst, Lisa, klemmen wir uns ans Telefon.«
Mit etwas mehr Haltung als zuvor hastete Lisa davon, während Donnie Ophelia zum Komposthaufen folgte. »Warum musstest du ihr diesen Floh ins Ohr setzen? Die Wylers sind doch Gesindel, verdammt noch mal.«
Ophelia legte die Waffe weg, hob die Schaufel auf und machte sich wieder an die
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