Verrückt nach einer Vampirin
sei denn, du willst …« Seine Stimme verlor sich in einem stummen Fragezeichen. Joanna winselte. »Komm schon, Zelda. Ich habe richtig gute Schmerzmittel, die mein Zahnarzt mir verschrieben hat.«
Kleines Geheimnis,
dachte Zelda.
Das ist so widerlich.
Donnie selbst klang mehr als widerlich, fast schon gefährlich. Und dann fiel Zelda etwas ein. Sie trat den Teppich beiseite und blickte auf das Geheimfach, das Ophelia ihr vor einer halben Ewigkeit gezeigt hatte.
»Bin gleich bei euch! Ich habe gefunden, was ich suche!«, rief sie, ging auf die Knie und öffnete das Fach. Ihr Blick fiel auf Fotos, die mit einem Gummiband zusammengehalten wurden. Sie hatte zwar keine Zeit, sich die Bilder durchzusehen, aber das oberste Foto sagte alles: eine nackte und nervös dreinblickende Joanna – ein Arm über den Brüsten, der andere zwischen den Beinen. Zelda schloss das Geheimfach und legte den Teppich zurück.
Entsetzliche Gedanken schossen ihr durch den Kopf, als sie das Fläschchen mit den Schmerztabletten öffnete und sich einige davon auf die Hand schüttete. Was, wenn Joanna sie angelogen hatte? Was, wenn Donnie die Bilder gemacht hatte? Das wäre ein ziemlich
großes
Geheimnis.
Igitt!
Was in Gottes Namen hatten die Fotos nur in Ophelias Geheimversteck zu suchen? Sie versuchte nachzudenken, während Psyche, die unter dem Bett saß, sie mit vorwurfsvollen Blicken traktierte.
Im Flur ertönten Donnies Schritte. Zelda schnappte sich den violetten Vibrator aus der obersten Schublade, legte ihn auf den Teppich, und hastete in den Flur. »Ich brauche noch etwas Wasser, um die Dinger zu schlucken«, sagte sie, schob sich an Donnie vorbei, der sofort umdrehte und ihr für ihren Geschmack viel zu dicht folgte.
Joanna warf ihr einen flehenden Blick zu, als sie die Küche betrat. Was zum Teufel ging hier vor sich? Zelda holte ein Glas aus dem Wandschrank, ließ Wasser hineinlaufen und schluckte eine Tablette. Nachdem sie das Medikamentenfläschchen neben das Glas auf den Tisch gestellt hatte, grinste sie Donnie breit an. »Bekommen wir bei dir auch was zu essen?«
Er blinzelte und wirkte für den Bruchteil einer Sekunde verdutzt. »Selbstverständlich.«
Scheiße,
dachte Zelda.
Das wird ja immer ekeliger.
Das kleine Ablenkungsmanöver reichte jedoch aus, damit sie, als er sich umdrehte und die Tür öffnete, die einzelnen Ohrringe nehmen und in ihrer Tasche verschwinden lassen konnte.
Am Fuße der Treppe ließ Zelda die zweite Tablette fallen, die wie ein kleiner blauer Punkt in dem verbrannten Gras liegen blieb. Auf der Auffahrt warf sie einen Ohrring auf den Boden, traute sich aber nicht, nach unten zu gucken, um sich zu vergewissern, welche Farbe er hatte und ob er sich gut vom Kies abhob. Donnie schien erpicht darauf zu sein, sie so schnell wie möglich in sein Haus zu lotsen. An der Grenze zu Donnies Vorgarten deponierte Zelda einen weiteren Ohrring. »Wartet«, rief sie. »Ich habe meinen Flipflop verloren.« Sie schlüpfte wieder hinein und bemerkte erleichtert, dass der Ohrring gelb und deshalb gut sichtbar war.
Besonders widerlich war, dass Donnie schlecht roch. Er stank regelrecht. Jede Faser in Zeldas Körper war auf Flucht eingestellt, aber sie konnte es einfach nicht übers Herz bringen, die naive, hilflose Joanna mit Donnie alleine zu lassen, auch wenn sie schon mal mit ihm alleine gewesen war und die ganze Zeit gelogen hatte. Zelda summte und ließ einen weiteren Ohrring auf Donnies Rasen und auf die unterste Stufe seiner Hintertreppe fallen.
Kaum waren sie im Haus angekommen, verriegelte Donnie hinter ihnen die Tür. »Ab nach oben, Mädchen«, sagte er.
»Was hast du denn für meine Mom gemacht?«, fragte Zelda, die vor Joanna die Treppe hinauflief. Donnie war dicht hinter ihnen, stieg schwer keuchend die Stufen hoch.
Alter unsportlicher Sack,
dachte Zelda.
Bäh, der Typ scheint sogar angetörnt zu sein. Wenn der wüsste, mit wem er sich angelegt hat.
Es stellte sich heraus, dass Donnie weder das eine noch das andere war. Immerhin war er kräftig genug, den beiden Mädchen eins überzubraten, als sie im Obergeschoss angekommen waren. Zelda sah noch, wie Joanna zu Boden ging, ehe alles um sie herum schwarz wurde.
Gideons gute Laune hätte Ophelia um ein Haar eingelullt. Er hatte ja auch genug Grund, sich zu freuen. »Die Ermittlungen gegen Donnie gehen gut voran. Seine Finanzlage ist lange nicht so gut, wie er vorgibt. Er hat angeboten, das Haus der Wylers in bar zu bezahlen. Ob er den Zuschlag
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