Verrückt nach einer Vampirin
mit dröhnendem Schädel in einem Wandschrank eingesperrt gewesen, als ihre Reißzähne durchgebrochen waren. Bei dem Gedanken an ihre Mutter hätte Zelda um ein Haar auch geweint.
Reiß dich zusammen! Später.
Sobald sie hier raus waren, konnte sie weinen, so viel sie wollte. Zelda leckte sich das Blut von den Lippen und legte den Kopf zu Joanna herüber, in der Hoffnung, sie ein wenig zu beruhigen.
»Ich muss ein paar Besorgungen machen, Mädels, aber ich kann einfach nicht riskieren, dass ihr frei herumlauft und Blödsinn macht, während ich weg bin.«
Rumms!
»Ich werde nicht lange fort sein.« Die schweren Schritte entfernten sich. Wenige Sekunden später fiel die Haustür lautstark ins Schloss.
»Shhh!« Zelda lauschte angestrengt. »Da, jetzt hat er den Motor angelassen. Das ist unsere Chance.« So schnell es ging, robbte Zelda nach vorne. »Rutsch an die Stelle, an der ich bis jetzt gesessen habe, aber so, dass du mit dem Rücken zu mir sitzt und die Füße in der Ecke sind. Schnell!«
Schniefend tat Joanna, was Zelda sie angewiesen hatte, auch wenn es in der engen Kammer eine kleine Ewigkeit dauerte. Zelda machte sich so klein wie möglich. »Greif mit den Fingern in meine Hosentasche. Genau da.« Sie stieß mit der Hüfte gegen Joannas Hintern. »Hol den Schlüsselbund heraus. Ich hab ein Taschenmesser daran. Wir werden die Fesseln einfach durchschneiden.«
Joanna tastete nach der Hosentasche.
»Du schaffst das«, feuerte Zelda sie an, als Joanna nach dem dritten Versuch in Tränen ausbrach. »Gib jetzt bloß nicht auf. Du musst es so lange probieren, bis es irgendwann klappt.«
»Es ist so heiß hier drin.« Joannas Finger rutschten immer wieder ab, als das Mädchen sie in Zeldas Hosentasche schieben wollte. »So stickig. Wir werden ersticken!«
»Wir werden
nicht
ersticken. Wenn es sein muss, dann beiße ich ein Loch in die Wand. Für jetzt reicht die Luft, die wir hier drin haben. Mach einfach weiter.« Zelda atmete tief durch.
Ich werde nicht die Geduld verlieren.
»Vielleicht klappt es besser, wenn ich mich rüberlehne.«
Bitte, bitte, bitte.
Joanna keuchte, machte die Finger lang und streckte die Hand aus – ohne Erfolg. »Das hat keinen Sinn«, jammerte sie. »Ich schaffe es nicht. Ich kann nichts sehen, meine Schulter tut weh, und meine Finger sind wie taub. Meine Handgelenke bringen mich um.«
Das liegt daran, dass sie bluten.
»Du hast keine andere Wahl«, zischte Zelda. »Jetzt versuch es weiter. Los, konzentrier dich. So schwer ist das doch nicht!«
Joanna stieß einen Schrei aus und stampfte mit den gefesselten Füßen auf dem Boden auf. »Woher willst du denn wissen, ob das schwer ist oder nicht? Du bist ja so verdammt perfekt! Kannst du nicht wie jedes normale Mädchen Angst haben und weinen?«
Wie bitte?
»Nimm dein Schicksal als Vampir an«, würde ihre Mutter sagen. »Gib ihr, was sie braucht.«
Zelda hatte keine andere Wahl: Wenn sie jetzt ausrastete, dann würden sie es womöglich nie hier rausschaffen, und wer weiß, was Donnie noch mit ihnen vorhatte. Also ging sie auf Joanna ein: »Wie kommst du darauf, dass ich nicht weine?« Sie nutzte die Gelegenheit und ließ ihre Stimme erstickt klingen. Sie wollte Joanna trösten, und wenn sie dazu weinerlich klingen musste, dann war es eben so. Zelda schob noch ein Schniefen nach. »Nur weil ich nicht oft weine, heißt das noch lange nicht, dass ich keine Angst habe. Davon abgesehen, spare ich mir das für später auf.«
»Was sparst du dir für später auf? Reden wir jetzt hier auf einmal über Sex?«
Zelda lachte halb hysterisch auf. »Nicht mein erstes Mal, du dumme Nuss. Meine
Tränen.
Ich hebe sie mir für die Zeit auf, wenn wir wieder frei sind. Dann heule ich mich bei meiner Mutter aus.« Sie erlaubte sich einen Schluchzer, bevor sie sich auf die Lippe biss … und blutete. »Versuch es noch mal. Bitte.«
Joanna zog die Nase hoch und versuchte es ein weiteres Mal. Eine Minute später landeten die Schlüssel klirrend auf dem Boden.
»Super! Du hast uns das Leben gerettet!« Zelda rutschte nach vorne, fädelte den Finger durch den Ring und tastete nach dem Messer. Im Geiste dankte sie Constantine dafür, dass er ihr dieses Wunderwerkzeug geschenkt hatte. Sie fuhr die Umrisse des kleinen Messers ab, ehe sie die Klinge aufklappte. »Jetzt wieder Rücken an Rücken.« Wenige nervenaufreibende Minuten später gab das Seil um Joannas Hände nach. »Los, jetzt du. Zerschneide meine Fesseln. Es spielt keine Rolle, dass du
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