Verrückt nach einer Vampirin
ihn seit einer halben Ewigkeit, und außerdem hast du so traurig ausgesehen. Und …« Zelda zerrte wütend an ihren Fesseln. »Und weil ich ein Volltrottel bin, bin ich trotzdem mit dir und Donnie mitgekommen.«
»Es tut mir so leid.« Joanna fing wieder an zu weinen. »Das ist alles meine Schuld. Du hast nur versucht, nett zu sein.«
»Es gibt nett, und es gibt dumm, und wie sich herausgestellt hat, bin ich Letzteres.« Als Zelda wieder gegen die Fesseln ankämpfte, zuckte ein beißender Schmerz durch ihre Schulter.
Ich Idiot! Benutz endlich deinen Verstand.
»Nicht weinen, Joanna. Wir stehen das gemeinsam durch und finden einen Weg hier raus.«
»Es ist so dunkel«, schluchzte Joanna. »Tut mir leid, aber ich habe wirklich riesige Angst.«
Zelda, der die Dunkelheit weniger ausmachte, empfand Mitleid mit der hilflosen Joanna. »Donnie hat die Bilder gemacht, stimmt’s? Und weil er dir gedroht hat, gibst du vor, sie selbst geschossen zu haben. Ich bin dir nicht böse, dass du gelogen hat.«
»Das war nicht gelogen. Ich habe sie wirklich selbst gemacht. Er hat mich nur dabei erwischt.«
»Igitt«, zischte Zelda. »Das ist so was von ekelig.« Sie zog die Knie bis zur Brust und schob sie wieder von sich, um eine Handbreit nach vorne zu rutschen.
»Donnie ist ein neugieriges, widerliches Schwein.« Joannas Stimme zitterte vor Wut. »Er glotzt nicht nur aus dem Fenster, um alle Nachbarn zu beobachten. Manchmal guckt er auch bei uns rein. So hat er mich erwischt. Ich hasse ihn. Er hat mir den Film abgenommen und gesagt, er würde Abzüge machen und sie an alle Jungs in der Schule schicken, wenn ich ihn verrate. Und als wäre das nicht schlimm genug, hat er dafür gesorgt, dass meine Eltern sie zu sehen bekommen.« Ihre Stimme schraubte sich panisch höher. »Was meinst du, was er mit uns machen wird?«
»Nichts«, erwiderte Zelda mit fester Stimme. »Uns wird nichts passieren.« Sie rutschte näher an Joanna heran. Als sie die Hüfte in die andere Richtung hob, grub sich ihr der Schlüsselbund in den Hintern.
Bingo!
»Fang jetzt bitte nicht wieder an zu weinen. Ich habe einen Plan.«
Im Untergeschoss fiel eine Tür geräuschvoll ins Schloss. Joanna schnappte nach Luft. »Das ist Donnie!«
Ach, wirklich?
»Shhh.«
»Vielleicht geht er ja weg!«, flüsterte Joanna. »Vielleicht …«
»Leider nicht.« Zelda konnte ihn bereits auf der Treppe hören. »Er kommt nach oben. Tu so, als wärst du noch bewusstlos. Beweg dich nicht und sag kein Wort.«
Schwere Schritte näherten sich der Tür. Wieder wurde Zelda von einem stechenden Schmerz gepackt. Um sich unter Kontrolle zu halten, biss sie sich auf die Zunge. Im selben Moment schmeckte sie Blut.
Lecker.
Doch schnell schob sie das angenehme Gefühl, das das Blut in ihr ausgelöst hatte, von sich, um sich auf die drohende Gefahr zu konzentrieren. Sie wusste selbst nicht, wie sie reagieren würde, wenn er ihnen zu nahe kam.
Ich beiße ihn,
sagte Zelda sich.
Ich reiß ihn auf.
Erschrocken zuckte sie vor ihren brutalen Gedanken, eindeutig eine Auswirkung ihrer Vampirgene, zurück.
»Seid ihr wach?«, fragte Donnie.
Joanna unterdrückte ein Schluchzen.
»Tut mir wirklich leid, Mädels.« Donnie klang fast schon traurig. »Ich hatte nicht vor, euch wegzuschließen, und ich wollte euch auch nicht weh tun.«
Peng!
Die Wand des Schuhschrankes bebte. Joanna stieß ein verzweifeltes Wimmern aus, und Zelda spürte, wie sie zitterte.
Was zum Teufel geht hier vor sich? Ich bringe dieses Schwein dafür um, dass er Joanna so viel Angst einjagt.
Für den Bruchteil einer Sekunde schossen Zelda die Vorzüge dieses Temperaments, das so heißblütig und rasend nur bei einem Vampir sein konnte, durch den Kopf, bis der pochende Kopfschmerz wieder die Oberhand gewann. Sie hatte das Gefühl, als würde jemand ihren Schädel spalten. Um nicht zu schreien, biss sie sich ein weiteres Mal auf die Lippe. Wieder Blut.
»Seid ihr jetzt endlich wach?«
Kawumm!
»Was hattet ihr auch in Ophelias Haus zu suchen? Ihr hättet gar nicht da sein sollen«, keuchte Donnie.
Peng!
Joanna ließ sich kraftlos gegen Zelda fallen. Und dann dämmerte es Zelda. Der alte Sack verschloss die Tür mit Nägeln.
»Tut mir echt leid«, hörte sie Donnie sagen. »Aber mir bleibt nichts anderes übrig.«
Zelda spürte, wie unbändige Wut in ihr aufkam. Ihre Kiefer pulsierten, bebten und zitterten. Sie kniff die Augen zusammen, bis das Gefühl etwas abebbte.
Von wegen Kinderspiel.
Aber Violet war ja auch nicht
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