Verrueckt nach Liebe
Maniküren und Hautspezialistinnen Behandlungsräume von ihr anmieteten. Ihr ging es endlich gut. So gut, dass sie nicht mehr die Anruferkennung nutzen musste, um Telefonaten mit Schuldeneintreibern zu entgehen.
Sie dachte an alles, was sie am Abend noch erledigen musste, und hoffte, dass ihre Mutter Pippen schon etwas zu essen gemacht hatte. Der Junge war größer als die meisten Gleichaltrigen. Er würde einmal so groß wie sein Daddy, die Ratte. Auch wenn Ronnie seinem Sohn in letzter Zeit einen Tick mehr Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Er nahm ihn am nächsten Wochenende, was schön war, da Louella ihren Bingoabend hatte und Lily ihre Sonderaktion.
Als das Telefon in ihrer Handtasche und das UConnect im Wagen klingelten, blickte sie aufs Lenkrad. Der Jeep Cherokee war immer noch so neu für sie, dass sie oft die falschen Knöpfe drückte und die Anrufe beendete statt annahm. Besonders abends. Sie drückte einen Knopf, von dem sie hoffte, dass er der richtige war. »Hallo?«
»Wann kommst du nach Hause?«, fragte ihr Sohn.
»Ich bin schon unterwegs.«
»Was gibt’s zu essen?«
Lächelnd griff sie in ihre Handtasche auf dem Beifahrersitz. »Hat Grandma dir nichts gekocht?«
Pippen seufzte. »Sie hat Spaghetti gemacht.«
»Oh.« Louella war berüchtigt für ihre schlechte italienische Küche. Dasselbe galt für Tex-Mex-Gerichte. Für eine Frau, die ihr Leben lang Essen serviert hatte, war sie eine miserable Köchin.
»Ich verstecke mich im Bad.«
Lily lachte und zog eine Flasche Wasser heraus. »Ich mach dir ein getoastetes Käsesandwich mit Suppe«, versprach sie und schraubte den Verschluss ab. Sie hatte Halsschmerzen und fragte sich, ob sie sich einen Infekt eingefangen hatte. Das war nur eines der vielen Risiken, wenn man beruflich viel mit Menschen zu tun hatte.
»Schon wieder?«
Jetzt war es an Lily zu seufzen. »Was willst du denn?« Sie sah über den Flaschenrand auf die Straße, während sie einen großen Schluck trank. Sie hatte keine Zeit, um krank zu werden.
»Pizza.«
Lächelnd ließ sie die Flasche sinken. »Schon wieder?«
Ein Blinklicht im Rückspiegel erregte ihre Aufmerksamkeit. Dicht hinter ihr fuhr ein Streifenwagen, weshalb sie den Fuß vom Gas nahm, um ihn vorbeizulassen. Als er nicht überholte, stellte sie erschrocken fest, dass er sie im Visier hatte. »Du meine Güte«, murmelte sie. »Das kann nicht sein Ernst sein.«
»Was?«
»Nichts. Ich muss Schluss machen, Pippen.« Sie wollte ihn nicht beunruhigen. »Ich bin bald zu Hause«, versicherte sie ihm und legte auf. Sie hielt am Straßenrand, und die Scheinwerfer und das rot-weiß-blaue Blinklicht erhellten den Jeep Cherokee, als der Sheriffwagen hinter ihr hielt.
Es hatte eine Zeit in ihrem Leben gegeben, in der sie durchgedreht wäre. In der sie Herzrasen bekommen, ihr Puls gehämmert, ihr der Kopf geschwirrt und sie fieberhaft überlegt hätte, wobei man sie nun wieder ertappt oder was sie im Handschuhfach, in der Konsole oder im Kofferraum versteckt hatte. Doch die Zeiten waren vorbei, und heute Abend war sie nur verärgert. Was vermutlich bedeutete, dass sie eine gesetzestreue Bürgerin war. Mit achtunddreißig endlich erwachsen. Trotzdem war sie verärgert.
Sie schaltete das Automatikgetriebe auf Parken und drückte auf den Fensterknopf an der Armlehne. Während die Scheibe aufglitt, beobachtete sie im Seitenspiegel, wie die Tür des Sheriffwagens aufging. Sie kannte fast alle Hilfssheriffs in Potter County, da sie mit der Hälfte von ihnen oder ihren Verwandten die Schulbank gedrückt hatte. Wenn es Neal Flegel oder Marty Dingus war, der sie angehalten hatte, wäre sie richtig sauer. Neal war ein Freund von ihr, der nicht lange fackeln würde, sie anzuhalten, um einfach nur mit ihr zu quatschen, und Marty war frisch geschieden. Sie hatte ihm letzte Woche die Haare geschnitten, und er hatte regelrecht aufgestöhnt, als sie ihn im Haarwaschbecken einshampoonierte. Sie hatte keine Zeit für eine Fahrzeugkontrolle, nur damit Marty sie erneut um eine Verabredung bitten konnte.
Eine Falte zerfurchte ihre Stirn, als sie dem von hinten beleuchteten Hilfssheriff dabei zusah, wie er auf sie zukam. Er war kleiner als Marty und dünner als Neal. Sie konnte erkennen, dass er eine braune Nylonjacke mit einem Stern auf der Brust trug. Am Kragen seiner Jacke war einiges Zubehör befestigt, und sein Gürtel schien von diverser Polizeiausrüstung beschwert zu sein. Die Wolke seines Atems hing von den Scheinwerfern erhellt hinter
Weitere Kostenlose Bücher