Verrueckt nach Liebe
ohne ihn nicht vorstellen konnte.
Honky-Tonk-Musik drang durch die Ritzen im Gebäude und wurde lauter, als sie hineinging. Da alle wussten, dass man die Hinterzimmer für Veranstaltungen mieten konnte, durchquerte sie zielstrebig die Bar. Ein paar Bekannte riefen ihren Namen, und sie winkte ihnen zu, während sie sich durch das Gedränge kämpfte. Als sie eines der Hinterzimmer erreichte, schlüpfte sie in dem Moment durch die Tür, als eine Stripperin im Polizeioutfit Marty Dingus mit Handschellen an einen Stuhl fesselte. Aus einem MP3-Player dröhnte Kid Rock, der davon sang, wie er in Baton Rouge eine »klasse Kleine« aufgegabelt hatte. Lily sah sich im Raum um, bis ihr Blick auf Tucker fiel, der etwas abseits stand. Er trug ein schwarzes T-Shirt und eine Jeans und hielt den Kopf schief, als betrachtete er den Hintern der Stripperin eingehend.
Mit Herzklopfen lief Lily an den geschockten Deputys vorbei; Tucker selbst war total auf die Stripperin fixiert und nippte an einer Flasche Lone Star.
»Also ernsthaft, Tucker.« Sie blieb neben ihm stehen. »Cadillac Pussy?« Sie deutete auf den MP3-Player, aus dessen kleinen Lautsprechern die Musik plärrte. »Du kennst doch meine Meinung zu vulgärer Ausdrucksweise.«
Er wandte ruckartig den Kopf zu ihr und ließ die Bierflasche sinken. »Was machst du denn hier, Lily?« Er sah geschockt aus, aber nicht im Geringsten peinlich berührt.
»Scheint, als hätte ich dich aufgespürt.« Sie deutete auf die halbnackte Frau, die sexuell eindeutige Verrenkungen vollführte. »Und du schaust Marty dabei zu, wie er mit einem Lap Dance beglückt wird.«
Tucker schüttelte den Kopf. »Beim Lap Dance ist sie noch nicht angelangt. Der kommt erst, wenn sie sich bis auf den String-Tanga auszieht.« Er sagte das, als käme ihm nicht einmal in den Sinn, verlegen darüber zu sein, dass er so gut Bescheid wusste.
Während sie unterwegs gewesen war, sich eine Geldstrafe eingehandelt und sich ein wenig impulsiv benommen hatte, hatte er gemütlich sein Bierchen geschlürft und eine halbnackte Frau angeglotzt. Jetzt … Jetzt fing sie doch langsam an, ansatzweise ein bisschen durchzudrehen. »Wenn du dich vom Anblick des Stripperinnen-Hinterns losreißen kannst, würde ich gern kurz mit dir reden. Gehen wir raus?«
»Klar.« Als er durch den kleinen Männertrupp zur Tür lief, schob sie ihre Hand in seine. Er blickte zu ihr zurück, sah ihr in die Augen und drückte ihre Hand, sodass ihr das Herz aufging. Sie liefen über einen kurzen Flur und traten zur Hintertür hinaus. Am hinteren Ende der Bar war eine Holzveranda angebaut, die zu dieser Jahreszeit leer war.
Lily blieb an einem zusammengeklappten Tisch stehen, der an der Wand lehnte. Sie hatte einen Kloß im Hals und atmete tief durch. Die Deckenleuchten schienen auf sie herab, doch sein Gesicht verriet nichts.
Sie musste sich ganz auf ihn einlassen und ihm das nun auch sagen. »Ich liebe dich, Tucker. Ich liebe dich und will mit dir zusammen sein.« Sie schluckte heftig und senkte den Blick auf seine Halskuhle. »Du warst ehrlich zu mir und hast mir von deiner Vergangenheit erzählt, und wer du bist, aber ich habe dir nicht von mir erzählt.« Sie schüttelte den Kopf, und der Rest brach in einem Wortschwall aus ihr heraus. »Alle halten mich für verrückt. Ich gebe zu, dass ich in der Vergangenheit ein paar verrückte Sachen gemacht habe. Sachen, die mich lange verfolgt haben, und ich habe Angst, dass du mich verlässt, wenn du davon erfährst.«
»Ich geh nirgendwohin.« Er legte den Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, um ihr in die Augen zu sehen. »Ich kenne dich, Lily. Ich weiß alles über dich. Ich weiß, dass du fast zwangseingewiesen wurdest, weil du mit deinem Wagen in das Haus deines Exmanns gerast bist. Ich weiß, dass dich die Sache mit ihm fertiggemacht hat, aber du hast dich zusammengerissen und bist eine erfolgreiche Geschäftsfrau geworden. Du solltest stolz auf dich sein.
Ich weiß, dass du deinen Sohn liebst, und als ich dich das erste Mal zusammen mit Pippen sah, habe ich gesehen, wie sehr du ihn liebst. Du hast gesagt, du würdest für ihn töten, und da wusste ich, dass ich auch so lieben und geliebt werden wollte.«
Sie blinzelte. »Du weißt, dass die Leute mich für verrückt halten? Warum hast du nichts gesagt?«
»Weil es nicht stimmt. Du bist leidenschaftlich und du liebst mit Herz und Seele, und das will ich.«
»Und wenn es nun stimmt? Ich habe sehr hart daran gearbeitet, nicht
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