verrueckt nach mehr
hast du das mit der Hir n blutung?«, fragte er verwundert.
»Von dem kleinen Arzt.«
»Ah, alles klar. Dr. Suan !« Derek Bender verdrehte die Augen, was etwas merkwürdig aussah für einen Mann in se i nem Alter. »Man nennt ihn insgeheim auch Dr. Schreck. Aber, psst, nicht weitersagen!«
Ich schmunzelte halbherzig. »Das ist Sergios Cousin, B o jan«, sagte ich schließlich.
Derek streckte Bojan die Hand entgegen und sagte: »Freut mich ... Eine gewisse Familienähnlichkeit ist unverkennbar.«
Bojan zuckte mit den Schultern. »Hi«, erwiderte er knapp.
In dem Moment sah ich Jelena den Flur entlang eilen. Hi n ter ihr folgten Luka und eine mir unbekannte Frau. Sie kamen direkt auf uns zu. Auf ihren Gesichtern lag der unverwechse l bare Ausdruck tiefster Besorgnis.
Derek registrierte, wie Bojan und ich in eine Richtung starrten, und richtete sich wieder auf. »Ich schau nachher wi e der vorbei«, sagte er und verschwand. Ich sah ihm noch hi n terher und hoffte, dass er sein Wort halten würde.
Und dann stand Jelena vor uns. »Die sagen, wir sollen warten ...«, sagte sie mit vorwurfsvoller Stimme.
»Ja, leider«, seufzte ich.
Jelena zog die andere Frau am Jackenärmel zu sich her. »Das ist meine Schwester Sanja, Bojans Mama.«
»Hallo, hab schon viel von dir gehört«, sagte Sanja mit e i nem herzlichen Lächeln. »Nur schade, dass wir uns ausg e rechnet hier kennenlernen, oder?«
»Hallo«, erwiderte ich etwas beklommen.
Bojan deutete auf freie Plätze gegenüber von uns. »Setzt euch mal«, sagte er. »Soll ich uns Kaffee holen?«
Er wartete die Antwort gar nicht erst ab und erhob sich.
»Warte, ich komm mit«, rief Luka und folgte ihm.
Ich sah den beiden hinterher.
An Bojans Erscheinung gab‘s wie immer nichts auszuse t zen, aber Luka sah furchtbar aus. Sein Gesicht war aufgedu n sen und gerötet. Die dichten Bartstoppeln an seinem Doppe l kinn ließen ihn irgendwie verwahrlost wirken. Er trug eine schwarze, zerschlissene Herbstjacke mit einem Riss im Ärmel, aus dem das weiße Innenfutter hervorquoll. Seine Jeans waren wie immer zu weit und viel zu kurz, die Sportschuhe abg e wetzt und schmutzig. Er stellte zu seinen beiden Cousins e i nen bemerkenswerten Kontrast dar, dem heute auch noch ein Schuss Tragik anhaftete.
Während die Jungs weg waren, fragte mich Jelena wegen Sergio aus, und ich erzählte ihr alle entscheidenden Details über den Kampf, und wie es ihm danach ergangen war.
»Er wollte nicht ins Krankenhaus«, verriet ich.
Jelena sah mich kopfschüttelnd an. »Danke, Lexi! Danke, dass du meinen Sturkopf überreden konntest.«
Ich nickte und spürte, wie meine Augen brannten.
Bojan und Luka kamen mit Pappbechern zurück und ve r teilten sie an uns. Dann setzten sie sich etwas weiter weg und redeten mit ernsten Gesichtern und leiser Stimme miteinander, als würden sie etwas Wichtiges besprechen.
Jelena war so angespannt, dass sie aufstehen und umhe r laufen musste.
Sanja ließ sie sich auf den Sitz neben mir nieder und ve r suchte, mich in ein Gespräch zu verwickeln. »Männer machen einem nur Kummer, stimmt‘s? Und trotzdem verlieben wir uns immer wieder in sie.«
Sie stupste mich mit dem Ellbogen in die Seite. Ihre schwarzen Haare lagen lang und weich um ihre Schultern und ließen ihre makellose Alabasterhaut leuchten. Die grünen A u gen waren etwas dunkler als die von Bojan. Sie trug große runde Ohrringe und eine silberne Halskette, an der ein Am u lett mit einem smaragdgrünen Stein hing.
Ich nickte höflich. Einen Moment lang schwiegen wir. Dann sagte ich: »Ich habe Ihr Juweliergeschäft gesehen, von außen. Die Schaufenster-Dekoration mit der alten Schatztruhe ist toll.«
Das Thema war goldrichtig und ließ sie erzählen, wie sie und ihr Mann sich hochgearbeitet hatten und schließlich den Laden eröffnen konnten. Sanja meinte, sie hätten Glück, dass Bojan so ein Talent für das Handwerk des Goldschmieds habe und so kreativ sei.
»Und er mag den Job wirklich gerne«, fügte ich hinzu.
In dem Moment setzte sich Bojan zu uns. »Redet ihr über mich?«, wollte er augenzwinkernd wissen, während er einen Schluck von seinem Kaffee trank.
Es war unfassbar, wie lange wir warten mussten. Niemand informierte uns darüber, wie es Sergio ging und wo man ihn hingebracht hatte. Jelena und Bojan fragten mehrfach nach, aber man vertröstete sie. Wir sollten geduldig sein, hieß es. Es seien eben noch andere Patienten zu versorgen.
Als es längst schon Mittag durch war,
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