verrueckt nach mehr
gegenüber so pampig benahm.
Sergio führte mich in Yvos Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Schau dir mal die Bilder an«, sagte er und deutete auf die unterschiedlich großen Kartonleinwände, die gegen die Wand und den Kleiderschrank lehnten. »Schau sie dir an, L e xi. Was sagst du? Spinn ich, oder sind die echt gut gewo r den?«
Ich näherte mich den Bildern und ging etwa einen Meter vor ihnen in die Hocke. Was ich sah, war erstaunlich. »Er mischt die Farbe auf der Leinwand, so, wie er sie haben will«, sagte ich beeindruckt. »Er trägt sie fleckig auf, mit seiner P i xel-Technik, aber inzwischen variiert er die Größe der Striche. Der Gesamteffekt ist unglaublich toll, finde ich ... Er hat sein Zimmer aus verschiedenen Perspektiven gemalt und unte r schiedliche Lichtverhältnisse berücksichtigt ... Und das da ...« Ich zeigte auf eines der Bilder.
»Genau ... das ist doch unsere Küche! Der Esstisch, die Schränke ... die Obstschale ...« Sergio war voller Bewund e rung. »Das Bild ist der Hammer, Lexi. Ich mein, er ist noch nicht mal elf!«
Vorsichtig nahm ich das besagte Bild hoch und musste ihm Recht geben. Man konnte die Einrichtung gut wiedererkennen, aber vor allem war die Farbwahl grandios. »Wenn er das aus dem Gedächtnis gemalt hat, wow ... Oder war er dafür in der Küche?«
»Nein, er malt nur in seinem Zimmer. Stundenlang manchmal ... Dank deiner genialen Idee hat er ganz offensich t lich eine neue Leidenschaft für sich entdeckt.« Sergio rutschte in die Hocke und lehnte mit Rücken und Kopf gegen die Tür.
Ich sah mir die restlichen Bilder genauer an.
Ein Bild zeigte einen mir fremden Raum mit kleinen qua d ratischen Tischen und bunten Kinderstühlen, ein anderes einen Schwarm Zugvögel vor dem Hintergrund eines blauen Hi m mels. Keines der Bilder zeigte Personen, aber jedes war auf seine Weise einzigartig gut gemalt.
»Ich will für Yvo alles kaufen, was so ein kleines Malg e nie braucht, Lexi. Er soll seine eigene Staffelei haben und noch viel mehr Farben und Pinsel und was weiß ich, was es da alles gibt. Du musst mich da beraten.« Sergio rieb sich über die Augenlider.
Ich stellte die Bilder an ihren Platz zurück. Dann setzte ich mich neben ihn und lehnte ebenfalls gegen die Tür. Unsere Arme drückten sich gegeneinander. »Gerne. Aber werd du erstmal gesund.«
Sergio drehte den Kopf zu mir und starrte auf meinen Mund. »Ich fühl mich schon viel besser, seit mir dieser Bender irgendwelche Drogen eingeflößt hat.«
Ich musste schmunzeln.
»Du sollst dich trotzdem schonen«, sagte ich leise.
Er beugte sich etwas vor und drückte einen Kuss auf me i nen Mund. Ich behielt die Lippen geschlossen. »Sergio, du ...«
»Mmh?«
»Du weißt, du musst dich hinlegen.«
»Nicht bevor ich einen vernünftigen Kuss gekriegt habe«, raunte er.
»Wir sind in Yvos Zimmer.«
»Und er ist nicht da.«
Einige Augenblicke sahen wir uns schweigend an. Unsere Gesichter nur eine Handbreit voneinander entfernt. Dann pressten sich seine Lippen erneut auf meine. Und diesmal öf f nete ich den Mund für ihn ...
Und schloss die Augen.
Seine Hand umfasste meine Wange, strich hinab zu me i nem Hals und legte sich um meinen Nacken. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ließ mich beinah vergessen, dass wir im falschen Zimmer waren, Sergio eine Gehirnerschütterung hatte und ich bald nach Hause musste. Ich wollte am liebsten die Zeit anhalten, damit ich diesen Moment lange auskosten konnte.
Leider beendete das schrille Klingeln an der Wohnungstür unseren Kuss.
» Jetzt ... ist er da«, flüsterte Sergio an meiner Wange.
Später lag ich mit Sergio noch eine Weile auf seinem Bett und hörte ihm beim Pläneschmieden zu. Er sprach leise mit geschlossenen Lidern. »Morgen kriegt die Autowerkstatt gr ü nes Licht von mir. Vielleicht ist das Cabrio Sonntag schon einsatzbereit und da dachte ich, wir könnten eine Spritztour mit meinem Opa machen ... falls er sich nicht weigert natü r lich ... Leider kann der alte Mann verflixt eigensinnig sein ... Was meinst du, Lexi?«
Ich schmiegte mich enger an seine Brust. »Klingt alles nach viel Action, Sergio ... und nicht nach der verschriebenen Ruhe, die du brauchst.«
»Ich gönn mir Ruhe, wenn ich tot bin, an ð ele moj!«
Ich schob meine Hand unter seinen Pulli und legte sie flach auf sein Sixpack. »Schon klar, aber dein Gehirn braucht die Ruhe jetzt.«
»Fang du nicht auch noch so an ...«, stöhnte er genervt.
»Ich weiß, sorry ... aber
Weitere Kostenlose Bücher