verrueckt nach mehr
sie ihn am liebsten fest an ihre Brust gedrückt, beließ es aber bei einem kurzen Stre i cheln über seinen Kopf. Yvo sah stur an ihr vorbei und rührte sich nicht.
Jelena hatte feuchte Augen und schniefte ein wenig. Sie lief schnell in die Küche, und als sie wieder zurückkam, drückte sie Sergio eine kleine Tüte in die Hand.
»Ich hab ein paar Süßigkeiten eingepackt«, sagte sie.
Sergio nahm die Tüte und gab sie mir. »Danke, Mama, war nicht nötig. Ich wollte unterwegs noch einkaufen«, erw i derte er.
»Fahrt vorsichtig«, rief uns Jelena noch hinterher. »Und ruft mal zwischendurch an, ja!«
Sergio öffnete per Fernsteuerung das Verdeck des Cabrios und war sichtlich aufgeregt. »Wir sind schon `ne Weile nicht mehr oben ohne gefahren, was?«
Ich lächelte und zog die Wollmütze, die er mir gegeben hatte, bis über beide Ohren.
Yvo stand kurz unschlüssig da, den zotteligen Chewbacca fest im Arm, und krabbelte schließlich auf die Rückbank, d i rekt auf den Platz hinter dem Fahrersitz.
Sergio beugte sich etwas zu ihm herunter. »Soll ich dich anschnallen oder ... oder willst du es selber machen?« Es war immer besser, Yvo zu fragen, bevor man ihm zu nahe kam, das galt sogar für Sergio.
»Alles gut«, murmelte Yvo und griff nach dem Gurt.
»Er kennt es von dem Fahrservice, der ihn immer zur Schule und nach Hause bringt«, sagte Sergio und schwang sich hinters Steuer.
Wir fuhren zu Bojans Haus, wo wir in der zweiten Reihe haltend auf ihn warteten. Als er wie ein Pfeil aus dem Gebä u de herausgeschossen kam und Yvo im Cabrio erblickte, ve r langsamte er seinen Spurt und schien total baff.
»Hey, wer sitzt denn da? ... den kenn ich doch!«, rief er und ließ sich übers ganze Gesicht strahlend neben unseren Überraschungsgast auf die Rückbank gleiten.
Die Sonne schien golden vom wolkenlosen Himmel herab. Die Luft war kühl, aber nicht eisig. Der heutige Sonntag machte seinem Namen alle Ehre.
Bevor wir aus der Stadt hinausfuhren, hielt Sergio auf e i ner Tankstelle, füllte Benzin nach, checkte den Motor und die Reifen und kaufte uns noch ein paar Getränke. Für die K o walskys besorgte er ebenfalls etwas.
»Ich will nicht mit leeren Händen erscheinen«, sagte er, während er die Tüten bei mir im Fußraum verstaute. »Pralinen für Ewa und polnischen Wodka für Pawel, na zdrowie !«
»Wissen sie Bescheid, dass wir kommen?«, fragte ich.
»Ja. Nur dass wir Yvo mitbringen, wissen sie noch nicht.«
»Sergio, was ist mit ... ähm ...« Ich stockte. Mir waren die Hunde eingefallen. Von Adriana hatte ich mal erfahren, dass Yvo mit Tieren seine Probleme hatte, weil sie ungestüm und unberechenbar sein konnten. Und diese agilen Wachhunde ... oh oh ... sie machten ja sogar mich nervös.
Sergio sah mich fragend an, während er den Wagen anließ.
Auf der gegenüberliegenden Kreuzung entdeckte ich eine Frau mit einem mittelgroßen Mischlingshund an der Leine und deutete mit dem Finger auf sie, ohne dass Yvo es mitb e kam.
Ich rollte mit den Augen und flüsterte. »Die zwei großen ... mhm-mhms ! ... auf dem Bauernhof, meine ich!«
»Ah ... okay!« Sergio nickte wissend und warf einen Blick in den Rückspiegel. »Ich trag ihn auf den Schultern ins Haus«, nuschelte er leise aus dem Mundwinkel. »Das geht schon.«
Und dann düsten wir aus dem Stadtgebiet auf die Lan d straße.
»Mach doch mal Musik an, Lexi«, rief Bojan von hinten.
Ich fummelte am Radio herum, bis ich einen Sender g e funden hatte, mit dem er zufrieden war.
»Kumpel, alles okay bei dir da hinten?« Sergio suchte Yvo im Rückspiegel.
Yvo ging es gut, wie ich mich mit einem Schulterblick ü berzeugen konnte. Er hatte den Kopf zur Seite weggedreht, als würde er den Anblick der weiten Felder zu seiner Linken g e nießen, oder Bojans Blicken ausweichen, so ganz genau kon n te man es nicht wissen.
Der kalte Fahrtwind wehte uns ordentlich um die Köpfe und ließ unsere Wangen und Nasenspitzen rot werden. De n noch war es einfach nur herrlich, ohne Dach zu fahren.
Nach einigen Kilometern wurden wir blitzartig von einem Land Rover überholt, obwohl das entgegenkommende Fah r zeug schon viel zu nah schien und vor uns drei weitere Autos fuhren, die zu wenig Abstand zueinander hielten. Wir ve r stummten allesamt vor Spannung, als wir das sahen.
Ich starrte ängstlich auf die Fahrbahn.
Die Autos vor uns bremsten notgedrungen ab, und Sergio musste ebenfalls auf die Bremse treten, um seinem Vorde r mann nicht hinten reinzufahren.
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