verrueckt nach mehr
mit mir! Oder er hat heute einen beso n ders guten Tag, ich weiß nicht. Ich weiß nur, das Bild kommt an die Wand, sobald dieser verdammte Nagel aufhört, sich dagegen zu sträuben.«
Sergios Lächeln kam aus tiefstem Herzen, das sah ich s o fort. »Ich sag‘s doch! Er macht schneller Fortschritte, als wir je geglaubt hätten! ... Majka, jetzt gib mir schon den Hammer ... Nicht, dass du dir die Finger zermalmst ...«
»Ich kann das, Sergio!«, wehrte Jelena ab. »Komm mir bloß nicht so! Ich hab schon mehr Nägel in Wände gehauen, als du Tattoostiche auf der Haut hast!«
Ich musste heimlich in mich hineinschmunzeln.
Sergio sah sie stirnrunzelnd an, verdrehte grinsend die A u gen und stöhnte. »Na, gut ... Schrei, wenn ich den Notarzt rufen soll.« Dann wurde er ernster und sagte: »Noch was ... wir wollen nachher zum Bauernhof rausfahren, werden wah r scheinlich erst gegen Abend wieder zurück sein.«
Jelena sah uns kurz an. »Du meinst zu diesen Kowalskys, nicht? Was sind das für Leute, Sergio? Sind die nicht alt? Na ja, du wirst hoffentlich schon wissen, was du tust.«
Ganz vorsichtig hämmerte sie weiter. Es sah nicht so aus, als wollte der Nagel in die Wand. Sergio und ich wechselten stumme Blicke.
Dann deutete er mir mit dem Kopf, dass wir Jelena allein werkeln lassen und in sein Zimmer gehen sollten.
Ich ließ mich auf Sergios Bett fallen und sah ihm beim Umziehen zu. »Deine Mutter sah glücklich aus, hast du‘s b e merkt?«, sagte ich und zog mir das Kissen unter den Kopf.
Er nickte.
Während er in dunkelgrüne Armee-Hosen stieg und einen schwarzen Ledergürtel durch die Schlaufen zog, sagte er: »Deine Antennen funktionieren perfekt, Lexi!«
»Und ... ist das gut?«, säuselte ich vergnügt.
Sergio streifte sich ein enges Langarmshirt über und stec k te es in die Hose. Er warf mir ein schiefes Lächeln zu. »Na klar, aber vor allem nützlich, wenn man‘s mit den Lovic` zu tun hat!«
»Wie meinst du das?«, hakte ich neugierig nach.
»Na ja ... kann passieren, dass sie schmollen oder depr i miert sind und dann den Mund nicht aufkriegen ... Oder sie machen es wie Yvo ... einfach dichthalten ... Oder wie mein Opa, der sich plötzlich ausklinkt und man darf raten, was in ihm vorgeht.«
»Vielleicht hab ich das drauf, weil ich bei meiner Mom oft auch raten muss«, sagte ich ernst.
Sergio setzte sich neben mich und sah mich fragend an. »Wir haben noch nicht gefrühstückt ...«
Seine Lippen waren leicht geöffnet und ich sah kurz die Spitze seiner Zunge auftauchen, was mich gleich auf ganz andere Gedanken brachte.
»Hallo-ooh!!!«, rief er und schnippte mit den Fingern.
Schnell sah ich ihm wieder in die Augen und grinste. »Ja?«
»Okay, Lexi ... ich frag nicht, was du gerade gedacht hast.«
»Oh, ich ... also ich ... ja, ich brauche dringend was zu e s sen.«
Paar Minuten später saßen wir bei Yvo am Tisch und stär k ten uns mit einem opulenten Omelette, das Sergio mit Zwi e beln und Tomaten zubereitet und scharf gewürzt hatte. Es schmeckte köstlich!
Während wir aßen, unterhielten wir uns über den gepla n ten Ausflug und dass wir bei dem tollen Wetter das Verdeck des Cabrios öffnen könnten, wenn wir uns Wollmützen au f setzten.
Plötzlich sprach uns Yvo an, ohne Blickkontakt zwar, aber mit einer klaren Absicht. »Das Auto ist gut«, sagte er au s druckslos. »Fahre mit! Das tu ich.«
Sergio starrte seinen Bruder völlig perplex an. Er sah aus, als hätte er den Atem angehalten. Dann sagte er mit sanfter Stimme. »Wie ... du willst mit uns mitfahren, Yvo? Hab ich das richtig verstanden?«
»Das Auto ist gut ...«, sagte Yvo tonlos, »... ja ja, da fahr ich mit. Ich und Tschukka, ja ja ...« Er blickte aus dem Fen s ter, und Sergio wandte sich mit großen Augen zu mir und schluckte. Ich war nicht minder überwältigt, denn noch nie hatte ich von Yvo eine derart eindeutige Wunschäußerung g e hört.
»Was hältst du davon?«, fragte ich Sergio leise.
Er legte sein Besteck weg, lehnte sich zurück und spähte aus den Augenwinkeln zu seinem Bruder. »Na dann nehmen wir ihn mit! ... Hey, Kumpel ...«, sagte er freudig, »find ich echt cool, dass Tschukka und du mitkommen wollt !«
Jelena war zuerst sehr skeptisch und glaubte, wir hätten Yvo missinterpretiert. Als der Kleine jedoch in voller Montur - mit Mütze und Schal - und seiner Puppe im Arm im Flur auf uns wartete, wurde ihr klar, dass er es wirklich wollte. Sie kniete vor ihm nieder. Bestimmt hätte
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