Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm

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denkst. Manche Leute fangen mit dem kompletten Drumherum von Höllenfeuer und Teufeln mit Gabeln und so an. Einige fangen mit Marmorhallen und Helden an. Manche mit Engeln. Du liegst richtig. Was mich betrifft, ich habe mit tropischen Inseln und Mädchen angefangen. Mann, o Mann, eine Zeitlang habe ich vielleicht ein paar tolle Bienen gehabt.
    »Du bist tot, stimmt’s? Und die anderen, von denen du sprichst, die sind auch tot, ja?«
    – Andere kommen hier gar nicht her, Junge. Du hast wieder den Nagel auf den Kopf getroffen.
    »Und wo sind die anderen alle?« Langsam kam sich Corky auf den Arm genommen vor. Stand das am Ende all seines Strebens und seiner Mühen? Eine blödsinnige Unterhaltung mit einem Punkt? Er blickte an dem Gefährten vorbei und sah nichts als Wüste, soweit das Auge reichte. Und wenn er sich Meeresstrände ausgedacht hätte oder Inseln, dann könnte er die bekommen, alles, was er wollte.
    – Am Anfang halten wir es hier so, daß wir einem Neuankömmling nur die Gesellschaft von einem einzigen Typen bieten, oder einem Mädchen, wenn es sich um ein weibliches Wesen handelt. Weißt du, sonst käme er sich vielleicht wie in einer Massenszene in einem Film von De Mille vor.
    Corky dachte an Lauren, an Pitts, und vor seinen Augen tat sich ein Bild auf. Es sah aus wie eine Darstellung aus dem Wachsfigurenkabinett. »Was ist los?« fragte er mißmutig und ging auf Lauren zu. Das Bild wich zurück. Es schien ihm nah genug zu sein, daß er ein Teil davon sein konnte, doch er war ausgeschlossen, und wenn er die Hand nach ihr ausstreckte, blieb sie immer in gleicher Entfernung.
    – Die Zeit ist eingefroren, das ist alles. Es gibt ein kleines Problem in der technischen Abteilung, aber es wird bald behoben sein, möchte ich wetten.
    Corky dachte an die Schiffe, die er gesehen hatte, und schon waren sie da, erstarrt im Wasser. Eine Möwe war im Flug erstarrt. Matrosen waren bei ihrer Arbeit erstarrt. Ein herausgeputzter Offizier hielt sich ein Fernglas fast vor die Augen, er blinzelte bereits, um sich darauf einzustellen. Wasser war mitten im Aufspritzen erstarrt, Wellen bewegten sich nicht mehr. Corky sah wieder zu Lauren hin und wußte nicht, ob sie tot oder lebendig war. Pitts hatte einen Fuß vom felsigen Boden gehoben.
    »Okay, der Trick ist gut, und ich werde dem Mann am Tor etwas in den Beutel schmeißen oder wie das geht, aber stell es jetzt wieder an.«
    – Das kann ich nicht. Ich bin noch nicht lange genug hier, um so etwas schon gelernt zu haben.
    »Dann bring mich zu dem Knaben, der es kann. Hast du einen Namen?«
    – Ich weiß nicht. Wir benutzen hier im allgemeinen keine Namen. Ich meine, wir brauchen sie eigentlich nicht.
    Sein Führer hatte sich in Bewegung gesetzt; Corky trottete neben ihm her und dachte angestrengt nach. Plötzlich blieb er stehen. »Wohin gehen wir?«
    – Wohin du möchtest.
    Corky drehte sich um in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Er sah an sich hinunter und fand sich normal, soweit er das beurteilen konnte. Und der Junge mit dem struppigen Haar würde sich bestimmt fest anfassen, dachte er trübsinnig, genauso, wie sich der Fels unter seinen Füßen wie Fels anfühlen würde. »Hör auf mit dem Quatsch!« sagte er.
    – Aber ich bin dein Führer. Ich soll dir bei der Eingewöhnung helfen. Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht genau, was das soll, aber es ist meine Aufgabe.
    Irgend etwas war faul an der ganzen Sache, das wußte Corky. Er saß auf einem Stein, hielt sich mit beiden Händen daran fest, und doch hatte er das Gefühl einer Bewegung, als ob er äußerst sanft, kaum wahrnehmbar, weitergestoßen würde. Er leistete Widerstand, und das Gefühl ließ nach, dann kam es wieder. »Okay, ihr Scheißer«, sagte er. »Ich haue ab. Das wollt ihr nicht, was? Ihr wollt, daß ich diesmal bleibe, oder?«
    Er stand auf und sah sich wieder nach Lauren um; nichts hatte sich geändert. Er sah seinen Führer an und dachte sich ihn weg; er verschwand.
    – Ich bin immer noch da, Junge. Ich habe dir doch gesagt, es ist meine Aufgabe. Ich muß bei dir bleiben.
    »Ich möchte mit jemandem über die Dinge sprechen, die hier vor sich gehen. Mit jemandem, der nicht du ist, Kleiner.«
    – Sprich nur! Sie hören dich gut.
    »Yeah, das glaube ich gern. Okay. Also, was passiert, wenn ich jetzt wieder rübergehe und diese kleine Szene beende?«
    – Das wissen wir nicht genau, soweit hat es noch nie jemand gebracht.
    »Bist du der Boss?« Die neue Stimme war tief und beruhigend,