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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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alles hörte einfach auf? Wie bei Paulus?
    – Ja, ich glaube schon. Deshalb haben wir bemerkt, daß der Schatten hier auftauchte.
    – Junge, Junge. Wie lang war das Ganze eingefroren?
    – Diese Frage ist ohne Bedeutung. Der Schatten existierte, existiert noch und wird ewig existieren, oder er hat nie existiert, wenn wir den Schaden beheben können.
    – Deshalb konnte niemand über dieses Jahr hinausblicken? Oder irgendwelche Überbleibsel sehen?
    – Genau. Jetzt hör mal zu! Die Frau hat nach ihm geschlagen, natürlich nur, damit er sich selbst rettete, und damit hatte alles ein Ende. Wir werden uns ihm öffnen, ihn sofort aufnehmen, ohne dieses ganze Theater, das er gewöhnlich bei seinen Versuchen veranstaltet. Und du bist der einzige, der direkt mit ihm in Verbindung treten wird, es sei denn, es taucht irgendein Problem auf, das ist klar. Dann werde ich mich zu euch gesellen.
    – Und wir werden ihm so zusetzen, daß er ganz bis auf die andere Seite durchgeht? Warum? Was ist damit erreicht?
    – Glaube mir, einige der größten Geister haben diesem Problem ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit gewidmet. Vielleicht haben wir eine Lösung.
    – Du bist nicht einmal sicher! Armer Kerl! Womit hat er das verdient? Na ja, laß gut sein, keine weiteren Belehrungen mehr. Im Sinne eines höheren Guten, das ganze Zeug. Ich weiß schon. Okay, laß uns mit der Vorstellung beginnen.
    – Ja. Johanna, bist du bereit, für den Fall, daß wir dich brauchen, damit du dich um Lauren kümmerst?
    – Aber natürlich. Die arme Kleine, die arme Kleine!
    – Stimmt. Los jetzt!
     
    Corky hatte sich gedacht, daß er, sobald Lauren sich ein wenig von Morris Pitts entfernt hätte, gleich abheben könnte, und er wußte, daß er dort ankommen würde, bevor der Schuß losging. Aber Morris Pitts Vorschlag war vielleicht noch besser. Er könnte sich die Klippe hinunterstürzen; Pitts und Lauren würden zusammen weggehen. Nur, daß er nicht glaubte, daß Lauren das Ganze überleben würde. Und das bedeutete, beschloß er, während er sich das Halsband festzog, daß er es auf jeden Fall mit Morris Pitts aufnehmen mußte, egal, wer ihn von den vielen Booten ringsum beobachtete. Sollten sie doch denken, was sie wollten, sollte sich die Theorie des Colonel bestätigen, alles egal. Pitts mußte ausgeschaltet werden, und er war überzeugt davon, daß Lauren bei so ziemlich jedem anderen auf der Welt eine bessere Chance hätte als bei diesem schleimigen Wurm. Er ließ Morris Pitts nicht aus den Augen; wenn er schoß, würde Lauren getroffen werden. Corky würde schneller schweben als die Kugel, doch sie konnte das nicht. Okay, dachte er, während er die Hände senkte, es bliebe ihm also nichts anderes übrig, als einen Sprung zur Pistole zu machen. Er mußte die Pistole zu Boden schlagen und sich dann mit Pitts befassen, aber erst die Pistole niederschlagen …
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie Lauren einen Satz nach vorn machte; bevor er sich fangen oder eine Gegenbewegung machen konnte, setzte sein Reflex ein, und er löste sich auf, noch bevor der Schuß losging, bevor sie schrie und bevor Morris Pitts wie besessen losbrüllte.
     
    – Hallohallo, Junge! Willkommen!
    »Wo bin ich? Wer bist du? Ich kann dich nicht sehen. Aha, so, ja, das ist besser.« In dem Moment, als er sagte, daß er ihn nicht sehen könnte, hatte er ihn auch schon gesehen. Einen dünnen, knorrigen Mann, vielleicht in den Zwanzigern, bekleidet mit Jeans und Pullover. Seine Haare waren struppig und weiß. Er war zwei bis drei Zentimeter kleiner als Corky.
    – Ich bin dein Gastgeber, könnte man sagen. Ich soll dich herumführen, dir alles ein bißchen schmackhaft machen.
    »Wo herumführen?« Er betrachtete die Landschaft: in der Ferne eine Wiese mit blühenden Wildblumen in Rot, Gelb, Weiß. Das Summen von Bienen klang in seinen Ohren; eine Lerche trillerte; eine duftende Brise zauste sanft in seinen Haaren. Hinter ihm begann ein Wald mit Lichtsprenkeln, zwei Rehe grasten an seinem Rand. Er drehte sich ruckartig zu seinem Gastgeber um und sagte: »Unsinn! Der Himmel aus der Sonntagsschule, ja?«
    Die Kulisse verwandelte sich in eine finstere, unwirtliche Wüste mit schwarzem Basaltgestein und grobem Sand, und kein lebendes Geschöpf war zu sehen.
    »Und wenn ich jetzt an die Engel mit den Harfen denke, dann werden mir die ebenfalls geboten, was?« fragte er.
    – Du begreifst schneller als die meisten Typen. Das ist der Kern der Sache. Du kannst alles haben, an was du

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