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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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höre. »Wir brauchen Zuckerbrot, und zwar so schnell wie möglich. Wir wissen, wer die Mörderin ist, aber wenn ihre Kollegin etwas gemerkt haben sollte und sie anruft …«
    »Ich dachte, du bist bei der Hochzeitsprobe.«
    »Bin ich nicht. Bitte, such Zuckerbrot!«
    »Okay, aber du unternimmst inzwischen nichts.«
    »Er soll sich sofort bei mir melden.«
    »Du solltest in Oskars Armen liegen … Mach ja keinen Unsinn.«
    »Schnell«, flehe ich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich alle Fotodateien zugemacht habe. Wenn wir der blonden Sprechstundenhilfe verdächtig vorgekommen sind und sie im Behandlungsraum nachsieht und sich der Bildschirm noch nicht abgeschaltet hat und da die Bilder von Nicole sind – sie könnte sie anrufen. Und dadurch warnen. Auch wenn das gar nicht ihre Absicht wäre.
    »Wir können nicht warten«, sagt Vesna und fährt, so schnell es der Abendverkehr erlaubt, in Richtung Universität.
    Ich will nicht am Haustor läuten, besser, man überrascht sie in der Wohnung. Aber bis jemand kommt und uns ins Haus lässt …
    Vesna macht kurzen Prozess und drückt auf die Klingelknöpfe von drei verschiedenen Wohnparteien.
    Wir hören »Wer ist da?« und »Ja?«. Und Vesna sagt mit starkem Akzent: »Bitte reinlassen, bin Putzfrau«, und überraschenderweise lässt man uns hinein.
    Ich deute zum Lift. Wir steigen ein und merken, dass eine Wohnungstür im Erdgeschoss aufgeht. »Hallo?«, ruft jemand hinter uns her.
    Zweiter Stock, gleich vis-a-vis vom Lift ist ihre Wohnung, ich hole tief Luft und läute. Schritte hinter der Tür. Was, wenn sie nicht allein ist?
    Nicole Frohner trägt einen bequemen Jogginganzug aus grauem Velours, sie sieht jung und verletzlich aus. Wir sagen nichts, sondern treten einfach ein, sie weicht zurück.
    »Was wollen Sie?«
    Ich krame die Fotos aus meiner Handtasche und halte sie ihr wortlos hin. Sie nimmt die Blätter, starrt eines nach dem anderen an, sie flattern zu Boden.
    »Dr. Hofer hat Sie im Steinbruch fotografiert. Vor zwei Monaten. Sie waren gemeinsam dort. Ein Platz für Liebespaare. Aber dann … war alles auf einmal ganz anders«, sage ich mit belegter Stimme.
    Die ehemalige Sprechstundenhilfe schaut mich an, dann Vesna. »Wir haben gestritten. Ich wollte schon zur Polizei … aber … Ich wollte ihn doch nicht umbringen«, flüstert sie.
    Ich nehme sie am Arm, führe sie ins Wohnzimmer, wir setzen uns.
    »Erzählen Sie«, sage ich. »Seit wann waren Sie ein Paar?«
    Sie nickt. »Nicht sehr lange, ich habe ihn immer gerne gemocht, er war ein so guter Arzt mit so viel Verantwortungsbewusstsein. Er hat immer wieder davon gesprochen, dass er einen Weg finden wird, damit ich mein Studium fertig machen kann. Es ist während dieser schrecklichen Scheidung passiert. Er hat mir so leidgetan. Er war am Boden, alles, was er versucht hat, um seine Familie und seine Ehe zu retten, ist gescheitert. Am Abend ist er in der Ordination sitzen geblieben und hat ins Leere gestarrt. Irgendwann einmal habe ich meinen Mut zusammengenommen und gesagt, es geht doch weiter, das Leben. Da hat er aufgeschaut und gelächelt. Ganz traurig. Und so hat alles begonnen. Ich meine, er war immer der, auf den man sich verlassen konnte. Und plötzlich hat er mich gebraucht, ich war … stolz darauf. Wir waren sehr vorsichtig, natürlich. Denn wenn jemand dahintergekommen wäre, hätte das auf die Scheidung schlimme Auswirkungen gehabt.«
    »Und es hat Sie nicht gestört, dass seine Frau allein schuldig geschieden wurde?«
    Nicole reibt sich die Hände, als ob ihr kalt wäre. »Nein, zu Beginn nicht. Helmut hat mir das erklärt, sie hat ja die Ehe zerstört, nicht er. Ich hab … Ich hab mich nur gewundert, warum er so vehement die Scheidung gewollt hat, aber er hat gesagt, wenn etwas vorbei sei, gebe es kein Zurück mehr. Sie hatte ihn verraten. Und er war eben sehr aufgewühlt in dieser Zeit.«
    »Und dann?«
    »Dann war die Scheidung vorbei. Ich habe aufgeatmet, mir gedacht, langsam können wir anfangen uns in der Öffentlichkeit zu zeigen. Aber er wollte noch warten, bis auch die Vermögensaufteilung durch ist. Es war mir nicht wichtig, ich war verliebt und … eben geschmeichelt, wissen Sie, so ein großartiger Arzt, dass der etwas an mir findet …« Sie sieht mich mit großen Augen an. »Ich war stolz darauf, ihn trösten zu können. Es war in gewisser Weise aufregend. Und dann …« Sie schüttelt den Kopf.
    »Soll ich Ihnen etwas zu trinken holen?«, frage ich.
    Vesna sieht mich wütend an, aber

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