Verschleppt
nicht haben. Sie hob genervt die Arme und streckte sich.
Das Telefon riss sie aus ihren Gedanken. Sara kannte die Nummer nicht und nahm ab. „Cooper.“ Kurze Stille, dann hörte sie ein langes Atmen, bis eine Stimme ertönte. Eine Stimme, die sie sehr gut kannte. „Alan Lundberg“, hörte sie am anderen Ende der Leitung. „Ich sitze gerade an der morgigen Ausgabe und wollte hören, ob es schon was Neues gibt oder ob Sie immer noch NICHTS haben“, sagte er mit provokanter Stimme. Sara setzte sich aufrecht hin. „Lundberg!“ Sara war gereizt, ihre Finger, mit denen sie den Hörer fest umklammerte, wurden langsam taub, während sie versuchte, ihre Worte zu ordnen. „Rufen Sie mich nie wieder an, verstanden?! Mit Ihren Hetztiraden helfen Sie weder uns noch den Kindern!“ „Passen Sie lieber auf, dass Ihnen nichts entgeht“, blaffte er zurück und beendete das Gespräch. Sie knallte den Hörer auf, dass alle im Büro sie anstarrten. „Habt Ihr nichts zu tun?“, raunzte sie in die Runde. Sie rieb sich die Augen und überlegte fieberhaft. Ihr kam die Sache mit Lundberg immer abstruser vor. Woher hatte er immer die ganzen Informationen? Warum war er immer einer der ersten am Tatort? Sara hegte schon länger einen bösen Verdacht, aber sie traute sich nicht, diesen Gedanken auszusprechen. Gab es eine undichte Stelle in ihrem Team? Sara schüttelte den Kopf, sie wollte sich frei machen von diesem Gespenst. Sie klappte seufzend die Akten zu, als plötzlich Shawn zu ihr gestürmt kam, er war aufgeregt. „Wir haben einen der Jungen gefunden!“
Kapitel 19
Sara sprang auf und folgte Shawn. Lilly und Cruz waren bereits nach unten zu ihren Fahrzeugen gerannt. „Erzähl schon, Shawn! Wen habt ihr gefunden?“ Sie nahmen die Treppen und Sara hatte Mühe, ihrem Kollegen zu folgen. „Es ist Jason Smith. Der Junge, der vor drei Monaten verschwunden ist. Er muss irgendwie an ein Telefon gekommen sein, mit dem er seine Mutter angerufen hat. Er hat nur geweint und immer wieder um Hilfe gerufen.“ Sie waren unten angekommen und rannten zu Shawns Auto. „Und woher wisst ihr, wo der Junge jetzt ist?“, Sara wunderte sich. Shawn ließ den Motor an und trat auf das Gaspedal. „Im Hintergrund sind Geräusche zu hören. Unsere Kollegen vor Ort konnten diese herausfiltern. Es sind ganz deutlich Gleise zu hören und die Durchsage einer U-Bahn an einer Trolley Station. Es ist der Balboa Park. Er muss also im näheren Umkreis des Parks sein, wahrscheinlich in einem Keller.“ Sara wurde nervös, sie faltete ihre zitternden Hände. Sie hoffte, dass das nicht wieder eine Sackgasse war. „Was ist mit Jasons Eltern?“, fragte sie, ohne Shawn anzuschauen. „Die werden ins Präsidium gebracht. Es war schwer, sie zu beruhigen. Aber sie haben eingesehen, dass sie uns vor Ort keine Hilfe sind.“ Sara blickte stumm aus dem Fenster, ihre Gedankenwelt überschlug sich, während Shawn sich hupend durch den Verkehr kämpfte und über den hitzigen Asphalt jagte.
Sie fuhren westlich an den Park heran. Sara überlegte, was sie vorfinden würden. War dort nur Jason? Was ist mit den anderen Kindern? Ein mobiles Einsatzkommando war schon vor Ort, genauso Lilly und Cruz. Lilly kam ihnen entgegengelaufen. „Wir haben ihn! Wir konnten die Geräusche auf einen Radius von 500 Metern eingrenzen und schließlich waren die Geräusche zu orten. Es ist ein heruntergekommenes Gebäude, hier in einer Seitenstraße. Man hört Jasons Wimmern von der Straße aus. Sie konnten seine Position einwandfrei bestimmen. Er weint unentwegt.“ Sara wäre am liebsten sofort losgerannt, aber sie riss sich zusammen. „Wie gehen wir vor?“, fragte sie schließlich. Ein großer Mann mit breiten Schultern in schwarzer Montur trat an sie heran. Er trug einen Helm und war verkabelt. „Peter Welsh, ich bin der Einsatzleiter.“ Er nickte allen kurz zu, statt ihnen die Hand zu geben. „Meine Männer sind einsatzbereit. Wir werden von zwei Seiten das Gebäude stürmen. Zudem sichern wir das Dach. Wir können nicht einschätzen, ob der Kerl vor Ort ist. Wir wundern uns, warum er den Jungen unaufhaltsam weinen lässt. Vielleicht erwartet er uns und es ist eine Falle. Wir rechnen mit allem.“ Sara rieb sich die Augen. „Sie wollen also stürmen! Ist das nicht viel zu gefährlich?“ Ihre Stimme klang besorgt. Welsh streifte ihren Blick nur. „Wir haben keine andere Wahl.“ Er drehte sich um und sprach in sein Funkmikro, das an seinem Helm befestigt war. „Alle in
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