Verschleppt ins Tal Diabolo
mit?“
„Nicht für alles Geld der
Welt.“
Olaf grinste. „Dann werde ich
wohl auf meinen alten Freund Stritzi zurückgreifen. Karl Stritzihoff. Ist ‘ne
ganze Weile vor mir aus dem Knast getürmt. Als Leiche, hahahah! War Spitze, wie
der den gesamten Apparat reingelegt hat.“
„Mach, was du willst. Mich geht
das alles nichts an. Ich weiß von nichts.“ Aber dann siegte bei Bernd Riedmeyer
die Neugier — und er fragte: „Weißt du, wo er steckt?“
„Das kriege ich raus. Wir haben
dieselben Freunde.“
„Wie schön.“
„Mit dem Geld seile ich mich ab
in den Süden. Italien. Mittelmeer. Davon habe ich im Knast geträumt. In ‘nem
halben Jahr schicke ich dir dann ein Päckchen voll Geld. Deinen Anteil.“
„Hm. Na ja. Okay. Aber ich weiß
von nichts.“
Zum Abschied ein Händedruck.
Olaf schritt zur nächsten Ecke und war verschwunden.
Bernd ging zum Tatort. Jochen
war noch bewusstlos, sah blass aus und hatte viel Blut verloren. Bernd wälzte
ihn auf den Rücken und band die Wunde mit Jochens Gürtel ab. Mehr ließ sich im
Moment nicht tun. Aber der Notarzt musste her. Bernd hatte keine
Gewissensbisse, stellte nur verwundert fest, dass die Verbundenheit mit einem
ungeliebten Bruder offenbar doch stärker war als das Mitgefühl mit einem
Arbeitskollegen. Bernd setzte sich in den Transportwagen und griff zum Telefon.
8. Roberto legt nach
Inspektor Bienert, genannt
Wespe, trug heute ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck DU MICH AUCH! und
gelbe Chinos-Jeans, wirkte also geradezu altbacken und salontauglich. Er hatte
die Füße auf den Schreibtisch gelegt und grinste. TKKG nahmen Platz auf dem
Halbrund der Stühle. Wespe blies ein Kusshändchen in Richtung Fenster, schielte
aber dabei zu Gaby.
„Gleich stopfe ich deine Füße
ins Schreibtischfach und schließe ab“, meinte Tim. „Nun erzähl endlich, damit
wir dir beim Nachdenken helfen können.“
„In der Tat“, Wespe kratzte
sich am Ohr, „ist da allerhand Neues. Über diesen Roberto muss ich mich
wundern. Eine Nacht in der Zelle und seine Strategie bricht zusammen. Ich will
damit sagen: Er ist jetzt eine echte Hilfe.“
„Was war er denn gestern?“,
fragte Tim. „Dein erbitterter Gegner? Er war doch total kooperativ, hat dir/uns
den wertvollsten Tipp geliefert.“
„Einerseits“, nickte Wespe.
„Andererseits hat er gelogen. Um noch einen Trumpf im Ärmel zu haben, wie er
jetzt zugibt.“
„Und was ist dieser Trumpf?“,
erkundigte sich Gaby und gähnte in den Handteller.
„Er hat“, Wespe betonte jedes
Wort, „gestern... beim Durchsehen... der Vorstrafenkartei... den Typ, den
Täter, die rechte Hand des Satans... hat ihn entdeckt. Wollte sich das aber
aufheben als Ass. Doch — wie gesagt — über Nacht in der Zelle ist ihm klar
geworden, dass er sich mit dem Zurückhalten dieser Info total in die... Tinte
reitet.“
„Danke für die Tinte“, sagte
Gaby. „Wenn du eines Tages lernst wie man sich kleidet, wird noch ein richtiger
Gentleman aus dir.“
„Bin ich schon, Gaby. Bin ich
schon. Dies hier ist Dienstkleidung.“
„Bei deinem Vater“, meinte
Klößchen zu Gaby gewandt, „ist mir so was noch nie aufgefallen.“
„Weil er Profil hat“, erklärte
Karl grinsend, „kann er darauf verzichten. Er muss keine Profilneurose (übertriebene
Selbstdarstellung ) entwickeln. Andere müssen.“
„Falls du mich meinst,
Musterknabe“, sagte Wespe, „liegst du völlig falsch. Meine geilen Klamotten und
meine Wahnsinns-Frisur haben nur einen einzigen Zweck: Gaby zu beeindrucken.“
Tim beugte sich zu seiner
Freundin. Vernehmlich flüsterte er ihr ins Ohr; „Klar, du kannst ihn nicht
ausstehen. Aber irgendwann musst du ihn mal anlächeln. Für zwei bis zweieinhalb
Sekunden. Sonst stürzt er sich aus dem Fenster. Was ja nicht schade wäre. Aber
dein Vater muss noch in der Stadtrand-Klinik bleiben, mindestens zwei Wochen. So
lange wird Inspektor Bienert gebraucht.“
Wespe nahm die Füße vom
Schreibtisch. „Schluss mit lustig. Interessiert euch, wer’s ist? Er heißt Karl
Stritzihoff, wird Stritzi genannt, ist ein echter Schwerverbrecher und vor
kurzem per Trick aus der Landesstrafanstalt ausgebrochen. Seitdem wird nach ihm
gefahndet. Der Kerl ist gefährlich. Er hat eine Vorstrafenliste von hier bis
auf den Flur. Stritzi schreckt vor nichts zurück. Wir müssen damit rechnen,
dass er weitermacht. Irgendwie.“
Hm!, dachte der TKKG-Häuptling,
Wespe ist nicht ganz so besorgt, wie er’s jetzt sein müsste.
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