Verschleppt ins Tal Diabolo
ich den Wagen stehen. Für die
letzten Kilometer nehme ich ein Taxi. Hoffentlich kommt’s nicht noch
schlimmer.“
„Wieso? Was meinst du?“
„Na, diese Fahrer. Auf den
Gebirgsstraßen. Immer haarscharf am Abgrund. Dabei reden sie ins Handy,
rauchen, gestikulieren und gucken dauernd nach hinten.“
„Ich drücke dir den Daumen.“
„Sobald ich da bin, rufe ich
an. Nicht erst morgen. Bis dann also!“
Klick. Er starrte auf den
Hörer. Verdammt! Sie hatte vier Koffer. Sie wollte fünf Wochen bleiben. Vier
Koffer! Der Taxifahrer würde sie ins Ferienhaus tragen. Ein Bungalow,
geschmiegt an einen Berghang. Das einzige Gebäude weit und breit. Drei
Kilometer bis zum nächsten Dorf. Und Bernd war natürlich längst da, war im
Haus, war eingestiegen durch ein Rückfenster, lauerte auf sein Opfer.
O Mann! Pass auf!, dachte
Schulten. Das Miststück kommt nicht allein.
Er hätte Bernd gern gewarnt.
Aber der besaß kein Handy.
Schulten wartete. Trotz seiner
Beruhigungspille begann er zu schwitzen. Eine knappe Stunde verging. Dann
schreckte ihn das Telefon auf.
„Erich! Ich bin wütend. Diese
Kerle! Hier sind doch die Frauen nur Freiwild. Dieser unverschämte Kerl — ich
meine den Taxifahrer — wollte zudringlich werden. Ich habe ihn nicht ins Haus
reingelassen. Am liebsten würde ich ihn anzeigen.“
„Weißt du seinen Namen?“
„Nein. Aber ich habe die
Autonummer.“
„Ist er weg?“
„Gott sei Dank! Ich habe ihm
kein Trinkgeld gegeben.“
„Das ist... tödlich.“
„Unverschämtheiten auch noch
belohnen? Nicht mit mir. Ich wusste es ja: Das ist heute nicht mein Tag.“
„Entspann dich! Du brauchst
Ruhe.“
„Ich packe jetzt aus. Das
Wetter ist herrlich. Aber hier im Haus steht die Luft. Es riecht muffig und
unbewohnt. Nachher ..Sie stockte.
„Was ist?“, fragte er und sein
Herz begann zu hämmern trotz des Beruhigungsmittels.
„Ich weiß nicht.“ Marion
flüsterte. „Ein Geräusch im Schlafzimmer. Als wären da Schritte.“
„Schritte? Das kann doch
nicht...“
„O Gott!“, kreischte sie mit
überschlagender Stimme. „Wer... wer sind... Was machen Sie... Erich! Ein
Maskierter! Er... Nein! Neiiiin!“
Der Schrei gellte durch die
Leitung. Ein Poltern. Dann ein dumpfes, hässliches Geräusch. Schulten lauschte
mit angehaltenem Atem. Jetzt wurde der Hörer aufgelegt.
Na, also! Schulten lehnte sich
zurück und schloss die Augen. Bernd erledigte seinen Auftrag, hatte Marion mit
Chloroform betäubt, würde sie in eine Felshöhle verschleppen — und sich dann
melden.
Alles lief bestens. Er grinste.
10. Turkmenische Brustschild-Natter
Das Feinschmecker-Restaurant
TASCHNER lag in einer Seitenstraße. Tim kannte den Fresstempel nur vom
Vorbeifahren. Aber Klößchen hatte schon wiederholt hier gespeist — mit seinen
Eltern. Während des gesamten Weges schwärmte er seinen Freunden vor von den
phantastischen Schöpfungen des Küchenchefs.
Es war Tims Idee. Er wollte —
wie es seine Art ist — nichts unversucht lassen, um nach der rechten Hand des
Satans — die ja nun einen Namen hatte, nämlich Karl Stritzihoff — zu forschen.
Was Tim vorhatte, war mit Wespe abgesprochen. Der coole Inspektor hatte nichts
dagegen, erklärte aber vorsorglich, dass er von nichts wisse. Denn bei aller
Cleverness, mit der sich TKKG ins kriminelle Geschehen einmischen — sie sind
Junior-Detektive und keine Gehaltsempfänger im Präsidium.
„Der Weinkalender könnte eine
Spur sein“, verkündete Klößchen zum x-ten Mal — und stoppte sein Bike vor dem
Eingang des Restaurants.
Tim musterte die Nobelautos,
die am Bordstein parkten. Das TASCHNER hatte eine breite Fensterfront zur
Straße. Die Fenstertische waren alle besetzt. Es war Mittag. Kellner nahmen
Bestellungen auf und lächelten mit sämtlichen Zähnen.
Gaby stand schon vor der
ausgehängten Speisekarte und las. „Sehr hochpreisig“, stellte Tims Freundin
fest.
„Aber angemessen“, erklärte
Klößchen. „Es schmeckt zum Niederknien.“
„Ich esse lieber im Sitzen“,
sagte Karl und stellte sich neben Gaby.
„Wir sollten reingehen und
speisen.“ Klößchen lief schon das Wasser im Munde zusammen. „Irgendein Tisch
wird noch frei sein. Abends muss man vorbestellen. Sonst geht da gar nichts.“
„Erstens haben wir keinen
Hunger“, sagte Tim. „Und zweitens nicht genug Geld. Aber reingehen werde ich —
und nach meinem Onkel fragen, nach Herrn Karl Stritzihoff. Vielleicht komme ich
dann mit dem Oberkellner ins Gespräch.
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