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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Da kommt noch was
Gutes.
    Der Inspektor begann mit dem
linken Mundwinkel zu lächeln, grinste über die Oberlippe nach rechts und bezog
auch die Unterlippe mit ein.
    „Vor Gericht, Freunde, werde
ich wirklich ein gutes Wort einlegen für Roberto Fulvati, denn er hat uns noch
etwas geliefert. Hier!“
    Er griff in ein
Schreibtischfach. Dann hielt er eine Plastikhülle mit ausgestrecktem Arm in die
Höhe, eine Hülle — wie sie zum Eintüten von Beweisstücken benutzt wird.
    In der Hülle erkannte Tim ein
handtellergroßes Plastikkärtchen. Keine Kredit- oder EC-Karte, sondern...
    Tim stand auf, trat näher und
sah’s.
    „Diese Dinger kenne ich, Wespe.
Auf der einen Seite ist der Jahreskalender, auf der anderen ein so genannter
Wein-Kalender. Das heißt: eine Übersicht über die besten Jahrgänge der Rot- und
Weißweine. Denn die Trauben gedeihen ja in jedem Jahr anders. Ein Weinkenner
werde ich zwar nie, denn Wein ist Alkohol — und den schickt uns der Satan, wenn
er gerade mal Pause macht beim Kultivieren der Tabakpflanzen — aber ich weiß
Bescheid.“
    „Bravo, Tim“, nickte Wespe.
„Ich muss noch ergänzen: So ein Weinkalender wird von noblen
Feinschmecker-Lokalen als Werbegeschenk unter die Leute gebracht. In diesem
Fall — die Adresse steht drauf — von dem Gourmet-Restaurant Taschner.“
    „Und was hat der Wein-Kalender
mit Stritzihoff zu tun?“, fragte Karl.
    „Beim letzten Treffen mit
Roberto ist ihm das Plastikkärtchen aus der Tasche gefallen. Roberto hat den
Fuß draufgestellt und es dann unbemerkt aufgehoben. Er dachte, es wäre eine
Kreditkarte, und war enttäuscht. Hat’s aber trotzdem behalten — und seiner
Freundin geschenkt, einer gewissen Sofia Ulango. Sie ist aus Neapel gekommen
und erst ein paar Tage hier. In Neapel hat sie in einer Bodega, einem
Weinlokal, gearbeitet. Sie liebt Weine. Als ich vorhin zu ihr kam, um das
Kärtchen zu holen, war sie allerdings nüchtern. Auf dem Plastik sind etliche
Fingerabdrücke. Ihre, natürlich. Robertos, sowieso. Und die von Stritzi. Damit
wissen wir nun hundertprozentig, dass er identisch ist — personengleich wie ich
mit mir — mit der rechten Hand des Satans.“
    „Wunderbar!“, lobte Tim. „Aber
wo versteckt sich Stritzi?“
    „Vielleicht speist er zuweilen
oder öfters im Taschner“, überlegte Klößchen. „Dann könnte man ihm dort eine
Falle stellen.“
    Wespe nickte und holte ein
Fahndungsfoto aus der Schreibtischlade.
    „Das ist er.“
    Das Foto wanderte von Hand zu
Hand. Tim prägte sich das Gesicht ein. Roberto hatte den Kerl gut beschrieben.
Ein längliches Gesicht. Es erinnerte an die Karikatur eines bösen Gauls. Tief
liegende, grüngraue Augen, dichte Brauen. Die lange Narbe unterm Kinn war
blass.

    „Eigentlich müsste er
auffallen“, sagte Tim. „Aber eure ausgehängten Steckbriefe werden
wahrscheinlich noch weniger beachtet als Verkehrsschilder und Ampeln. Außerdem
ist der durchschnittliche Großstadtmensch nur mit sich beschäftigt und guckt
den Mitmenschen nicht an.“
    „Es sei denn, ein so genannter
Promi stolpert vorbei“, meinte Karl. „Dann wird er erkannt, was ihm angeblich
peinlich ist, und alle bitten um ein Autogramm. Nicht, weil sie Autogramme
sammeln — das fliegt in den nächsten Papierkorb — , sondern um mal ranzukommen
an den Promi.“
    „Wo versteckt sich Stritzi“,
fragte Tim zum zweiten Mal, „wenn er nicht gerade im Taschner speist?“
    Wespe zuckte die Achseln.

9. Ein teuflischer Plan
     
    Nachdenklich sah Erich Schulten
zur Uhr. Nein, zu früh. Marion war noch zwei, vielleicht drei Stunden von ihrem
Schicksal entfernt. Ihr blieb eine Frist. Und wenn sie in einen Stau geriet,
würde sie möglicherweise noch später ankommen: in ihrem Ferienhaus im Tal
Diabolo.
    Sie würde ohnehin erst morgen
Mittag anrufen. So war’s vereinbart. Vorher bestand also für ihn, den liebenden
Ehemann, kein Grund zur Unruhe — zu gespielter Unruhe. Die würde er sich
anmerken lassen in seiner Umgebung — ohne irgendwas zu verraten. Denn zunächst
musste sich alles im Geheimen abspielen.
    Schulten grinste. Er war ganz
ruhig. Er hatte eine Tablette genommen. Sie unterdrückte seine Nervosität. Im
Übrigen: Auf Bernd Riedmeyer war Verlass. Schulten kannte ihn seit vier Jahren.
Bernd Riedmeyer machte jeden Job. Zurzeit war er Fahrer und Wachmann bei einer
Geldtransport-Firma — bei SAFEGUARD. Aber Bernd — Schulten nannte ihn beim
Vornamen, sie duzten sich — arbeitete auch als Schultens Gärtner.

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