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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Die
Gangster hatten einen Vorsprung erhalten wie ein Geschenk. Anderthalb Stunden.
    Karl und Klößchen trafen also
am Tatort ein. Karl hatte das geschenkmäßig eingepackte Buch auf dem
Gepäckträger.
    Die Szene verschlug den Jungs
den Atem.
    Zwei traurige Gestalten hockten
hinter dem geöffneten Geldtransporter am Boden, jeder hatte einen angefesselten
Arm hoch gereckt an die Tür.
    Der jüngere Wachmann hieß
Arthur Behnse, der andere Josef Palchowski. Sie waren nass geschwitzt und
deprimiert. Keiner hatte ein Handy in der Tasche. In der Führerkabine war
natürlich Sprechfunk und direkter Kontakt zur Zentrale von SAFEGUARD. Aber dort
hatte man sie noch nicht vermisst, zumal sie gut in der Zeit gewesen waren und
nicht vor 14.30 Uhr erwartet wurden.
    „Habt ihr ein Bier dabei?“,
stöhnte Behnse. „Oder wenigstens Wasser?“
    „Nur Schokolade“, sagte
Klößchen. „Ich gebe Ihnen gern eine Tafel.“
    Behnse verzog das Gesicht, als
müsse er sich übergeben.
    „Erst mal befreien wir Sie“,
erklärte Karl.
    Er nahm seinen City-Rucksack ab
und holte das Etui heraus, das seine so genannten Spezialwerkzeuge enthält:
technischer Art. Darunter auch grobe und feinste Nachschlüssel. Mit einem der
feinsten öffnete Karl die Schlösser der Handschellen.
    Währenddessen hatte Klößchen
sein Handy benutzt. Inspektor Bienert, genannt Wespe, wurde informiert.
    Behnse übte sich in
Selbstvorwürfen, aber Palchowski erzählte, meinte er doch, das den beiden
Befreiern schuldig zu sein.
    „...sind dann der Junge und
seine Freundin voll in den Abgang der Gangster reingerasselt: der Sohn des Oberbürgermeisters
und die Tochter von Kommissar Glockner. Die Gangster haben sie verschleppt,
mitgenommen unter Waffengewalt, als Geisel, weil...“
    „Was?“, brüllte Klößchen. „Das
sind unsere Freunde. Wir wollen doch ‘nen Krankenbesuch machen bei Herrn Glockner.
Außerdem ist Tim nicht Eugen-Marcel, sondern Halbwaise ohne Vater. Und das Foto
betrifft die Lebensrettung vom Winter.“

    Die beiden Transportfahrer
glotzten.
    Karl war blass geworden bis in
den aufgescheuerten Kragen seines T-Shirts.
    „Weit kommen sie nicht“, sagte
Palchowski. „Wenn die Polizei einen Hubschrauber losjagt, ist der Fluchtwagen
schnell entdeckt. Es handelt sich um einen sahnefarbenen Fudaji-Caramba mit
amtlichem Kennzeichen von hier. Und dann:... GK 47. Mit dem wollen sie nach
Genua.“

18. Im Laderaum
     
    Der Laderaum hatte Ent- und
Belüftung, aber keine Klimaanlage. Es war heiß. Hecktür und Seitenwände besaßen
keine Fenster. Nur durch den etwa 20 cm hohen Spalt in der Trennwand zur
Fahrerkabine drang Licht herein.
    Tim und Gaby saßen
nebeneinander, den Rücken an die Seitenwand gelehnt. Sie konnten die Beine
ausstrecken. Die Metallkisten mit den Millionen waren an der Trennwand
aufgereiht.
    Tim hatte sich Sorgen gemacht
wegen seiner Freundin. Ob sie der Mut verließ? Ob sie die unwürdige Fesselung
ertrug? Ob sie Angst hatte vor den brutalen Ganoven?
    Doch die Sorge war umsonst.
Gaby blieb cool, war weder ausgerastet noch demütig gewesen. Jetzt freilich war
ihre Selbstbeherrschung erschöpft. Sie seufzte zum Steinerweichen und lehnte
den Kopf an Tims Schulter.
    Der TKKG-Häuptling hielt ihre
Hand, mit der er durch die kurze Kette verbunden war. In Tim kochte Wut. Aber
er ließ sich nichts anmerken. Die Wut entsprang der Hilflosigkeit. Er hatte
nicht verhindern können, dass seine Gaby verschleppt wurde. Das setzte ihm zu,
obwohl er wusste, dass jeder falsche Heldenmut selbstmörderisch gewesen wäre —
vor der Mündung von Pistole und MP.
    Der Gelbe hatte wohl gespürt,
dass Tim nicht so handlich war wie angenommen, und erklärt, er werde ihn in die
Beine schießen — erbarmungslos — beim geringsten Widerstand.
    Sie konnten die Gangster sehen,
jedenfalls ein Stück vom Rücken und vom Gelben auch das Genick. Der Rote fuhr.
    Sie hatten ihre Masken
abgenommen und die Kapuzen abgestreift, aber erst als sie bereits auf ihren
Plätzen saßen. Hatten also ihre Gesichter noch nicht gezeigt.
    Das Reisetempo war flott. Ab
und zu bremste der Rote. Offenbar hielt er sich an die vorgeschriebene
Geschwindigkeit. Wenn sie sich unterhielten, waren sie gut zu verstehen. Aber
sie redeten anfangs nicht viel.
    Tim näherte seinen Mund Gabys
Ohr und der Duft ihrer blonden Mähne benebelte ihn für einen Moment.
    „Wird nur eine kurze Reise,
Gaby.“ Er flüsterte.
    „Du meinst, wir fahren bald in
eine Straßensperre?“
    „Garantiert. Die

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