Verschleppt ins Tal Diabolo
dich
überholen und abhängen?“
Er blickte immer noch nach
hinten, während er bereits in die Kurve fuhr.
„In der Maisonne, Pfote,
leuchtet dein Haar bi-color (zweifarbig) : golden und silbrig.“
Na, wenn das kein Kompliment
ist!, dachte er — und wartete darauf, dass ihr Lächeln zum Strahlen wurde.
Stattdessen schien Gabys Miene
zu entgleisen. Ihre Augen wurden weit — vor Entsetzen. Sie öffnete den Mund und
starrte an ihm vorbei.
Hoppla! Tim fuhr herum und
glaubte, er sehe nicht richtig. Er bremste instinktiv. Mit verheerenden Folgen.
Denn Gaby, die zu dicht hinter ihm fuhr, krachte ungebremst in sein Rennrad
hinein.
Sie schrie auf. Beide stürzten
zu Boden. Die Bikes klirrten und rutschten zur Straßenmitte. Tim, der
Judo-Künstler, war elegant gefallen, schnellte sofort auf die Füße und sprang
zu seiner Freundin.
Gaby lag auf der Seite,
zusammengekrümmt, schmerzverzerrt das Gesicht. Mit beiden Händen hielt sie ihr
linkes Knie. In diesem Moment scherte es Tim einen Dreck, was sich direkt vor
ihnen abspielte. Er kniete neben seiner Freundin.
„Um Himmels willen! Bist du
verletzt? Ist was gebrochen?“
„Glaube ich nicht“, stöhnte
sie. „Aber ich bin höllisch aufs Knie geknallt. Tim!“ Sie flüsterte. „Siehst du
dasselbe wie ich? Jetzt stecken wir in der Patsche.“
Es ist noch viel schlimmer,
dachte er. Aus den Augenwinkeln schielte er zu den Bikes. Gabys war vorn
verbogen. Sein Hinterrad hatte jetzt die Form einer Acht.
Nicht mehr fahrbereit.
Untauglich zur Flucht.
Tim wandte der Szene den Rücken
zu. Von dort, aus der Kurve, eilten Schritte heran. Schräg hinter ihm blieb der
Mann stehen. Der Lauf einer Maschinenpistole geriet in Tims Blickfeld, war aber
etwa drei Meter entfernt. Eine zu weite Distanz für eine schnelle Attacke.
Außerdem war der Typ nicht allein.
„Hoch mit euch! Ihr macht
genau, was ich sage. Und Mund halten!“
Tim half seiner Freundin beim
Aufstehen. Sie würde noch ein paar Minuten humpeln. Dann war das Knie wieder in
Ordnung.
Tim registrierte die
Einzelheiten so genau wie das Objektiv einer Kamera. Es war ein Überfall. Der
blaugrüne Geldtransporter der Firma SAFEGUARD stand am rechten Straßenrand —
mit Fahrtrichtung Stadt. Der zweite Wagen — ein lehmfarbener Kleintransporter
der Marke Fudaji-Caramba — stand auf derselben Seite, aber mit Fahrtrichtung
Stadtrand-Klinik.
Die beiden Gangster waren
maskiert. Mit schwarzen Masken und Kapuzen. Beide trugen Jeans. Der eine hatte
ein rotes Sweatshirt, der andere ein gelbes. Der mit dem gelben hatte die
Befehle erteilt und hielt seine MP auf Tim gerichtet. Gaby wurde nicht bedroht.
Zart und lieblich, wie sie nun mal ist, war kaum zu erwarten, dass sie
irgendwem an die Kehle sprang.
Auch der Gangster in Rot hatte
eine Waffe. Eine Panzerfaust. Er trug sie auf der Schulter. In der Hand hielt
er eine Pistole. Sie war zu Boden gerichtet. Denn von den beiden Wachleuten des
Geldtransporters ging keine Gefahr aus. Sie standen neben ihrem Fahrzeug. Beide
waren mit stählernen Handschellen gefesselt.
Der eine mochte 30 sein und
erstickte fast an seinem Zorn. Der andere war wesentlich älter und abgeklärt.
Wahrscheinlich hatte er sich beim Anblick der Panzerfaust dazu entschlossen,
keinen Widerstand zu versuchen. Denn die Kriegswaffe hätte das von innen
verriegelte Führerhaus des Transporters in einen glühenden Blechhaufen
verwandelt. So zu sterben — kein Job war das wert, auch kein Geld der Welt.
Im Übrigen waren Tim und Gaby
buchstäblich in die letzte Phase des Überfalls reingerumpelt. Eine Minute
später — und sie hätten von den Maskierten nichts mehr gesehen. Denn die hatten
ihre Beute bereits umgeladen: mehrere Metallkisten mit Aufschrift und Tragegriffen.
Schön aufgereiht standen die Behälter im fensterlosen Laderaum des Carambas.
„Also“, sagte rotes Sweatshirt
zu den Gefesselten, „wie viel ist es?“
Der Jüngere biss sich auf die
Lippen.
Sein älterer Kollege war
auskunftsfreudig. „Ziemlich genau zehn Millionen.“
„Hmmmm!“ Der Rote schien zu
grinsen. „Das hat sich ja gelohnt. Für eine Weile dürft ihr dem Geld noch
Gesellschaft leisten.“
„Was heißt das?“ Dem Älteren
war anzumerken, dass ihm jetzt ungemütlich wurde.
„Das heißt“, erklärte der Rote
„dass ihr beide mitkommt. Als Geisel. Unser kleiner Coup hier wird sehr rasch
entdeckt werden. Und dann jagen uns die Bullen. Aber wir möchten gern
ungehindert bis Genua kommen. Dazu brauchen wir euch. Ihr
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