Verschleppt
Tatsache bewusst war, dass nur Harold über den Aufenthaltsort der Kinder Bescheid wusste. Ihr Schrei hallte durch das Badezimmer, aber es war zu spät. Harold rührte sich nicht. Ob er tot oder benommen war, konnte sie nicht mehr erkennen. Sie holte noch einmal Luft, das Wasser hatte sie nun vollständig bedeckt.
Matt raffte sich auf. Er kniff immer wieder seine Augen vor Schmerzen zusammen und atmete schwer. Harold hatte ihn an der Schulter getroffen und er lag mehrere Stunden bewusstlos im Wohnzimmer. Lundberg musste ihn für tot gehalten haben. Matts T-Shirt war blutdurchtränkt, er schrie auf. Er versuchte aufzustehen und sich zur Wanne vorzukämpfen. Er konnte Sara nicht mehr sehen. Harold lag mit dem Rücken auf dem Boden, seine Augen standen offen. Er war tot. Matt kroch an ihm vorbei, völlig am Ende mit seiner Kraft. Lundberg lag an der Badewanne, aber er atmete – soviel konnte Matt erkennen. Überall war Blut. Sein ganzer Körper war angespannt und er bäumte sich ein letztes Mal auf. Mit letzter Energie warf er sich förmlich auf den Wannenrand und zog sich hoch. Er griff nach Sara und bekam ihre Haare zu fassen. Er riss sie hoch. Ihr Kopf lag nicht mehr im Wasser, aber sie gab auch keinen Mucks von sich, ihre Lippen waren blau unterlaufen. Matt schrie vor Schmerzen wieder. Mit seinem gesunden Arm griff er in die Wanne und suchte den Stöpsel. Er zog fest daran, das Wasser lief langsam ab. Er ließ sich an der Wanne runtersacken und lag neben Lundberg.
In diesem Moment erschienen Cruz und Lilly in der Tür. „Um Gottes Willen.“ Cruz sprang zur Wanne und befreite Sara von den Steinen. Er löste ihre Fesseln und hob sie vorsichtig heraus. Ihr Körper war kalt und steif, sie hustete plötzlich wie wild. Er legte sie behutsam neben Matt auf den Boden. Um beide legte er vorsichtig ein Handtuch. Matt war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. „Einen Rettungswagen in die Athey Avenue 4. Sofort. Eine Schusswunde.“ Lilly schrie den Telefonisten nahezu an. Sara nahm Matts Hand. Sie schaute ihre beiden Kollegen an, sie rang nach Luft. „Wir müssen Noah und die Kinder finden. Sie sind in einem Verlies und ihnen geht der Sauerstoff aus“, sagte sie keuchend. Cruz nickte beruhigend. „Shawn sucht hier mit einem Trupp schon alles ab. Wir werden sie finden.“ Ein Rettungssanitäter brachte Matt ins Wohnzimmer und behandelte ihn, er wollte partout nicht ins Krankenhaus. Lundberg dagegen wurde umgehend in die Notaufnahme gebracht. Saras Kräfte kamen langsam zurück, sie konnte nach ein paar Minuten wieder aufstehen.
Alle versammelten sich im Wohnzimmer. Draußen war es stockdunkel, die Nacht war längst angebrochen. Sämtliche Lichtspots waren auf dem Gelände verteilt. Sara und Matt mussten mehrere Stunden bewusstlos gewesen sein. Shawn kam ihnen entgegen, er zögerte, bevor er sprach. „Nichts. Hier ist nichts. Im Keller stehen nur Vorräte. Im Schuppen nebenan liegt nur Gerümpel. Keine Spur von den Kindern.“ Die Enttäuschung stand in seinem Gesicht, er zog die Arme hilflos nach oben. „Schaut mal, was ich hier habe.“ Cruz hielt einen Peilsender hoch. „Den habe ich aus Lundbergs Wagen. Er hatte wahrhaftig an sämtlichen Autos Peilgeräte angebracht, u.a. auch an Matts!“ Sara seufzte. „Hoffentlich packt er es. Auch wenn er uns das Leben zur Hölle gemacht hat, er hat zumindest versucht, mir mein Leben zu retten!“ „Ich denke schon. Die Stichwunde ist nicht sonderlich tief. Er wird auf jeden Fall durchkommen“, entgegnete Shawn, ohne wirklich Mitleid für Lundberg zu zeigen.
„Das hilft uns jetzt aber nicht weiter. Wo sind die Kinder?“ Shawn hatte einen verzweifelten Tonfall. Matt verfolgte halb benommen die Szene. „Harold hat noch eine Hütte am Lower Otay See. Dort waren wir immer angeln. Es ist eine halbe Autostunde von hier weg.“ Das Sprechen bereitete ihm Schmerzen. „Na dann los, das ist unsere einzige Spur. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“ Cruz pfiff sein Team zusammen. Sie stürmten alle nach draußen, verteilten sich auf die Autos. Sara ging noch zu Matt, er trug einen Druckverband an der Schulter. „Wie geht es dir? Wohl zu viel Jack Bauer gesehen, was?“ Sara streichelte ihm sacht durch das Haar. Die Berührung war warm und vertraut, Matt lächelte. „Verschwinde und hol unseren Jungen nach Hause.“ Sara schaute ihn an. Bevor sie aus dem Haus lief, drehte sie sich noch mal um. „Wo ist Coop?“, fragte sie besorgt. Matt schüttelte den Kopf. „Ich hab
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