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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Jackentasche und zog eine Viertelflasche Whisky hervor. Sie waren schon fast wieder beim Wagen, als sie ein Auto auf der Straße hörten, dann das Knirschen von Reifen auf Schotter.
    »Verdammt und zugenäht.«
    Die Scheinwerfer erwischten sie, als sie den Wagen erreichten.
    »Scheißpolizei!«, sagte der Fahrer mit erstickter Stimme.
    »Reiß dich zusammen«, erwiderte der Beifahrer warnend. Seine Stimme war ruhig, doch seine Augen funkelten. Sie hörten, wie die Handbremse angezogen wurde, dann ging die Autotür auf. Ein uniformierter Beamter stieg aus. Er hielt eine Taschenlampe in der Hand. Die Scheinwerfer und den Motor hatte er angelassen. Im Wagen war niemand sonst.
    Der Beifahrer wusste, was das bedeutete. Das hier hatte nichts mit ihnen zu tun. Vermutlich kam der Polizist immer gegen Ende seiner Nachtschicht hierher. Bestimmt hatte er eine Thermosflasche und eine Decke im Auto. Eine Tasse Kaffee und ein Nickerchen, bevor er den Dienst beendete.
    »Morgen«, sagte der Uniformierte. Er war nicht mehr jung, und er war keinen richtigen Ärger gewohnt. Höchstens mal eine Schlägerei am Samstagabend oder ein Streit zwischen benachbarten Bauern. Für ihn war es eine weitere langweilige Nacht gewesen, eine Nacht, die ihn seiner Pension ein Stückchen näher brachte.
    »Morgen«, sagte der Beifahrer. Er wusste, dass er den Mann austricksen konnte, sofern der Fahrer ruhig blieb. Doch dann dachte er, ich bin ja der Auffällige von uns beiden.
    »Eine richtige Waschküche, was?«, meinte der Polizist.
    Der Beifahrer nickte.
    »Deshalb haben wir auch angehalten«, erklärte der Fahrer. »Dachten, wir warten, bis es klarer wird.«
    »Sehr vernünftig.«
    Der Fahrer beobachtete, wie der Beifahrer sich zum Wagen drehte, den hinteren Reifen auf der Fahrerseite inspizierte und ihm anschließend einen Tritt gab. Dann ging er zum hinteren Reifen auf der Beifahrerseite und tat das Gleiche, bevor er sich hinkniete, um einen Blick unter das Fahrzeug zu werfen. Der Polizist beobachtete das Schauspiel ebenfalls.
    »Irgendwelche Probleme?«
    »Eigentlich nicht«, sagte der Fahrer nervös. »Aber es ist besser sicherzugehen.«
    »Dann sind Sie also schon länger unterwegs.«
    Der Fahrer nickte. »Und wir müssen noch bis rauf nach Dundee.«
    Der Polizist runzelte die Stirn. »Von Edinburgh? Warum sind Sie denn nicht auf der Autobahn geblieben oder auf der A 914?«
    Der Fahrer dachte rasch nach. »Wir mussten erst noch was in Tayport ausliefern.«
    »Trotzdem«, begann der Polizist. Der Fahrer beobachtete, wie der Beifahrer sich von seiner Inspektion aufrichtete, die sich nun im Rücken des Polizisten abspielte. Er hielt einen großen Stein in der Hand. Der Fahrer sah dem Polizisten starr in die Augen, während der Stein sich hob und herabsauste. Der Monolog endete mitten im Satz, während der Mann zu Boden sank.
    »Das ist ja eine schöne Scheiße.«
    »Was hätten wir denn tun sollen?« Der Beifahrer steuerte bereits auf den Wagen zu. »Komm, lass uns abhauen!«
    »Aye«, sagte der Fahrer, »noch ’ne Minute länger, und der hätte dein … äh …«
    Der Beifahrer musterte ihn finster. »Du meinst wohl, noch ’ne Minute länger, und er hätte deine Schnapsfahne gerochen.« Seine finstere Miene entspannte sich erst, als der Fahrer gleichgültig die Schultern zuckte.
    Sie wendeten den Wagen und fuhren vom Parkplatz. Aus der Ferne war immer noch der Lärm der Möwen zu hören. Der Motor des Polizeiwagens lief weiter. Das Licht der Scheinwerfer fiel auf die am Boden liegende bewusstlose Gestalt. Doch die Taschenlampe war bei dem Sturz kaputtgegangen.

1
    Alles passierte nur, weil John Rebus in seiner Lieblingsmassagepraxis saß und die Bibel las.
    Alles passierte nur, weil ein Mann in der irrigen Annahme durch die Tür spazierte, dass ein Massagesalon, der so nah an einer Brauerei und einem halben Dutzend guter Pubs lag, zwangsläufig Kunden bediente, die freitags ihre Lohntüten versoffen oder überhaupt ständig betrunken waren, also ein äußerst zwielichtiges Etablissement sein musste.
    Doch der Organ Grinder, wie sich dieser Muskelkneter nannte, der gottesfürchtige Mieter dieses Ladens, führte ein sauberes Geschäft. Es war ein Ort, an dem müde Muskeln weich geklopft wurden. Und Rebus war müde, müde von den Streitereien mit Patience Aitken, müde von den Problemen mit seinem Bruder Michael, der plötzlich aufgetaucht war, eine Bleibe gesucht und Unterschlupf in einer Wohnung gefunden hatte, die voller Studenten war, und vor

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