Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
Vom Netzwerk:
niederschlagen soll, stellte mich in die Küche und wartete. Und dann - tja, Sie wissen, das eine ergibt das andere, wie es eben so ist. Das war nicht geplant, aber ich habe erkannt, dass es funktionieren könnte. Und das hat es ja auch. Fast, auf jeden Fall.«
    »Sie sind krank«, sagte Nielsen. »Verdammt krank.«
    »Aha, meinen Sie das!«, erwiderte Bernt Larsson mit einem Achselzucken. »Ja, Sie müssen es vielleicht wissen.« Er wartete einen Augenblick, kaute auf den Lippen. »Oder Sie wissen eben gar nichts. Keinen blassen Schimmer haben Sie. Wer hier krank ist und wer nicht. Oder was passiert ist.«
    Er beugte sich nach vorne und lächelte.
    »Soll ich noch mehr erzählen? Oder vielleicht können Sie ja noch etwas erraten, da Sie doch so verdammt gescheit sind?«
    Er wartete erneut, schüttelte den Kopf.
    »Nein? Nichts? Sie fangen an, mich zu enttäuschen, Nielsen. Muss ich Ihnen alles auftischen, wie auf einer verdammten Pressekonferenz?«
    In seinem Gesicht begann es zu zucken.
    »Es stimmt. Ich bin ein paar Mal nach Hause zurückgekehrt«, sagte er dann. »Und da habe ich die Zwillinge kennengelernt. Anna hat den Kontakt hergestellt. Wir haben uns gefunden, das kann man wohl so sagen. Und ich kam dahinter, dass ich Dinge besorgen konnte, für die sie gut bezahlten. Ich war auch ab und zu auf ihren Partys. Aber inkognito. Von hier war außer Anna keiner dabei. Keiner, der mich von früher kannte und wiedererkannte.«
    »Außer Kennet Eriksson«, warf John Nielsen ein.
    »Da sehen Sie! Es geht doch! Obwohl das jetzt nicht so schwer war.«
    Bernt Larsson legte seinen Kopf auf die Seite. »Ja, Kennet wusste einiges. Aber soweit ich informiert bin, hat er all die Jahre nicht gewagt, auch nur einen Mucks darüber zu sagen. Ich habe ihm ordentlich Angst eingejagt! Und er wusste, dass ich in der Nähe bin, dass es besser war, sich still zu verhalten.«
    Er machte eine kurze Pause.
    »Aber dann bin ich zufällig mit ihm zusammengestoßen, oben am Kahlschlag. Und mir dämmerte, dass man sich bei Trinkern nie ganz sicher sein kann. Nicht wahr, Nielsen? Man weiß nie, was sie als Nächstes anstellen.«
    »Darum haben Sie dafür gesorgt, dass er verschwand?«, sagte Nielsen.
    »Ich hatte es ihm damals schon gesagt«, begann Bernt Larsson, und seine Stimme war auf einmal kaum hörbar. »Dass er so gut wie tot ist. Als er versuchte, Dede zu vergewaltigen. Ja, ich war gezwungen, ihm gute Manieren beizubringen. Kaj, glauben Sie, dass er so etwas geschafft hätte? Er stand nur daneben. Er war so verdammt ängstlich. Wagte nichts auf eigene Faust. Aber ich wusste, dass man niemals zurückweichen durfte. Das habe ich früh gelernt. Das war schon in der Schule so, wenn sie versucht haben, mich zu erniedrigen. Es hörte nicht auf, bis ich einem ein Messer durch den Arm gestoßen und einem anderen im Speisesaal fast ein Auge ausgestochen habe. Danach hatte ich meine Ruhe. Und keiner hat gewagt, mich zu verpetzen. Ich habe ihnen gesagt, was sonst mit ihnen passieren würde. Und meinte jedes Wort. Dasselbe galt auch für Kennet. Aber er hat doch zumindest eine Zeit lang seine Ruhe gehabt, oder nicht?«
    »Der Brand bei den Härlins, wie war das?«, fragte Nielsen schließlich. »Sie waren doch dabei, nicht wahr?«
    Bernt Larsson sah ihn und lachte amüsiert. »Aha, jetzt Sie sind also doch interessiert? Nicht mehr so verdammt gehässig?« Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch und fuhr mit der Zunge über seine Lippen.
    »Die Eltern konnten nicht mit mir. Das habe ich vom ersten Augenblick an gespürt. Und ich wusste auch, warum. Ich habe gesehen, was die so trieben, habe direkt durch sie hindurchsehen können!«
    Er beugte sich nach vorne.
    »Wussten Sie, dass die alte Härlin Dede nie erzählt hat, woher sie wirklich kam? Oder sagen wir, sie erzählte jedes Mal eine andere Version. Zuletzt kam sie allerdings der echten Version sehr nahe, dass sie nämlich auf einer ihrer Reisen das Kind gesehen und beschlossen hatte, dass sie es haben wollte. Sie hat dafür bezahlt, hat das Mädchen gekauft, muss man wohl eher sagen. Und schmuggelte es ins Land. Dede war ungefähr ein Jahr alt. Wie Inga und Göte Härlin die praktischen Dinge gelöst haben, weiß ich nicht. Aber wenn man ein bisschen einfallsreich ist - und bereit zu zahlen -, dann regelt sich der Rest meist ganz von alleine, nicht wahr? Dass sie krank war, haben sie bald gemerkt, aber nicht, wie ernsthaft es war. Das haben sie erst später festgestellt.«
    Er schüttelte

Weitere Kostenlose Bücher