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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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richtig, und er ging unsicher darauf. Aber in nächster Zeit würde er sowieso nichts unternehmen können, und so bemühte er sich auch gar nicht erst, bei der Werkstatt anzurufen. Er schob es in dem Bewusstsein beiseite, dass ihn jetzt nichts mehr von seinem eigentlichen Ziel abhalten durfte.
    Gegen Ende der Woche mietete er einen Wagen. Automatik, um nicht schalten zu müssen. Er war seit dem Unfall kaum Auto gefahren. Aber die Technik beherrschte er noch, sie schien ihm in Fleisch und Blut übergegangen zu sein.
    Mit zehn Jahren hatte er das erste Mal hinter einem Steuer gesessen, zwischen Jannes Beinen. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr hatte Janne ihn in regelmäßigen Abständen selbst fahren lassen, einmal um den Block oder auf dem Weg hinaus aufs Land. Und ehe er siebzehn geworden war, war er auch schon alleine unterwegs gewesen, dachte er lächelnd. Harri und er, genauer gesagt. Sie hatten Autos geknackt und waren gefahren, solange das Benzin reichte. Immer und immer wieder. Ebenso hartnäckig wie dumm. Er schüttelte den Kopf bei dem Gedanken daran.
    Es hatte wieder zu schneien begonnen. Die Temperatur lag um den Gefrierpunkt, die Straßen waren matschig. Der Verkehr floss gemächlich. Ganz plötzlich war er wieder ruhig und entspannt. Er wusste noch nicht, wie er vorgehen sollte oder wohin es führen würde. Er wusste nur, dass er es tun musste. Und dass er sich endlich auf den Weg gemacht hatte.
    Bernt Larsson starrte ihn ungläubig an. Dann schüttelte er den Kopf und lächelte. »Was ist denn passiert?«, fragte er. »Haben Sie entdeckt, dass Sie doch nicht ohne mich sein können?«
    Nielsen sah ihn eine Weile schweigend an. »Etwas in der Richtung«, antwortete er schließlich.
    Einen Augenblick später trat Bernt Larsson einen Schritt nach hinten und machte eine einladende Geste. »Kommen Sie doch herein«, sagte er, drehte sich um und ging in die Küche. »Das kommt etwas unerwartet für mich«, fuhr er fort. »Sie hätten mich vorher anrufen sollen.«
    »Warum?«, fragte Nielsen mit einem Achselzucken. »Wenn Sie nicht zu Hause gewesen wären, hätte ich einfach auf Sie gewartet.«
    Bernt Larsson ließ seinen Blick auf ihm ruhen, setzte sich dann und zeigte mit dem Kopf auf den gegenüberliegenden Stuhl. »Ich wäre vorbereitet gewesen«, sagte er.
    Nielsen nickte und setzte sich. »Ja, das bestimmt«, sagte er. »Aber Sie werden es auch so schaffen, oder?«
    Bernt Larsson sah ihn durchdringend an, wartete. John Nielsen lehnte sich nach hinten.
    »Mögen Sie Theater, Larsson?«, fragte er schließlich. »Man könnte es fast glauben.«
    Bernt Larsson sah ihn weiter unverwandt an, lächelte schwach. »Wollen Sie mir sagen, dass Sie Tickets übrig haben? Und dafür sind Sie fünfhundert Kilometer gefahren?«
    Nielsen antwortete, ohne auf die Bemerkung einzugehen.
    »Nein, das ist bestimmt alles andere als Theater für Sie. Für Sie ist das Wirklichkeit. Sie werden ganz einfach eins mit der Rolle, die Sie spielen, nicht wahr?«
    Bernt Larssons Lächeln wurde breiter. »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.«
    »Ich fand die ganze Zeit schon, dass Sie zu viel wussten«, fuhr Nielsen fort. »Immer ein wenig zu viel. Über alles. Und ich war mir dessen auch bewusst. Aber ich
konnte
nicht sehen, was ich längst hätte sehen müssen. Sie haben mich die ganze Zeit dazu gebracht, in eine andere Richtung zu schauen. Das Merkwürdige ist, dass ich Sie eigentlich nie leiden konnte, und trotzdem habe ich geglaubt, was Sie mir erzählt haben. Sie sind so verdammt überzeugend!«
    Bernt Larsson schüttelte den Kopf.
    »Von was sind Sie eigentlich heimgesucht worden?«
    Er lehnte sich über den Tisch und nickte zu Nielsens ausgestrecktem linken Bein.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht noch an einer anderen Stelle eine Prothese haben? An den Schultern, zum Beispiel?«
    Nielsen nahm keinerlei Notiz von ihm.
    »Und dann hatte ich Sie ja auch aus freien Stücken aufgesucht, das konnten Sie nicht im Vorhinein geplant haben. Bis ich Carina Holmlund noch einmal anrief und herausbekam, dass Sie ihr erlaubt hatten, Ihnen ruhig die Journalisten vorbeizuschicken, wenn sie die nicht mehr ertrug. Was sie auch tat, aber ich war vermutlich der Einzige, dem Sie eine Audienz gaben, nicht wahr? Kein anderer hat eine Plauderstunde bei Ihnen bekommen, laut meinen Informationen. Und hätte ich Sie nicht aufgesucht, wäre Ihnen sicherlich etwas eingefallen, um meine Aufmerksamkeit zu erregen, nehme ich an! Sie sind diesbezüglich sehr

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