Verschollen
bestand keine Gefahr, dass er ihn verpassen würde. Der Bahnhof lag gegenüber, auf der anderen Seite der E 14.
Er sah sich im Lokal um. Außer ihm saßen dort noch sechs Leute. Einige von ihnen waren in ein lautstarkes Gespräch über das Wetter vertieft. Ein Mann betrachtete ihn eingehend. Vielleicht hatte er ihn wiedererkannt, überlegte er. Aber das war mehr als unwahrscheinlich. Einfach ein weiteres, unbekanntes Gesicht, das man sich ansehen konnte. Jemand auf dem Wag nach Hause oder fort von hier.
Er saß am Fenster. Es schien wieder kälter geworden zu sein. Der Atem der Vorbeigehenden dampfte, in der Luft lag Eisnebel. Der Himmel war überzogen mit einer stahlblauen Haut. Er sah nach oben. Durch einen Riss in der Himmelsdecke schien es hellblau, und der Spalt wurde langsam breiter.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass sich etwas veränderte. Es fühlte sich an, als würde er aufhören zu fallen. Endlich hatte er wieder festen Boden unter den Füßen.
Unverwandt starrte er nach oben zu der blauen Stelle am Himmel, die zunehmend größer wurde. Vielleicht war das schon alles, was man erwarten, worauf man hoffen durfte, dachte er. Dass der Himmel aufklarte und einem das Atmen erleichterte. Für eine Weile wenigstens.
Über das Buch
An einem lauen Samstagabend im Juli 1972 verlässt die 19-jährige Anna-Greta Sjödin das Haus ihrer Eltern und fährt mit Freunden in einen Vergnügungspark. Doch von diesem Ausflug kehrt das Mädchen nie mehr zurück. Es gibt keinen Abschiedsbrief, keinen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort - und auch keine Leiche. Immer neue Gerüchte gehen in dem kleinen Ort Bräcke um, denn niemand weiß, was sich in der dunklen Abgeschiedenheit der nordschwedischen Wälder wirklich abgespielt hat. Schließlich wird die Suchaktion eingestellt. Bis beinahe dreißig Jahre später der Stockholmer Journalist John Nielsen beschließt, zusammen mit dem ortsansässigen Polizisten Olle Ivarsson den Fall von neuem aufzurollen. Was Nielsen nicht ahnt ist, dass er bei seinen Nachforschungen selbst von einem unheimlichen Unbekannten beobachtet wird. Ein nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel beginnt, bei dem Nielsen plötzlich vom Jäger zum Gejagten wird, zum Spielball eines unberechenbaren und gefährlichen Gegenspielers ...
Über den Autor
Åke Smedberg, geboren 1948, ist einer der renommiertesten Autoren Schwedens. Er hat bisher Kurzgeschichten, Gedichte sowie drei Romane veröffentlicht und wurde 2000 mit dem Augustpreis, dem wichtigsten schwedischen Literaturpreis, ausgezeichnet. "Verschollen" ist sein erster Kriminalroman.
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