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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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humpelte dorthin und hob sie auf. In dem Moment ging die Tür auf.
    Zuerst erkannte er den Mann nicht wieder, der vor ihm stand und sich ohne zu grüßen an ihm vorbeidrängte und ins Wohnzimmer ging. »Das stinkt ja widerlich hier«, sagte er. »Und es sieht auch so aus.« Er nickte zu der Flasche in Nielsens Hand. »Haben Sie gesoffen?«
    Plötzlich wusste er, wer vor ihm stand, und entspannte sich, spürte jedoch im selben Moment, wie Wut in ihm aufstieg.
    »Sie haben schon verdammt lange keine Miete mehr gezahlt«, fuhr der Mann fort.
    Nielsen sah ihn einen Augenblick schweigend an. Vor ihm stand der Enkelsohn seiner Vermieterin, den er nur einmal flüchtig bei seinem Einzug gesehen hatte. »Nur zwei Monate«, sagte er. »Es ist einiges passiert, was ich nicht vorhersehen konnte...«
    »Da pfeif ich drauf«, unterbrach ihn der andere. »Entweder Sie bezahlen jetzt oder Sie fliegen raus.«
    Nielsen sah ihn überrascht an. »Machen Sie das immer so? Einfach ins Haus zu gehen, wann es Ihnen passt?«, fragte er dann.
    Der Mann erwiderte seinen Blick und schnaubte dann verächtlich.
    »Sie haben weder auf meine Anrufe noch auf meinen Brief reagiert. Sie hätten doch hier liegen oder einfach abgehauen sein können. Ich habe das Recht, nach meinem Eigentum zu sehen.«
    Nielsen schüttelte nur den Kopf. »Das ist das letzte Mal, dass Sie das tun«, sagte er. »Und Sie müssen auch auf keine weiteren Mietzahlungen mehr warten. Das Haus wird ja ohnehin abgerissen. Was ich bisher bezahlt habe, reicht wohl.«
    Der Mann starrte ihn an. Er war einen halben Kopf kleiner als Nielsen, aber breiter und bedeutend jünger, um die dreißig. »Dann können Sie gleich anfangen zu packen. Sie ziehen aus, während ich hier stehe und Ihnen dabei zusehe.«
    Er machte einen Schritt nach vorne. Mit einer kurzen Bewegung schlug Nielsen die Flasche gegen die Wand und hielt das zersplitterte, spitze Oberteil vor das Gesicht des anderen, nur wenige Zentimeter von seinem Hals entfernt. Der Mann stand wie versteinert da, sein Gesicht war leichenblass. Nielsen drängte ihn rücklings aus der Tür. Dann senkte er die Flasche und beförderte ihn mit einem kräftigen Stoß nach draußen. Der Mann fiel mit den Knien auf den Boden, erhob sich schnell wieder und wich zum Zaun.
    »Du verfluchter Säufer!«, schrie er. »Die Polizei ist in fünf Minuten hier! Dann wirst du dafür bezahlen!«
    Nielsen folgte ihm langsam nach. Dann blieb er stehen und zeigte mit der Flasche auf den Mann.
    »Ich krieg dich«, sagte er mit ruhiger und kühler Stimme. »Wenn ich auch nur einen Piep von dir oder jemand anderem höre, dann bekommst du unangenehmen Besuch. Und ich halte immer, was ich verspreche. Du wirst schon sehen.«
    Der Mann schwieg. Sein Blick war zunehmend verunsichert. Dann drehte er sich unvermittelt um und eilte hinunter zu seinem Auto, das auf dem Kiesweg geparkt war.
    Ihn überkam ein Gefühl der Befreiung. Als er ins Haus zurückging, brodelte es in ihm, er konnte kaum an sich halten vor Lachen.
    Abrupt bezwang er sein Gelächter, weil er erkannte, wem er ähnelte. Bernt Larssons Gesicht tauchte wieder vor ihm auf. Verzerrt von dem Lauf der abgesägten Schrotflinte, die er sich in den Mund gepresst hatte. Er verzog das Gesicht und versuchte, sein Unbehagen abzuschütteln. Er ging zum Telefon und blieb dort eine Weile zögernd stehen. Er wusste, dass er mit jemandem Kontakt aufnehmen, reden musste. Wollte sein Schweigen brechen. Langsam hob er den Hörer und wählte.
    »Ach was, du bist es. Haben wir schon Frühling?«
    Nielsen lächelte.
    »Der kommt schon noch. Findest du, dass ich warten soll?«
    »Nein, das ist nicht nötig. Und ich hab geahnt, dass du anrufen würdest.«
    Lasse Hennings Stimme klang zerstreut und ein wenig niedergeschlagen.
    »Aha?«, erwiderte Nielsen. »Aus einem bestimmten Grund?«
    »Hast du nichts davon gehört? Das mit Harri?«
    Nielsen schwieg, den Telefonhörer fest ans Ohr gepresst.
    »Was gehört?«, fragte er schließlich.
    »Man hat ihn letzte Woche gefunden«, sagte Lasse Henning. »Tot.«
    Nielsen sagte eine ganze Weile nichts. Er spürte, wie er zu schwitzen begann und Schwierigkeiten hatte, Luft zu holen.
    »Wie?«, stieß er endlich hervor.
    Lasse Henning lieferte einen weitschweifenden Bericht.
    »Die hatten den Eindruck, dass es aus der Wohnung stank. Das hat es wohl immer ein wenig, aber dieses Mal war es eindeutig schlimmer als sonst. Darum hat einer von den Mietern den Hauswirt benachrichtigt. Er lag im Flur.

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