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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Sie hängen unten in der Halle.«
    »Ja, ich habe sie gesehen«, antwortete Anne und erinnerte sich schaudernd an das Bild des Zyklopen, der einen der Gefährten des Odysseus verspeiste. »Sie sind wirklich außergewöhnlich.«
    »Ja, Gott der Herr hatte ihr eine Begabung, ein Talent verliehen, das wir gar nicht richtig zu würdigen wussten. Und jetzt ist es zu spät. Kalt und tot liegt sie in ihrer Gruft. Aber wer weiß, vielleicht sind die Geschichten ihrer Wandbehänge nicht verloren …« Sie nickte, in Gedanken versunken. »Wir beide, Signorina Anne, haben einen Menschen verloren, der uns sehr viel bedeutet hat. Ich habe mein geliebtes Kind verloren, Ihr Euren Verlobten, Euren zukünftigen Ehemann. Aber noch etwas verbindet unser Schicksal miteinander und verschmilzt unser Los. Ja, wir haben beide einen geliebten Menschen verloren – und beide starben durch die Hand desselben Mannes.«
    Anne sah die alte Frau überrascht an, ihr Herz begann zu klopfen. Wusste sie etwa über Cosimo Bescheid? Hatte die Alte deshalb mit ihr sprechen wollen? Hatte Donna Lucia neue Informationen, die ihr helfen konnten, Giacomos Unschuld zu beweisen?
    »Ihr wisst es? Wer hat es Euch erzählt?«
    »Die Hand des Mörders selbst«, erwiderte Donna Lucia flüsternd. »Ich habe sein Tagebuch gelesen.«
    Mühsam stemmte sie sich aus dem Lehnstuhl hoch. Sie schlurfte zum Bett und griff unter die Matratze.
    »Nachdem Giovanna gestorben war, habe ich das Tagebuch in dem Zimmer, in dem sie im Haus der Medici untergebracht war, gefunden. Sie hatte es unter der Matratze versteckt.« Sie zog ein in braunes Leder gebundenes Buch hervor, kaum größer als ein Terminplaner. »Ich weiß, dass er ebenfalls danach gesucht hat, aber er hat es nicht gefunden, weil er nicht gewagt hat, unter ihrem toten Körper danach zu suchen. Er hat sie nämlich geliebt. Bis zum Wahnsinn hat er sie geliebt.«
    Anne lief ein eisiger Schauer über den Rücken, als Donna Lucia ihr das Buch in die Hand drückte. Sie war sicher, dass es jenes Tagebuch war, von dem Giovanna gesprochen hatte und das sie ihr eigentlich am Tage ihres Todes hatte zeigen wollen.
    »Was steht dort drin?«, fragte sie, ohne das Buch zu öffnen.
    »Lest selbst, Signorina«, flüsterte Donna Lucia und trat so dicht an Anne heran, dass der süßliche Geruch des Körpers der alten Frau ihr in die Nase stieg. »Lest die Worte des Mörders und erfahrt alles über ihn. Über seinen Hass auf die Pazzi. Über Giovanna. Und über Euch. Rasch, bevor es vielleicht zu spät ist!«
    »Aber wenn Ihr die Wahrheit kennt, weshalb habt Ihr Euch nicht Lorenzo anvertraut?«, fragte Anne und hielt das Buch immer noch ungeöffnet in ihren Händen. »Warum habt Ihr ihm nicht alles erzählt?«
    »Was hätte das geändert?«, fragte Donna Lucia und sah sich über die Schulter, als würde sie fürchten, ein Geist würde hinter ihr auftauchen. »Und nun beginnt zu lesen.«
    »Ihr hättet Leben retten können, die Leben Eurer eigenen Verwandten.«
    »Wer hätte mir geglaubt, was ich zu erzählen gehabt hätte? Sein Wort hätte gegen meines gestanden. Er beherrscht die Kunst der Verstellung bis zur Vollendung. Und nun lest!«
    »Donna Lucia, Ihr hattet den Beweis in der Hand, die Handschrift des Mörders. Jeder hätte Euch Glauben geschenkt.«
    »Ich musste das Tagebuch verstecken, er durfte auf gar keinen Fall wissen, dass ich es hatte. Und jetzt lest endlich!« Anne seufzte, schlug das Buch auf, doch dann fiel ihr noch etwas ein.
    »Sollte Euer Sohn Giacomo nicht ebenfalls das Tagebuch sehen? Er wird wissen, wie man Lorenzo von der Wahrheit überzeugen kann. Wo ist er überhaupt?«
    »Ich weiß es nicht, und das ist …« Donna Lucia brach ab und stieß einen gellenden Schrei aus.
    »Ich bin hier, Signorina Anne«, erklang in diesem Moment eine männliche Stimme. Und zu Annes großem Erstaunen glitt die Wand neben dem Kamin zur Seite, und wie ein Geist trat aus der Wand ein Mann durch die Geheimtür ins Zimmer – es war Giacomo de Pazzi.
    »Giacomo, wie schön, Euch …« Doch beim Anblick von Donna Lucia brach sie ab. Was war nur mit der Alten los? Eigentlich sollte sie sich doch freuen. Ihr Sohn, der Einzige, der ihr aus der großen Familie der Pazzi noch geblieben war, war unversehrt, er war in Sicherheit. Und mit dem Tagebuch als Beweis sollte es doch ein Leichtes sein, den Namen der Pazzi von jeder Schuld reinzuwaschen. Stattdessen hatte Donna Lucia die Hände vor den Mund geschlagen, ihre Augen waren in blankem

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