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Verschwunden

Verschwunden

Titel: Verschwunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda McLean
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griffbereit neben sich liegen und griff mehr als einmal danach – bei jedem noch so kleinen Geräusch – um 911 zu wählen.
    Und dann klingelte es plötzlich.
    „ Hallo?“, meldete sie sich unsicher.
„Hi, Süße.“ Es war Michael. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
„Michael. Es ist halb drei Uhr morgens.“
„Ich weiß. Ich bin noch auf der Hochzeit und musste an dich denken. Es ist zu schade, dass du nicht mitkommen wolltest.“
    „ Und um mir das zu sagen, rufst du mich um diese Zeit an?“
„Nein, Laney, ich rufe an, um dich etwas zu fragen.“
„Und das wäre?“
„Ob ich dir ein Stück Torte mitbringen soll.“
    Er war einfach unglaublich! Auf so etwas konnte auch nur Michael kommen.
„Ja, okay. Wenn noch etwas übrig ist.“ Bei Hochzeitstorte konnte sie einfach nicht widerstehen.
„Gut, dann komme ich gleich bei dir vorbei.“
    Was??? „Wie bitte? Das kann nicht dein Ernst sein!“
„Na, du scheinst ja noch wach zu sein, so schnell, wie du am Telefon warst.“
Michael wollte vorbeikommen. Mitten in der Nacht. Mit Hochzeitstorte.
    Was sollte sie dazu sagen? Während sie noch nach einer Antwort suchte, sagte er bereits: „Ich bin in einer halben Stunde bei dir“, und legte auf.
    Oh mein Gott, dachte Lane, Michael kommt! Zu mir! Um drei Uhr morgens! Und ich hocke unter dem Tisch in meinem Pyjama.
    Sie kroch hervor und ging ins Bad. Ein kurzer Blick in den Spiegel ließ sie zusammenschrecken. Ihr Haar war vollkommen zerwühlt, ihr Augen-Makeup war verschmiert und sie sah blass aus wie der Tod.
    Da würde auch mit Schminke nicht viel zu machen sein. Andererseits wollte sie Michael ja auch zu nichts ermutigen. Es war schlimm genug, dass sie ihn wiedersehen würde. SMS und Anrufe waren eine Sache, ein nächtlicher Besuch eine ganz andere.
    Doch je länger sie darüber nachdachte, war sie eigentlich ganz froh und erleichtert, dass sie gleich nicht mehr allein sein musste. Die Angst fraß sie sonst noch auf.
Sie hoffte nur, dass sie nichts Unüberlegtes tun würde. Sie war schon früher bei Michael schwach geworden. Er wusste genau, wie er sie um den Finger wickelte. Und er brachte Torte mit.
    Sie hatte getrunken. Und obwohl sie gedacht hatte, dass die Verfolgung und das Laufen in der kalten Nachtluft sie ernüchtert hätten, war sie sich nun nicht mehr sicher, ob sie nicht doch noch etwas angeschwippst war. Denn würde sie sich im nüchternen Zustand auch darauf freuen, Michael in wenigen Minuten zu sehen? Wäre sie auch dann ein wenig aufgeregt und würde sich Gedanken um ihr Äußeres machen?
    Sie versuchte zu retten, was zu retten war, überschminkte ihre müden Augen und die aschfahle Haut. Klebte sich Pflaster auf zwei ihrer Finger, die vom Nägelkauen ein wenig bluteten.
Dann lief sie ins Schlafzimmer und zog sich etwas anderes an, Jeans und ein eng anliegendes weißes T-Shirt. Nicht zu sexy, aber doch sexy genug, um Michael darauf hinzuweisen, was er durch seine Dummheit verloren hatte.
    Sie räumte noch schnell ein paar herumliegende Sachen weg und setzte sich aufs Sofa, mehr oder weniger bereit, ihrem einstigen Lebensgefährten gegenüberzutreten.
    ***
    Es klingelte. Lane blieb sitzen. Sie wollte nicht zu offensichtlich verzweifelt herüberkommen. Immer cool bleiben, sagte sie sich.
Es klingelte erneut, und sie machte sich langsam auf den Weg zur Tür.
    „ Hi, Michael“, sagte sie, als er eine Minute später vor ihr stand.
„Hey, Laney. Du siehst gut aus. Um drei Uhr morgens. Hast du dich etwa extra für mich hübsch gemacht?“
„Ganz bestimmt nicht. Ich war noch wach, war heute Abend aus mit einer Freundin.“
„Ach so. Darf ich reinkommen?“
    Er sah sie mit seinen tiefblauen Augen an, dieser Blick, den sie seit beinahe acht Monaten nicht spüren durfte, und ihre Knie wurden weich.
Sie ließ ihn eintreten.
    „ Hier, die versprochene Torte!“, sagte er und hielt eine rosa Schachtel hoch. „Wo soll ich sie abstellen?“
„Die kannst du gleich mir geben“, sagte sie und nahm sie an sich. Sie ging in die Küche, legte sich ein großes Stück auf den Teller und nahm sich eine Gabel.
„Hätte ich mir denken können, dass du sie gleich verputzt.“
    Lane errötete. Er kannte sie einfach zu gut.
„Willst du auch?“
„Nein, danke, ich hatte schon mehr als genug.“
Sie setzten sich an den Küchentisch, unter dem sie noch eben gekauert hatte – das war nicht zu intim. Das Sofa wäre jetzt wohl keine so gute Idee gewesen.
    „ Michael, was willst du hier?“
„Ich wollte dich

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