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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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spüren.«
    Texas Slim und Carl tauschten einen Blick miteinander aus.
    »Sie macht mir geradezu Angst«, sagte Carl.
    »Auf mich hat sie ’ne ganz andere Wirkung«, witzelte Gremlin.
    Mickey zuckte die Achseln. »Manchmal ... spüre ich Dinge einfach, ehe sie geschehen.«
    Texas lachte nervös. »Ich hatte eine Oma mütterlicherseits mit dem Familiennamen Taney, die aus Terrebonne in Louisiana stammte, direkt aus dem Sumpfgebiet. Und meine Oma hatte auch diese Gabe. Die Oma Taney wurde wirklich steinalt. Hatte zu meiner Zeit nur noch zwei, drei gesunde Zähne und in ihrem kleinen Gesicht eine riesige Nase, die wie der Haken eines Kleiderbügels gekrümmt war. Auf einem Auge war sie blind – sie hatte es als Kind durch einen schlimmen Unfall beim Speerfischen verloren –, und das andere war ein großes, rundes Glotzauge, leicht gelb unterlaufen. Dadurch sah sie aus wie die Hexe in diesem alten Comic-Buch – wisst ihr, welches ich meine? Dieses Glotzauge war mir wirklich unheimlich. Eines Tages fragt sie mich: Was suchst’n eigentlich, Jungchen? So redete sie nämlich, hatte ihren eigenen Dialekt. Und ich darauf: Hab meine Socken verloren, Mutter Tee. So nannte ich sie: Mutter Tee, weil sie doch eine Taney war. Hör mal, sagt sie, die Socken sind draußen, unterm Amberbaum. Und das stimmte. Genau dort, wo ich sie gelassen hatte. Nur hatten sich ein paar Käfer darin eingenistet. Mutter Tee konnte hellsehen und immer alles finden ...«
    »Still«, befahl ich. Mir war klar, dass Texas einfach nervös war. Und immer, wenn er nervös war, begann er, irgendwelche wilden Geschichten zu erzählen. Aber jetzt war keine Zeit für so was. »Was ist los, Mickey?«, fragte ich.
    Alle warteten auf ihre Antwort, besonders Janie wirkte beunruhigt. Ihr war anzumerken, dass sie das neue Mädchen von Sekunde zu Sekunde weniger mochte. Zwar gifteten die beiden sich noch nicht offen an, aber das würde sicher bald kommen.
    Mickey, die unter der Sonnenbräune blass geworden war, drehte sich um und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. »Die Clans sind auf dem Anmarsch.«
    Carl widersprach sofort, aber dann hörte er es. Genau wie wir alle.
    Sechs oder sieben Clan-Mitglieder standen johlend und kreischend hinter mehreren Autowracks auf. Es war ein Hinterhalt, dessen war ich mir sicher. Ein sorgfältig vorbereiteter Hinterhalt jener Art, die die Clans so vortrefflich beherrschten. Doch aus irgendeinem Grund hatten sie einfach nicht mehr abwarten wollen oder können. Möglicherweise deshalb, weil wir alle stehen geblieben waren, als Mickey sie in der Nähe gespürt hatte. Vielleicht war ihnen dadurch klar geworden, dass sie aufgeflogen waren.
    Jedenfalls griffen sie jetzt schreiend und zischend an und rannten im Zickzack die Straße entlang, getrieben von Wahnsinn und Blutdurst.
    »Ver-damm-te-Schei-ße«, fluchte Carl.
    Ich hob meine Savage und mähte zwei von ihnen nieder. Als ein Dritter in Schussweite kam, gab Carl mit seiner Kalaschnikow eine Salve ab, die ihn (vielleicht auch sie oder besser es? ) von der Kehle bis zum Schritt durchsiebte. Diese Gegner waren gnadenlos brutal und gaben niemals auf. Denn selbst als sie sich sterbend und von Einschlägen durchlöchert auf der Straße wanden, kämpften sie mit lautem Kreischen weiter. Nur zwei von ihnen hatten Waffen dabei, und zwar recht primitive: Keulen und Speere. Carl und mir gelang es, alle bis auf zwei zu erledigen, aber das reichte nicht. Dieser Trupp war nur die Speerspitze des angreifenden Klans, andere rückten bereits nach.
    Ein schäbiger Pick-up sauste die Straße entlang, prallte dabei gegen Autowracks und rumpelte über Sandverwehungen. In der Fahrerkabine saßen zwei Clan-Mitglieder, ein Dutzend weitere auf der Ladefläche.
    Ich schluckte. Jetzt konnte ich mir vorstellen, wie sich die Römer gefühlt haben mussten, als die Pikten den Hadrianswall überrannt hatten.
    Es waren Berserker – Angreifer, die wie im Rausch kämpften. Jeder von ihnen ein bösartiger Irrer.
    Gleich darauf sprangen die meisten vom fahrenden Wagen ab und schwärmten aus. Alle ähnelten dem toten Stammesbruder, den wir vor Kurzem gefunden hatten. Bis auf den Irokesenkamm waren sie kahl geschoren und verbargen die entstellten Gesichter unter Gasmasken. Allerdings waren sie keineswegs einheitlich gekleidet: Einige trugen Stoffmäntel, andere Trenchcoats aus Leder, aus Flicken zusammengenähte Jacken oder Umhänge aus Ölzeug, die im Wind flatterten. Während sie vorwärtsstapften, schwangen

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