Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
Vom Netzwerk:
20 oder 30 Vögel an ihm hingen. Einige kreisten auch über ihm oder waren im Anflug, doch die meisten hatten sich an ihm festgekrallt und hackten gnadenlos auf ihn ein. Er sah wie eine grotesk deformierte Vogelscheuche aus, an der die von ihm vertriebenen Vögel jetzt Rache nahmen. Als er schließlich zu Boden stürzte, ließen sich die Vögel sofort auf ihm nieder und stießen ihre Schnäbel in ihn hinein, bis er nur noch aus sich windendem rohen Fleisch bestand.
    Ein anderer hatte sich bisher ganz gut gehalten, indem er sich kettenschwingend verteidigt hatte. Die Vogelkadaver stapelten sich bereits zu seinen Füßen. Doch plötzlich ließ er einen durchdringenden, kehligen Schrei los und war nicht mehr zu sehen. Die Vögel hatten ihn einfach eingehüllt.
    Die Krähen, Bussarde und sonstigen Vögel krächzten ununterbrochen, während sie die blutbefleckten Schnäbel hoben und wieder senkten, um Gewebestücke aus dem Körper zu reißen. Es war ein überaus abstoßender Anblick. Auch als der Mann schließlich zu Boden ging – wobei er einige Vögel unter sich begrub und zerquetschte –, ließen die Angreifer nicht von ihm ab. Sie sammelten sich um ihn und kämpften wie Ferkel, die sich zu den Zitzen ihrer Mutter drängen, um einen Platz an der Nahrungsquelle. Es klang wirklich schrecklich, als sie ihr Opfer zerfetzten und zerlegten, indem sie die Schnäbel auf der Suche nach Leckerbissen tief in dessen weiches Fleisch bohrten.
    Fast 20 Minuten lang ging es so weiter und die ganze Zeit über wagten wir es nicht uns zu rühren.
    Nach einer Weile flogen viele Vögel davon, aber die meisten blieben, denn mittlerweile hatten sie die Überreste von Fishers Gemeinschaft entdeckt und machten sich über die Leichen her. Und da hatte ich einen Geistesblitz. Ja, natürlich! Was hatten Geier, Bussarde, Krähen und Raben miteinander gemein? Sie waren Aasfresser. Vermutlich waren die Vögel deshalb in so großer Zahl hier aufgetaucht. Die auf der Straße liegenden Leichen hatten sie angezogen. Aus mir unbekannten Gründen hatten sich unterschiedliche Vogelarten plötzlich zusammengetan, um gemeinsam ein Festmahl zu genießen. Doch als sie nach ihrer Ankunft den Kriegsbeil-Clan entdeckt hatten, waren sie offenbar zu dem Schluss gekommen, dass er besondere Delikatessen bot.
    Aber warum?
    Weil diese Männer zwar sehr krank und von irgendeinem wuchernden Pilz infiziert, aber immer noch am Leben waren. Frische Nahrung statt verwestem Fleisch. Etwas dieser Art musste es gewesen sein, das die Aufmerksamkeit der Vögel auf den Clan gelenkt hatte.
    Immer noch fraßen die Vögel eifrig und lieferten sich Kämpfe um die besten Brocken. Doch unseren Trupp beachteten sie gar nicht.
    »Also gut«, rief ich mit ruhiger, kühler, unaufgeregter Stimme. »Wir gehen jetzt. Steht einfach alle auf und folgt mir. Ich gehe als Erster.«
    Mit höchster Anspannung rappelte ich mich auf, atmete schön langsam und versuchte den Würgereiz, den der Gestank der Aasgeier und ihres Fraßes bei mir auslösten, so gut wie möglich zu unterdrücken. Gleichgültig flog ein Rabe über meinen Kopf hinweg. Ein riesiger Bussard zerrte eine Sehne aus dem Hals eines Toten, schlang sie hinunter und zischte mich laut an, um seinen Fressplatz zu verteidigen. Ich hielt die Luft an, doch nach einem weiteren Zischen widmete er sich wieder seiner Beute und ich atmete erleichtert aus.
    Mittlerweile hatten die Vögel die Clan-Männer fast zu Skeletten abgenagt. An demjenigen, der zu flüchten versucht hatte, hing kaum noch Fleisch. Ein Rabe hackte durch einen Riss in der Gasmaske im Gesicht des Toten herum und zog rosafarbene Fetzen heraus, während zwei Krähen auf dem freigelegten blutigen Rippengehege thronten, hin und wieder die Flügel ausbreiteten, krächzten und auf irgendeinem saftigen Happen herumpickten, den sie beim ersten Vorstoß offenbar übersehen hatten.
    Ringsum begannen meine Leute aufzustehen. Langsam, sehr langsam. Sie sahen nämlich, dass sie sich jetzt genau in der Mitte des Futterplatzes befanden. Die Vögel waren überall. Hatten sich wie Soldaten in Reih und Glied auf den Wracks von Personen- und Lastwagen postiert. Flogen durch die Luft, kreisten hoch oben – oder auch sehr weit unten. Bussarde spazierten mit roten Fleischbrocken herum, die ihnen aus den Schnäbeln hingen. Geier steckten den ganzen Schädel in die Körperhöhlen der herumliegenden Toten und zerrten so heftig an den Eingeweiden, dass die Leichen erbebten. Wenn ihre Köpfe wieder

Weitere Kostenlose Bücher