Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)
füreinander auf recht seltsame Weise aus.«
»Komm mit ins Lager, Nash, ich will dir was zeigen.«
Im Keller schloss sie die Tür hinter uns ab.
»Was willst du mir zeigen?«
»Was glaubst du denn?« Irgendetwas verlieh ihren Augen besonderen Glanz. »Du hast doch dasselbe wie ich im Sinn. Und ich hab’s satt, die Naive zu spielen.«
Die Hitze, die in Janie brannte, übertrug sich auch auf mich, verzehrte mich geradezu. Janie war wirklich wunderschön. Und trotzdem stand mir plötzlich und ungewollt, wie so oft, das Bild meiner Frau vor Augen und überlagerte alles. Shelly. Lieber Gott, Shelly. Ich musste an den Leberfleck an ihrem Oberschenkel denken. An ihr Lachen. An die vielen liebevollen Zettel, die sie in meine Lunchbox geschmuggelt hatte. An das Gefühl, wenn wir Hand in Hand gingen. Und auch daran, wie sie bei unserer Hochzeit ausgesehen hatte und wie glücklich und vom Schicksal begünstigt ich mich gefühlt hatte, als ich wusste, dass wir für immer zusammengehörten. Und wie stets sah ich gleich darauf vor mir, wie sie in jener Nacht, von Cholera gezeichnet, in meinen Armen gestorben war. Gelb am ganzen Körper, nur noch Haut und Knochen. Jeder flache Atemzug hatte ihren Brustkorb erschüttert. Und wieder und wieder hatte mir meine innere Stimme zugeflüstert: Es ist Shelly, die hier stirbt. Deine Frau. Ihr Schmerz ist dein Schmerz.
Aber all das war Vergangenheit.
Und mit der Zeit verblasst.
Während Janie mich ansah, verdüsterte sich ihr Blick, als wäre ein Schatten über ihre Augen gefallen. Doch das hielt nicht lange an, denn bald darauf löste ich mich aus meinen Erinnerungen, war wieder bei ihr, verlor mich in ihr.
Sie stellte sich vor mich, griff nach meinen Händen und legte sie sich auf die warmen Brüste. Ich fühlte ihr Herz schlagen – ein wunderbarer, gleichmäßiger Rhythmus. Ich küsste sie, drang mit meiner Zunge in ihren Mund ein, und daraus ergab sich alles andere. Als ich später, nach der sexuellen Befriedigung, voller Wärme daran dachte, hatte ich das Gefühl, tatsächlich mit Janie verschmolzen zu sein, auch wenn das wie ein Zitat aus einem billigen Groschenroman klingen mag. Es war kein Akt sanfter Verführung gewesen – es war dabei überhaupt nichts Sanftes oder Zartes im Spiel gewesen –, sondern eine von absolutem und wechselseitigem Verlangen gespeiste Vereinigung zweier Menschen. Mit zitternden Fingern hatten wir Knöpfe und Reißverschlüsse geöffnet und sofort danach hatte ich mich auf ihr und in ihr bewegt, während ihr heißer, schwerer Atem in mein Ohr drang.
Sie stöhnte und bat mich, ewig so weiterzumachen. Und ich sagte ihr, wenn ich mich recht erinnere, wie sehr ich sie liebte. Als wir kamen, schrien wir beide auf. Auch wenn dieser Liebesakt nicht lange dauerte: Wir verschmolzen dabei auf perfekte Weise miteinander.
Immer noch miteinander verschlungen, blieben wir danach liegen, während unsere verschwitzten Körper langsam abkühlten. Schließlich stützte sich Janie auf einen Ellbogen und fragte: »Du denkst sehr oft an deine Frau, nicht?«
»Ja, das stimmt wohl.«
»Aber du redest nie von ihr.«
»Nein.«
»Warum nicht, Nash? Meinst du nicht, dass es dir guttun würde?«
Ich zog mich von Janie zurück, weil mir die Trauer um Shelly erneut zu schaffen machte. »Ich kann es nicht, kann es einfach nicht.«
Janie ritt nicht weiter darauf herum – das war nicht ihre Art. Stattdessen streckte sie ihren goldenen, langgliedrigen Körper neben mir aus. »Vertraust du mir eigentlich, Nash?«
»Ich glaube, du bist die Einzige, der ich wirklich vertraue«, erwiderte ich, und es war mir ernst damit.
»Ich möchte, dass du mir von deiner Frau erzählst. Nicht jetzt, aber irgendwann. Wenn du das tust, mir deinen Kummer anvertraust und mit mir teilst, weiß ich, dass ich auch dir vertrauen kann.«
Die Vorstellung, dass sie mir möglicherweise nicht vertraute, jedenfalls nicht absolut, tat mir weh. Mir war klar, dass sich Carl und Texas Slim nur deswegen an mich hielten, weil sie glaubten, sie seien bei mir geschützt. Eigentlich hatte das nichts mit Zuneigung zu tun, sondern nur mit ihrer Notlage, vielleicht sogar mit Angst. Sie hatten Angst vor dem, wozu ich fähig war – Angst vor dem, was ich beim nächsten Vollmond heraufbeschwören würde. Es verlieh mir in ihren Augen den Anschein von Allmacht. Sie hatten Respekt vor dieser Macht und Angst davor, wie ich sie nutzen könnte.
Doch im Grunde galt diese Angst nicht mir, sondern dem, was ich das
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