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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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die sich jetzt wie Seile wanden, ineinander verhedderten, aus ihren eigenen Körpern neue erzeugten und sich von einem Kern aus nach außen schoben. Und dieser Kern ähnelte einem Gesicht. Nur hatte es anstelle eines Mundes einen Schlitz, der zu einem hämischen Grinsen verzogen schien. Und diese Fratze hatte auch so etwas wie Augen, böse, nach oben gewandte Augen, in denen gestaltlose dunkle Leere pulsierte. Der Rest des »Kopfes« veränderte ständig die Form, zog sich zusammen, verlängerte sich, morphte. Das Antlitz der Medusa, dachte ich in meinem Traum. Ich starre auf das Antlitz der Medusa. Nur war diese Medusa völlig fremdartig und wirkte durch und durch obszön. Eine aus unzähligen Teilchen bestehende Einheit, die anstelle eines Gesichts ein groteskes, verschwommenes Gebilde hatte und aus weißen, sich windenden Tentakeln bestand. Genau wie das Gesicht bildeten diese Tentakel keine feste Form, sondern setzten sich aus zahllosen hin und her zuckenden Fäden zusammen, die ihrerseits zahllose miteinander verflochtene Fasern vereinigten.
    Während ich dieses Phänomen beobachtete, begann sich diese ganze Masse zu entrollen, bis es so aussah, als wäre die hintere Wand ein Nest, in dem sich eine riesige Anzahl glatter, weißer Kobras, deren Körper sich aus miteinander verflochtenen Würmern zusammensetzten, hin und her schlängelten.
    Das Gesicht war dabei nicht verschwunden, jedenfalls nicht vollständig. Es höhlte sich zwar aus und löste sich zu zähen lebenden Fäden auf, aber die böswilligen Augen starrten mich auch weiterhin an. Sie sahen zu, wie ich dort mit geballten Fäusten und wild schlagendem Herzen kauerte, während mir saurer Schweiß aus den Poren rann.
    Eindeutig hatten sie ein perverses Vergnügen an meinem Entsetzen und schienen zu sagen: Du kannst zwar weglaufen, Nash, aber du kannst dich nicht verstecken. Ich, geboren aus winzigen Teilchen des Äthers, bin jetzt auf dem Vormarsch in die Wirklichkeit, wie du stets vermutet hast. Mein Weg führt von Osten nach Westen. Ich lasse nichts als Friedhöfe und weiß schimmernde Knochen hinter mir zurück. Und wenn du nach Westen ziehst, wende ich mich ebenfalls dorthin. Du beeilst dich besser, denn ich bin dir auf den Fersen. Youngstown habe ich bereits in einen Friedhof verwandelt. Die Straßen, auf denen du als Kind gespielt hast, sind mit aufgeblähten Leichen und angenagten Knochen übersät. Es gibt dort nur noch Fliegen, Ratten und Bussarde. Über die ganze Stadt hat sich der Gestank von Verwesung gelegt, der in die Lüfte steigt, während am Boden Totenstille herrscht. Jetzt nehme ich mir Cleveland vor. Und bald schon alles, was dir bis jetzt geblieben ist. Wirst du schreien, wenn ich dir Janie raube, deinen süßen kleinen Liebling? Oder wirst du um dein eigenes elendes Leben schachern, während die schwarzen Pocken ihren Körper vereinnahmen – während sie im gelben Meer der eigenen giftigen Körperflüssigkeiten ertrinkt – während aus ihren Poren verseuchtes Blut spritzt – während sie schwarzen Schleim spuckt, der aus ihren verflüssigten Eingeweiden hochsteigt? Was wirst du tun, Nash? Was wirst du mir anbieten?
    Es war schon schlimm genug, dass dieses Ding in meinen Kopf gedrungen war und mich quälte, doch noch schlimmer war, dass es mich berührte. All diese sich windenden, sich entrollenden Fäden griffen nach mir, legten sich über mich, glitten wie Eissplitter in mich hinein, bohrten sich in meinen Körper und verseuchten ihn. Und das tat unglaublich weh. Als mich dieses Ding einverleibte, in sich aufnahm, neu erschuf, zu einem Teil dieses monströsen Parasiten, der Medusa, machte, durchliefen mich Wellen des Schmerzes, die mich erzittern ließen und in wahnsinnige Drehbewegungen versetzten. Mein Blut erkaltete und klumpte sich zu purem Gift zusammen, meine Eingeweide lösten sich zu einer von Mark gesättigten Beize auf, mein Gehirn verwandelte sich in eine Masse grauen Gelees. Während das Gift in alle meine Zellen drang, eine nach der anderen infizierte, dehnten sie sich so lange aus, bis sie sich schließlich in einem Regen verseuchten Zellplasmas entluden. Ich war nur noch ein lebender Leichnam, der in seinem eigenen Unrat aus vergifteter Gallenflüssigkeit und verseuchtem Blut ertrank.
    Ich verlor dabei den Verstand, wurde in ein Schwarzes Loch des Wahnsinns hineingesaugt, konnte aber immer noch eine Stimme hören. Meine Stimme, die wild kreischte: Nash, Nash, Nash! Erkennst du denn nicht, was das ist und was es

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