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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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die Art der beiden, dem Neuen auf den Zahn zu fühlen.
    Während ich dem VW-Bus den Rücken kehrte und die Straßen musterte, hielt ich nach einem fahrtüchtigen Wagen Ausschau, sah aber nur Wracks. Plötzlich hörte ich seltsame Geräusche aus der Gasse gegenüber, ohne sie identifizieren zu können. Ich rief den anderen zu, sie sollten im Bus bleiben, vielleicht sei es eine Falle. Mit der Zigarette im Mundwinkel ging ich hinüber, zog die Beretta aus dem Hosenbund, lud durch und bereitete mich auf das Kommende vor.
    Von den Schatten der gegenüberliegenden Gebäude fast verborgen, stand ein Mann in der Gasse. Allerdings hatte er kaum noch menschliche Züge. Er war so ausgemergelt, dass er einem Strichmännchen ähnelte, und seine Beine trugen ihn kaum noch. Außerdem schleppte er drei Monster mit sich herum – Ratten. Riesige Ratten, so groß wie Katzen. Aus ihren aufgedunsenen Körpern quollen Geschwulste, die das schmutzige, räudige Fell kaum noch überdeckte. Mit funkelnden Augen, aus denen die Tollwut sprach, sahen sie nur kurz auf und machten sich dann wieder über den Mann her. Das war es, was ich gehört hatte: die Geräusche gierig fressender Ratten, die dabei wie Hunde, die saftige Knochen abnagen, schmatzten und sabberten.
    Es war zwar nicht mehr viel Fleisch an dem Mann dran, doch die Ratten nahmen alles, was sie kriegen konnten. Eine von ihnen hatte die Schnauze in seine Kehle gegraben und zerrte an irgendetwas. Die anderen beiden waren mit seinem Bauch beschäftigt, rissen ihm die Innereien heraus und kauten darauf herum.
    Dreiste Mistviecher, dazu noch bei Tageslicht!
    Schließlich hob die Ratte, die dem Mann an der Kehle saß, die blutbeschmierte Schnauze und zischte leise, bereit, ihre Beute gegen alles und jeden zu verteidigen. In Kampfhaltung hockte sie sich auf die Hinterbeine. An ihren Schnurrhaaren glitzerten Blutstropfen. Und aus ihrem Bauch hingen sich windende, wurmartige Auswüchse heraus, die Zitzen ähnelten, nur bewegten sie sich und pulsierten. Ich zielte, drückte ab und befreite den Mann von dem Ungeheuer, indem ich dessen Kopf pulverisierte. Mit zuckenden Beinen wälzte es sich auf dem Boden noch einmal herum und verendete.
    Die beiden anderen Ratten ließen jetzt vom Bauch des Mannes ab, um mich mit ihren roten Augen tückisch anzustarren. Als sie die Mäuler aufrissen, enthüllten sie blutbefleckte Zähne. Von ihren Kiefern baumelten Gewebefetzen herunter. Die Erste erledigte ich mit einem Kopfschuss, die Zweite erwischte ich am Bauch. Aufkreischend und blutend versuchte sie noch wegzukrabbeln, wobei sie die inneren Organe hinter sich her über das schmutzige Pflaster schleifte, doch nach einem weiteren Schuss rührte sie sich nicht mehr.
    Der sterbende Mann blickte auf, das Gesicht von entsetzlichen Qualen verzerrt. Ursprünglich hatte er sich hinter einem Müllcontainer versteckt – ich sah die Blutspur zur Gasse – und zweifellos hatten sich die Ratten schon dort auf ihn gestürzt und an ihm gütlich getan. Während ich ihn beobachtete, wünschte ich, ich hätte irgendwas für ihn tun können. Es herrschten zwar harte, grausame Zeiten, aber in Situationen wie dieser war ich immer noch fähig, Mitgefühl zu empfinden. Ich hätte dem armen Kerl wirklich gern geholfen. Aber es war zu spät und ich war nun mal kein Wundarzt.
    Die Ratten hatten irreparablen Schaden angerichtet, dem Mann auf grauenhafte, widerwärtige Art zugesetzt: Sie hatten ihm Kehle und Bauch aufgerissen und seine Eingeweide herausgezerrt und zerbissen. Schlimm genug, aber er war offensichtlich schon vorher dem Tode geweiht gewesen – aufgrund der Verstrahlung. Mittlerweile hatte ich das schon häufig gesehen und konnte es erkennen. Dem Mann waren fast alle Haare ausgefallen und der Schädel und die Haut waren aufgesprungen und von gezackten Furchen durchzogen. Überall hatte er Geschwüre. Er hatte auch die meisten Zähne verloren und die wenigen, die ihm geblieben waren, saßen als bräunliche, verfaulte Stümpfe im Zahnfleisch. Darüber hinaus blutete er aus den Ohren, der Nase, dem Mund und sogar aus den Augen.
    Er streckte eine Hand zu mir hoch – eigentlich eine mit grässlichen Flecken übersäte Kralle –, als wollte er ein letztes Mal Verbindung mit einem menschlichen Wesen aufnehmen. Gleich darauf fiel sein Arm herunter und er blieb an Ort und Stelle liegen, wobei er blutete, Gallenflüssigkeit und Blut spuckte und vor Schmerzen keuchte.
    »Tut mir leid, Alter«, sagte ich. »Wünschte, ich

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