Versprechen der Ewigkeit (German Edition)
hinzu. Verdammt – könnte sie noch verzweifelter klingen? Nïx half anderen Unsterblichen in solchen Situationen. Warum nicht auch mir?
»Was würdest du tun, um mit ihm zusammen zu sein, hmm? Was würdest du opfern?«
»Ich würde so ziemlich alles tun, um diesen Fluch zu brechen.«
»So ziemlich?« Nach einigen langen, angespannten Augenblicken fuhr Nïx fort: »Ich kann mich nicht dazu entschließen, es dir zu sagen.« Sie konnte schließlich nicht alles vorhersehen, war nicht allwissend, auch wenn man sie Nïx die Allwissende nannte, nachdem sich ihre Visionen in drei Jahrtausenden stets als wahr herausgestellt hatten.
»Du kannst dich nicht dazu entschließen?« Sie hatte ja nicht erwartet, dass Nïx ihr die Lösung verraten würde, wie sie einen eintausend Jahre alten Fluch aufheben könnte, noch ehe Regin die nächste rote Ampel passiert hatte, aber ein Funke Hoffnung wäre wirklich nett gewesen.
»Ist auch egal«, sagte Nïx. »Du musst etwas finden, womit du dich beschäftigen kannst. Es gibt noch mehr im Leben, als Vampire umzubringen.«
»Richtig. Zum Beispiel gemeinsam mit Lucia bösartige Kannibalengötter vernichten.« Regin war stolz auf die gelungene Überleitung.
»Womit wir also wieder mal bei Lucia wären. Du bist all deinen Freunden gegenüber äußerst loyal, selbst wenn es zu deinem Nachteil ist.«
»Na und? Loyalität ist doch nichts Schlechtes.«
»Oh doch – wenn du deshalb den Himmel verlässt. Oder wenn du im Ausgleich dafür rein gar nichts vorzuweisen hast. Du hast dich schon länger nicht mehr verabredet. Was war denn mit dem netten Rudel Leopardenwandler, die so gerne mit dir ausgehen wollten? Meiner Meinung nach kann man die Vorzüge eines Rudels Männer gar nicht genug betonen.«
Wenn der Rest ihrer Schwestern – oder, was die Götter verhüten mögen, ihre Freundinnen von der Hexenfraktion! – herausfinden würde, dass Regin seit fast zweihundert Jahren keinen Sex mehr gehabt hatte, würde sie das nicht überleben. Aber sie dämliche, rührselige Kuh war doch tatsächlich Aidan und seinen Reinkarnationen treu geblieben.
»Bist du glücklich, Regin?«
Sie warf Nïx den Blick zu, den diese Frage als Antwort verdient hatte. »Ich bin hier die Witzige, oder hast du das vergessen? Immer sorglos und unbekümmert. Du kannst jeden fragen, sie werden dir alle sagen, dass ich die lustigste von allen Walküren bin.« Als sie daraufhin Nïx’ Miene musterte, fielen ihr zum ersten Mal die Schatten unter den Augen ihrer Schwester auf. »Warum fragst du? Bist du denn glücklich? Du scheinst in letzter Zeit immer müde zu sein.« Nïx’ Kreischanfälle oder ihr plötzliches Verschwinden, all die bizarren Spleens und Verschrobenheiten, die immer schlimmer wurden, erwähnte sie erst gar nicht.
»Ich bin aktiv daran beteiligt, das Leben von Tausenden von Lebewesen zu steuern. Das wirkt sich unmittelbar auf hunderttausend andere aus, was wiederum indirekt Millionen betrifft, und dazu kommt noch der Welleneffekt, der Milliarden erreicht. Wenn jemand sagen würde: › Oh Mann, es ist aber gar nicht so leicht, Nïxie zu sein ‹ , würde ich ihm nicht widersprechen.«
Regin hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, unter welchem Druck Nïx stehen musste. Wenn die Fledermaus sie glücklich machte, und vielleicht ein bisschen ruhiger, dann: Willkommen in der Familie, Bertil.
»Und dabei reden alle immer nur von den Machtkämpfen, die der Erzfeind veranstaltet. Im Vergleich zu meinen Machtkämpfen sind seine Kinderkram«, sagte Nïx gereizt.
Wie Nïx war auch Lothaire, der Erzfeind, eines der ältesten und mächtigsten Wesen des Mythos. Allerdings war der Vampir durch und durch böse.
Nïx schnaubte. »Lothaire ist nicht weniger wahnsinnig als ich.« Als Regin den Mund öffnete, um sie zu berichtigen, korrigierte Nïx sich: »Jedenfalls nicht viel.«
»Ist schon gut.« Regin streckte die Hand aus, um Nïx’ Schulter zu tätscheln, aber die Fledermaus zischte sie an. »Warum suchst du dir nicht jemanden für eine Affäre? Mach es dir mit irgendeinem Kerl mal für ein paar Wochen so richtig gemütlich. Warst du nicht mit Mike Rowe zusammen?«
»Ja, ich vermisse diesen Halunken mit seiner sanften Baritonstimme.« Nïx seufzte sehnsüchtig. »Aber ich bin nun mal in erster Linie eine Karrierefrau. Ich habe keine Zeit für so was.«
»Du könntest dir wirklich mal eine kurze Auszeit gönnen und ein bisschen reisen.« Das ist vermutlich die vernünftigste Unterhaltung, die ich mit Nïx
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