Versprechen der Ewigkeit (German Edition)
den schlanken Leib geschneidert. Allerdings war in dem Hemd ein blutiger Schlitz.
»Der Klingenmann hat Lothaire überwältigt?«, murmelte Natalya.
Dieser Vampir der russischen Horde war diabolisch. Wenn diese Menschen selbst ihn fangen und festhalten konnten …
Mühsam hob er den Kopf. Als sein trüber Blick auf Regin fiel, verdüsterten sich seine roten Augen. Ohne ein Wort fletschte er die blutigen Fänge.
»Diese beiden bei Lothaire«, platzte es aus Regin heraus, sobald er und die Wachen vorbeigegangen waren, »sind das wirklich Menschen ?«
»Das liegt an den Halsbändern. Die Sterblichen nennen sie Wendelringe. Sie schwächen uns und nehmen uns auf mystische Weise unsere Kräfte.«
Regin zerrte noch einmal an ihrem. »Und wie kriegt man die Dinger wieder ab?«
»Sie sind unzerstörbar. Nur der Aufseher oder der Magister kann sie öffnen, mit einem Daumenabdruck.«
Oh ja, ich bin definitiv im Arsch. »Na prima. Was unser Bündnis angeht …« Regin warf einen Blick zur Kamera hinauf und rieb sich den Nacken. »Wie alt bist du eigentlich?«, fragte sie die Feyde.
»Warum?«
»Weil du dich wirklich mal ein bisschen um dein Äußeres kümmern solltest.« Sie wechselte zur alten Sprache der Unsterblichen. »Und weil du möglicherweise diese Sprache verstehst.«
Natalya antwortete in derselben Sprache. »Ich kenne sie.«
»Hat es denn niemals eine erfolgreiche Flucht gegeben?« Regin fürchtete, die Antwort bereits zu kennen. Es musste schließlich einen Grund geben, wieso Regin noch nie vom Orden gehört hatte.
»Die Fuchswandlerin nebenan ist schon seit Jahren hier. Sie hört alles , sogar Unterhaltungen in anderen Abteilungen. Niemand ist je entkommen.«
»Aber es muss einen Weg geben.«
»Es heißt, dass wir uns auf einer Insel befinden, weit entfernt von anderen Küsten und von Gewässern umgeben, in denen es von Haien nur so wimmelt. Die Zelle ist absolut ausbruchsicher, das Glas unzerbrechlich. Um überhaupt eine Chance zu haben, muss man zuerst einmal aus der Zelle rauskommen. Sie holen uns in drei Fällen raus: Folter, Experimente und Exekutionen.«
»Merk dir meine Worte, Feyde: Ich werde von diesem Ort entkommen. Und wenn du mich immer schön auf dem neuesten Stand der Dinge hältst, nehm ich dich mit.«
Natalya tippte sich mit einer schwarzen Klaue gegen das Kinn. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt denken, du hast noch ein Ass im Ärmel.«
»Vielleicht habe ich das.«
Regin wusste zumindest, welches Ereignis kurz bevorstand: Declan Chases baldiges Ableben.
6
Was zum Teufel reden die da?
Declan hatte den Schlagabtausch der Walküre und der Feyde mit Interesse verfolgt. Er war von den Hierarchien und Allianzen der Mythenwelt fasziniert, der Vorhersehbarkeit des Umgangs der Kasten und Klassen miteinander.
Aber sobald die anfänglichen Streitigkeiten beigelegt waren, hatten sie angefangen, sich in einer anderen Sprache zu unterhalten, die Declan bekannt vorkam. In den vergangenen Jahren hatte er im Selbststudium einige Sprachen gelernt, um seine Feinde verstehen zu können: das Russisch der Vampire, das Gälische der Lykae, das raue Dämonisch der diversen Dämonarchien – aber diese Sprache konnte er nicht einordnen.
Er drückte einen Knopf an seiner Konsole, um ein Übersetzungsprogramm zu starten, zuversichtlich, dass er ihr Gespräch schon bald in Transkription vorliegen haben würde.
Eingabe unzulässig.
Was sollte das jetzt schon wieder? Sein Programm war nicht in der Lage, zu bestimmen, um welche Sprache es sich handelte. Er rief einen Techniker an. »Ich will eine Übersetzung von Zelle siebzig. Sofort .«
»Sie verwenden eine uns nicht bekannte Sprache, Sir.«
Declan legte auf und versuchte, seine Frustration im Zaum zu halten. Er hatte Gerüchte über eine omnilinguale Fee gehört – eine Kreatur, die angeblich sämtliche Sprachen beherrschte. Er setzte sie auf seine Liste.
Das Telefon klingelte. Webb war der Einzige, der auf seinem Privatanschluss anrief. Declan besaß weder Freunde noch Familie.
»Du hast alle gefangen genommen, die wir haben wollten. Gute Arbeit, Sohn«, sagte Webb, sobald Declan sich gemeldet hatte.
Sogar nach all dieser Zeit genoss Declan sein Lob immer noch. Er wusste, dass er Webb in die Vaterrolle gedrängt hatte, aber Webb war nicht weniger eifrig darauf bedacht gewesen, Declan als seinen Sohnes anzusehen. Beide hatten sie in diesem Krieg geliebte Menschen verloren.
»Danke, Sir. Aber wir haben einige Verluste erlitten,
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