Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
Vom Netzwerk:
weit hergeholt vor.“
    Was nur natürlich war für jemanden, der so aufgewachsen war wie Connor. In seiner Welt war es vermutlich schon eine weit hergeholte Vorstellung gewesen, einen ordentlichen Platz zum Leben zu haben. Aber Olivia hatte das Gefühl, dass noch mehr dahintersteckte. „Du machst dir Sorgen um ihn, oder?“, fragte sie. „Um deinen Bruder.“
    „Manchmal denke ich, dass ich wohl der Einzige bin, der das tut.“
    „Er hat Glück, dich zu haben.“ Sie hatte den Schmerz in seiner Stimme gehört. „Meinst du, mit ihm geht alles in Ordnung?“
    „Das kommt darauf an, ob er sich aus Schwierigkeiten heraushalten und etwas finden kann, was er mit seinem Leben anstellen will.“
    Was genau der Grund dafür war, dass Olivia versuchte, dem Jungen zu helfen. Es schien nur so, als wären ihre Anstrengungen nicht wirklich willkommen. Sie war eine geborene Einmischerin, und sie befand sich gerade auf dem Weg in die Stadt, um sich noch ein bisschen mehr einzumischen. So surreal es ihr auch vorkam, aber sie würde ihren Vater fragen, ober er zu College-Zeiten ein uneheliches Kind gezeugt hatte. Bei dem Gedanken daran zog sich ihr Magen zusammen, und sie versuchte, sich auf die vorbeifliegende Landschaft zu konzentrieren. Es war wie eine schnelle Diashow, in der pittoreske Dörfer sich mit in grünen Hügeln liegenden Farmen abwechselten, um dann schnell von Tankstellen und Einkaufszonen vertrieben zu werden.
    „Du bist viel zu still“, sagte er. „Du hast auf den letzten vierzig Meilen kaum ein Wort gesagt. Versuch, nicht so angespannt zu sein.“
    „Ich kann so angespannt sein, wie ich will“, sagte sie. „Meinst du, es ist einfach, meinen Vater zu fragen, ob er eine Tochter hat, von der er mir nichts erzählt hat?“
    „Vielleicht weiß er gar nichts von Jenny Majesky.“
    Olivia wollte sich am liebsten übergeben. Es war so bizarr, sich dieses alternative Leben ihres Vaters vorzustellen, von dem sie immer dachte, ihn so gut zu kennen. Nachdem sie die Puzzleteile zusammengefügt hatte – das Bild, den silbernen Anhänger, die Informationen von Terry Davis –, schien alles, was sie zu wissen geglaubt hatte, sich in Luft aufzulösen.
    „Ich bin wegen dieser Sache total durcheinander“, gab sie zu. „Wenn ich recht habe und Jenny Majesky meine Schwester ist, dann hat sie die ganze Zeit in meinem Leben gefehlt, obwohl sie doch ein Teil davon hätte sein können.“
    „Es ist besser, dass du es nicht gewusst hast“, sagte Connor leise. „Zu wissen, dass ich einen kleinen Bruder hatte, der nicht bei uns lebte … tat einfach nur weh.“
    Oh Gott. Sie versuchte, ihn sich als kleinen Jungen vorzustellen, der in der einen Minute noch einen kleinen Bruder hatte und in der nächsten wieder ein Einzelkind war. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht tat es zu sehr weh, wenn man es wusste.
    Er fuhr mit erstaunlicher Gelassenheit in die Stadt und suchte sich ruhig und geschickt den Weg durch den dichten Verkehr. Unter anderen Umständen hätte sie ihm vielleicht eine kleine Führung durch das Viertel ihres Vaters gegeben – ihm das Deli und den Zeitungskiosk, die Gärten und die skurrilen Nachbarn gezeigt. Doch ihr Magen war nur noch ein fester Knoten, und ihre Kehle tat ihr weh. Als sie vor dem Baldachin am Bürgersteig des Hauses hielten, in dem ihr Vater wohnte, sagte sie: „Ich habe eine große Bitte an dich.“
    Er grinste und schüttelte den Kopf. „Äh-äh.“
    „Bitte …“
    „Du willst mich nicht dabei haben, Lolly. Glaub mir.“
    Er hatte natürlich recht. Sie konnte ihn nicht bitten, sie zu begleiten. Es war so schon unangenehm genug mit den Fragen, die sie stellen musste, und den Antworten, die sie nicht hören wollte. „Du bist stärker, als du denkst“, ermutigte Connor sie.
    Olivia konnte kaum glauben, wie gut es sich anfühlte, dass jemand an sie glaubte. Nicht hohe Erwartungen an sie hatte, sondern einfach mit felsenfester Sicherheit an ihre Fähigkeiten glaubte. Eine Welle der Zärtlichkeit für ihn ergriff sie und löste ihre Anspannung ein wenig. Das war neu – mit einem Mann zusammen zu sein, bei dem sie sich entspannt und kompetent fühlte.
    „Ruf mich an, wenn du hier fertig bist“, sagte er. „Ich fahre solange nach Downtown.“
    „Downtown?“ Sie versuchte sich ihn auf Sightseeingtour durch das Village vorzustellen, vielleicht sogar am Chelsea Piers. „Hast du etwas Bestimmtes im Sinn oder bist du offen für Vorschläge?“
    „Ich habe nicht vor, Tourist zu

Weitere Kostenlose Bücher