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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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muss es wissen.“
    „Also was dann?“
    „Anfangs dachte ich, obsessivkompulsiv, aber das ist es nicht. Ex-Militär?“
    Er sagte nichts.
    Das war es also nicht. Sie fragte sich, ob er aufgrund seiner chaotischen Kindheit so sehr auf Ordnung bedacht war. Aus Selbstschutz war er vielleicht als Kind mit seinen Sachen genauso vorsichtig umgegangen wie mit seinen Gefühlen. Connor hatte nie viel über sein Leben erzählt, und in letzter Zeit verspürte sie mehr als nur Neugierde, was ihn betraf. Sie wollte ihn kennenlernen, so einfach war das. Nicht als Kind oder als Jugendliebe, sondern als Erwachsenen. „Kommt es daher, weil du so viel umgezogen bist? Vielleicht hast du einen Hang zu übersteigerter Ordnung entwickelt, damit du immer weißt, wo alles ist?“
    „Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Wenn alles da ist, wo es sein soll, muss man nicht denken.“
    Sie vermutete, dass mehr dahintersteckte. Vielleicht war es seine Art, mit dem chaotischen Leben seiner Mutter zurechtzukommen. Mit der emotionalen Achterbahn, die sie aus ihrem Leben gemacht hatte, ihrem Hunger nach Aufmerksamkeit und der Missachtung ihrer Söhne. „Das ist keine sonderlich vielsagende Antwort“, sagte sie.
    „Genauso wenig wie deine Aussage, dass du Psychologie studiert hast. Das ist doch der ganze Sinn und Zweck von Verabredungen, Lolly. Dass man einander kennenlernt.“
    „Warte mal. Verabredungen? Wer sagt, dass wir uns verabreden?“
    „Für mich fühlt es sich so an“, sagte er. „Abendessen, tanzen, ein Schlummertrunk bei mir zu Hause.“ Er nahm zwei schmale, langstielige Gläser aus dem Regal. „Für mich ergibt das ein Date.“
    „Wir haben allerdings den Teil mit dem Vorher-Fragen, Sichhübsch-Machen und Nervös-Werden ausgelassen.“
    „Wer braucht das auch schon?“ Er öffnete eine Flasche Muskateller, schenkte ihn ein und reichte ihr ein Glas.
    Sie trank einen Schluck und betrachtete die gerahmten Fotos, die auf einem schmalen Regal über dem eingebauten Tisch aufgereiht waren. Auf einem hatte Connor den Arm um die Schultern seines Vaters gelegt. Sie standen nebeneinander vor einer Steinwand, hinter der man Gärten und rechteckige Backsteingebäude sehen konnte. Terry Davis sah sehr dünn und hager aus, mit blasser Haut und dunklen Ringen unter den Augen. Connor sah herzerweichend jung aus, wie der Junge, den sie vor so vielen Jahren gekannt hatte.
    „Wo ist das gemacht worden?“
    „In einer Entzugsklinik. Der letzten, die er besucht hat.“
    „Ich freue mich wirklich für dich und deinen Dad“, sagte sie. „Du musst echt stolz auf ihn sein.“
    „Ja, das bin ich.“ Einen Moment sah es aus, als wollte er noch mehr sagen, doch dann schien er seine Meinung zu ändern.
    Olivia verbot sich, tiefer zu graben. Sie wusste, dass er schrecklich darunter gelitten hatte, mit einem Vater aufzuwachsen, der Alkoholiker war. Nicht jetzt, sagte sie sich. Connor nannte das hier eine Verabredung. Alte Wunden aufzubrechen würde den schönen Abend nur verderben. Sie dachte daran, wie unterschiedlich ihre Leben verlaufen waren, wie scharf sich ihre Wege getrennt hatten. Sie hatte den Riss zwischen ihnen immer auf die Art geschoben, wie er sie in ihrem letzten Sommer behandelt hatte, aber das war nicht richtig. Ihre Richtungen hatten sich geändert. Sie war in die marmornen Hallen und baumbeschatteten Innenhöfe der Columbia eingetreten, während er sich verpflichtet gefühlt hatte, sich um den Mann zu kümmern, der sich eigentlich um ihn hätte kümmern müssen.
    „Schmeckt dir der Wein?“, fragte er.
    Sie nippte noch einmal an dem leicht sprudelnden Wein. „Er ist sehr lecker.“ Ihr Blick fiel auf das Foto einer Frau, die sie noch nie gesehen hatte. Ihr Gesicht war irgendwie faszinierend. „Deine Mutter?“, fragte sie.
    „Ja.“
    „Du hattest recht, sie sieht wirklich aus wie Sharon Stone.“
    Connor sagte nichts. Olivia betrachtete das Bild genauer. Die Frau war nicht nur schön, sie wirkte auch rätselhaft. Der Ausdruck in ihren Augen war schwer zu deuten. Olivia wollte mehr über sie wissen, über Connors zerbrochene Familie, aber sie wusste nicht, wie sie danach fragen sollte. Außerdem hatte sie Angst, wieder was Falsches zu sagen. Angsthase, schalt sie sich. Dann zeigte sie auf eine schmale Papierrolle, die in einem Regal lag. Vielleicht war das ein sichereres Thema. „Sind das Baupläne?“
    Er zögerte erst, dann nickte er. „Du kannst sie dir gerne anschauen, wenn du magst.“
    Neugierig entrollte sie das

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