Versprechen eines Sommers
nicht. Vielleicht wusste er, was er tat. Jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, hatte dieser Mann eine weitere Überraschung für sie parat.
Das Essen war liebevoll auf weißen Porzellantellern angerichtet und einfach perfekt. Sie hatten gegrillte Forellenfilets mit Gemüse der Saison, und als Nachtisch gab es Heidelbeeren. Während sie aßen, senkte sich die Dämmerung über die Landschaft, und der Mond ging auf. Ein Trio fing an, mit Schlagzeug, Klavier und Klarinette Musik zu machen. Olivia überließ sich der Leichtigkeit der leisen Klänge und genoss den letzten Schluck Wein.
„Danke“, sagte sie leise.
„Gern geschehen“, erwiderte Connor.
„Ich bin nicht sicher, was ich heute ohne dich gemacht hätte.“
„Du bist jahrelang ganz gut ohne mich zurechtgekommen.“ Er hielt ihr seine Hand mit nach oben gedrehter Handfläche hin. „Tanz mit mir.“
Diese drei kleinen Worte sollten nicht die Macht haben, ihr Herz Purzelbäume schlagen zu lassen. Doch genau das taten sie.
Anstatt auf ihre Antwort zu warten, nahm Connor ihre Hand, zog Olivia auf die Füße und geleitete sie zur Tanzfläche. „Mache ich dich nervös?“
„Sehe ich so aus?“
„Ja.“
„Das kommt nur so … unerwartet.“
„Was ist unerwartet?“
„Dass wir uns zueinander hingezogen fühlen. Dass dieses Projekt sich zu … mehr als nur einem Job entwickelt. Das hatte ich nicht erwartet. Du etwa?“
„Oh ja.“ Er schien überrascht, dass sie es infrage stellte. „Also fängst du langsam an, dich wieder ein wenig von mir angezogen zu fühlen, ja?“
Sie schluckte gegen die plötzliche Trockenheit in ihrer Kehle an und sagte: „Ich fange nicht langsam an, so zu fühlen.“ Sie schluckte erneut, bevor sie fortfuhr. „Ich fühle schon lange Zeit so.“
Die Pärchen aller Altersklassen um sie herum tanzten auf die altmodische Pärchenart. Olivia hatte jedoch schon lange den Blick für alles andere außer Connor verloren. Unter ihrer linken Hand konnte sie die Muskeln seines Arms fühlen. Der sanfte Druck seiner Hand auf ihrem Rücken war wie eine Versuchung. Er führte sie weich und selbstbewusst. Er summte sogar ein wenig mit und wagte einige riskante Drehungen und Schritte. Seine Stimme war immer noch schön, hatte immer noch den angenehmen Klang, den sie als Kind gehabt hatte, damals, in ihrem ersten gemeinsamen Sommer.
Es war verlockend, hierzubleiben und die ganze Nacht mit ihm zu tanzen, aber als das Lied zu Ende war, sagte sie trotzdem: „Wir sollten uns langsam auf den Weg machen.“
„Warum? Hast du einen Zeitrahmen vorgegeben bekommen?“
„Schlimmer. Ich habe eine Cousine. Die neugierigste Cousine der Welt. Und ich teile mir eine Hütte mit ihr.“
„Mach dir keine Sorgen“, beruhigte Connor sie. „Sie hat heute Abend eine Verabredung mit Freddy.“
„Woher weißt du das?“
„Ich habe ihnen von dem Jerry-Lewis-Filmfestival im Autokino von Coxsackie erzählt. Kostenloser Wackeldackel und alles inklusive.“
Er brachte sie zum Lachen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal ein Mann auf einer Verabredung zum Lachen gebracht hatte. Sie erinnerte sich allerdings daran, wie sexy sie das fand.
Sie tanzten noch ein weiteres Lied lang, und dann sagte Connor: „Okay, Cinderella, lass uns fahren.“
Entgegen allen Erwartungen fühlte sie sich nach dem Wein, dem Tanzen und dem Lachen schon viel entspannter und hoffnungsfroher. „Okay.“ Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. „Lass uns fahren.“
Sie zahlten und gingen zum Auto. Olivia schnallte sich an, nahm einen tiefen Atemzug, schloss die Augen und lehnte sich im Sitz zurück.
„Alles in Ordnung bei dir?“, fragte Connor.
„Alles perfekt“, erwiderte sie sanft. Sie lächelte und überraschte sich selber, weil es ein echtes Lächeln war. Sie versuchte herauszufinden, was sie fühlte. Geborgenheit. Das war es. Sie war mit einem Mann zusammen, der sie zum Lachen brachte und sie sich geborgen fühlen ließ. Was für eine seltene Kombination.
Dann öffnete sie ihre Augen und warf ihm aus dem Augenwinkel einen Blick zu. Auf der Landstraße gab es kaum Lichter, sodass sein Gesicht nur vom Licht des Armaturenbretts erhellt wurde. Auf der nächtlichen Straße gab es viel Wildverkehr. Hirsche, Waschbären, Opossums und Dachse tauchten am Wegesrand auf und wanderten oft genug einfach quer über die Straße. „Vorsichtig“, sagte sie.
„Ich bin immer vorsichtig.“
Sie erreichten das Ortsschild von Avalon. Der Bahnhof und
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