Versprechen eines Sommers
der Marktplatz wurden von Flutlichtern kunstvoll erhellt. Die Bed-&-Breakfasts lockten warm und einladend, in ihren Fenstern leuchteten Lampen und kleine „Zimmer frei“-Schilder.
„Hier werden die Bürgersteige aber früh hochgeklappt“, sagte Olivia.
„Sieht so aus.“
„Mir macht das nichts. An den meisten Wochentagen gehe ich sowieso früh ins Bett.“ Rand hatte sie deswegen immer aufgezogen. Er blieb gerne lange auf, zog von einem Club zum nächsten, genoss das tiefe Dröhnen der Bässe, traf gerne Leute, die er kannte, und verstrickte sich mit ihnen bei überteuerten Getränken, die von bildhübschen Kellnerinnen serviert wurden, in sinnlose Unterhaltungen. Am nächsten Tag hatte er sich meist nicht mehr daran erinnern können, wen er am Vorabend getroffen hatte. Und er wusste auch nicht mehr, was während der langen, ernsthaften Diskussionen besprochen worden war.
Sie fuhren an der Sky River Bakery vorbei. Das über der Tür hängende Schild wurde von einem kleinen Spot beleuchtet. Durch das Schaufenster konnte Olivia die Umrisse der Vitrinen und der Kaffeemaschine erkennen. Das Licht der Alarmanlage blinkte in stetigem Rhythmus in der Dunkelheit des Ladens.
„Eine Alarmanlage in einer Bäckerei“, sagte sie. „Das verstehe ich nicht. Vor allem weil sie nur ein paar Türen von Palmquist Jewelry entfernt sind. Wenn ich ein Einbrecher wäre, würde ich mich für den Schmuck entscheiden und nicht für die Brötchen.“
„Du hast offensichtlich noch nie einen Ahornriegel von den Majeskys gegessen.“
„Sind die so gut?“
Er schaute sie kurz an. „Wie ein kleiner Orgasmus.“
Oh, dachte sie. Er flirtete. Erst hatten sie ein Date, und nun flirteten sie miteinander.
Die Lichter des Ortes blieben hinter ihnen zurück, als sie die Straße in die Berge hinauffuhren. Sie kamen an verstreut liegenden Farmhäusern vorbei, deren Fenster in der Dunkelheit leuchteten. Nach einem längeren dunklen Abschnitt kamen sie an den Abzweig zu Connors Wohnwagen, der lediglich durch die reflektierende Nummer auf dem am Wegesrand stehenden Briefkasten zu erkennen war. „Home, sweet home“, murmelte er.
„Vermisst du dein Zuhause?“, fragte Olivia.
„Nein. Ich mag es, im Camp zu wohnen. Wie steht’s mit dir? Vermisst du deine Wohnung in der Stadt?“
„Ich dachte, das würde ich, aber dem ist nicht so“, gab sie zu. „Kein bisschen.“ Sie versuchte, den Grund dafür herauszufinden. War es, weil sie wusste, dass der Sommer nur so dahinraste und sie bald wieder daheim wäre? Oder weil sie etwas Besseres gefunden hatte?
Sie ließen die Abzweigung hinter sich.
„Ich war noch nie in deinem Wohnwagen“, bemerkte sie. Gott, Olivia. Kannst du noch plumper sein?
„Würdest du ihn gerne mal sehen?“
„Ich hab noch nie einen Airstream von innen gesehen.“
„Dann bleibt mir keine Wahl.“ Er hielt mitten auf der Straße an und legte den Rückwärtsgang ein. „Das ist eine Frage der Ehre.“
Sie war froh, dass die Dunkelheit ihr Lächeln verbarg.
Er setzte zurück und bog dann auf den Schotterweg ein. Ihr Puls raste, auch wenn sie sich einredete, dass sie einfach nur neugierig war, wie er so wohnte. Connor stellte das Auto ab und machte den Motor aus. Was sie sehr bezeichnend fand.
Bevor sie die Tür öffnen konnte, war er schon um den Wagen herumgelaufen und reichte ihr die Hand. Seine Berührung fühlte sich so gut an. Stark und fest. Dazu kam die leichte Wärme, die der Wein immer noch in ihr verursachte. Sie fühlte sich so wohl bei diesem Mann, als wenn in seiner Gegenwart nichts Schlimmes passieren könnte.
Er öffnete die Tür des Wohnwagens und knipste das Licht an. Olivia trat ein und sah, dass alles aufgeräumt und ordentlich war. Es gab eine Essecke im Diner-Stil, Regale im Küchenbereich, einen Gasherd mit zwei Flammen und einen kleinen Kühlschrank. Die Sitzecke hatte eine durchgehende Bank mit einem Tisch davor. Ein Fernseher und eine Stereoanlage standen auf einem weiteren Regal. Dann gab es einen engen Flur mit mehr Regalen, der, wie sie annahm, zum Schlafzimmer führte.
Olivia war fasziniert, wie spartanisch und dennoch komfortabel alles wirkte. Sie merkte, dass er sie beobachtete, und lächelte. „Ich habe dich gerade analysiert, basierend auf der Art, wie du alles eingerichtet hast.“
„Ja?“ Er drehte sich um und holte etwas aus dem Kühlschrank. „Und, was bin ich? Ein Serienmörder? Ein Transvestit?“
„Weder noch“, sagte sie. „Ich habe Psychologie studiert, ich
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