Versprechen eines Sommers
Max und ihr Vater waren über die letzten Wochen im Angeln zwar nicht besser geworden, aber wenn sie im Kanu auf dem See waren, bot die leichte Brise wenigstens eine kleine Erleichterung. Im Paddeln hatten sie sich verbessert, und als es nach ein paar Stunden Zeit war, die Leinen einzuholen und zurückzurudern, glitten sie schnell und geschmeidig über das Wasser zum Dock zurück. Max vertäute das Kanu professionell an einer Klampe, und sie stiegen nacheinander aus, während ihr Dad das Kanu stabil hielt. Daisys Schultern schmerzten vom Paddeln und davon, die Leine so oft ausgeworfen zu haben.
Angeln war eine der sinnlosesten Beschäftigungen der Menschheit, beschied sie. Warum man es als Sport bezeichnete, war ihr vollkommen schleierhaft.
Frustriert und verschwitzt schnappte sie sich ihre Wasserflasche. „Ich gehe jetzt schwimmen, Dad. Willst du …“ Ihre Stimme brach ab, als sie den Ausdruck auf dem Gesicht ihres Vaters sah. Auch ohne sich umzudrehen, wusste sie, was sie am Ende des Docks sehen würde.
„Mom!“, rief Max aus und rannte so schnell er konnte in die Arme seiner wartenden Mutter.
Daisy warf ihrem Vater einen panischen Blick zu.
„Ist schon okay“, sagte er. „Geh und sag deiner Mutter Hallo.“
Daisy näherte sich ihrer Mutter langsam, wobei sie versuchte, die plötzlich aufwallenden Tränen zu unterdrücken. Max klammerte sich an sie wie eine Klette und hatte sein Gesicht an ihrer Taille vergraben. Ihre Mutter wirkte hier im Wald so vollkommen fehl am Platz. Sie trug eine lange Hose und ein perfekt gebügeltes weißes Hemd, das sich nicht einmal in dieser Hitze traute, zu knittern. Ihr Haar war streng zurückgekämmt und das Make-up mit Präzision aufgetragen. Die Manager-Camperin.
Aber ihre Mutter hatte auch Tränen in den Augen, und Daisy wusste, was passieren würde.
„Du bist gekommen, Mommy“, sagte Max, der die Warnsignale nicht wahrnahm. „Ist es hier nicht schön? Komm, ich zeige dir alles. Wir alle haben hier gearbeitet …“
„Ich möchte gerne alles sehen, Max“, sagte seine Mutter. „Aber lass mich erst Daisy begrüßen.“
Sie umarmten einander. Die Umarmung fühlte sich für Daisy unbehaglich an, und das hasste sie. Als sie klein war, hatte sie sich in die Arme ihrer Mutter fallen lassen können und sich geliebt und beschützt gefühlt. Das war heute anders. Alles war anders. Sogar die Frisur ihrer Mutter. Ihre Haare waren ziemlich kurz. Anfang des Jahres hatte sie sich die Haare abschneiden lassen und sie an die Organisation „Locks of Love“ gegeben, um eine Freundin zu unterstützen, die gegen den Brustkrebs kämpfte. Wie konnte sie nur so eine gute Freundin und so eine unglückliche Ehefrau sein?
„Hey, Baby.“ Ihre Mutter lehnte sich ein wenig zurück, um sie besser betrachten zu können. „Ich habe dich so vermisst.“
„Ich dich auch.“ Daisy löste sich aus der Umarmung. Das stimmte nicht ganz. Sie hatte das vermisst, was ihre Familie einst gewesen war. Mit einem Blick auf die vertrauten Gesichter versuchte sie, sich daran zu erinnern, wie sie einst miteinander gelacht hatten, wie sicher und glücklich es sich angefühlt hatte, mit allen unter einem Dach zu wohnen. Wo war diese Familie abgeblieben? Vielleicht war sie in irgendeiner anderen Dimension gefangen und hatte stattdessen diese Menschen an ihrer Stelle zurückgelassen. Diese Leute mit ihren Falten auf der Stirn und den zitternden Lippen und den Augen, die in Tränen schwammen, die sie niemals frei laufen lassen würden.
Dad sah zu gleichen Teilen defensiv und verängstigt aus. Nur wenige Augenblicke zuvor hatten sie gelacht und sich im Kanu gegenseitig mit Wasser bespritzt, und er hatte ihnen lustige Camplieder beigebracht. Jetzt sagte er zur Begrüßung lediglich: „Sophie“, und seine Stimme klang wachsam.
„Komm, Mom, ich zeig dir alles.“ Max schien entschlossen, gute Laune zu verbreiten und so zu tun, als wäre alles normal. Er nahm ihre Hand und spielte den Touristenführer. Er führte sie im ganzen Camp herum und zeigte ihr alle Projekte, die sie in den letzten Wochen fertiggestellt hatten, um das Camp für Nanas und Granddads große Feier vorzubereiten.
Die Stimmung beim etwas später stattfindenden Abendessen war etwas angestrengt, auch wenn alle so taten, als freuten sie sich über Sophies Besuch. Dare servierte Wassermelone und kalten Aufschnitt, aber Daisy pickte nur in ihrem Essen herum. Nach dem Essen spielten sie und ihr Bruder Karten und Pingpong im
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