Versprechen eines Sommers
auch sich selber – damit, dass sie sein Gesicht in ihre Hände nahm und ihn direkt auf den Mund küsste. Sie schmeckte wie der Himmel, aber viel zu schnell zog sie sich wieder zurück. Er schlang einen Arm um sie und hielt sie fest, übernahm die Kontrolle über den Kuss, vertiefte ihn, bis er ihren Widerstand schmelzen und sich schließlich ganz auflösen spürte. Er hätte den ganzen Tag in der dämmrig beleuchteten Scheune stehen und sie küssen können, aber nach einer Weile unterbrach sie den Kuss und starrte ihm in die Augen. Sie schien vergessen zu haben, wo sie waren und was die Leute denken mochten.
„Wie auch immer“, fuhr er mit der Unterhaltung fort, als hätte es keine Unterbrechung gegeben. „Ich schätze, jetzt hast du deine Antwort.“
„Welche Antwort?“
„Na, das war so ziemlich das, was ich meinte, als ich sagte, dass ich Gefühle für dich habe.“
25. KAPITEL
I n Olivias Kopf drehte sich alles, als sie Connor aus der Antiquitätenscheune folgte. Sie konnte nicht glauben, dass sie so etwas in der Öffentlichkeit getan hatte. Dass sie ihn sich einfach geschnappt und geküsst hatte. So etwas tat sie nicht, über so etwas dachte sie noch nicht einmal nach – bis vor wenigen Minuten.
Als sie in Richtung Avalon fuhren, blieb sie still, auch wenn sie seine viel zu laute Ansprache in ihrem Kopf wieder und wieder abspulte. Sie hatte sich nicht getraut, etwas zu sagen, aber sie wusste, dass sie auch Gefühle für ihn hatte. Noch konnte sie jedoch nicht sagen, was das für Gefühle waren – außer purer Lust.
„Ich habe Hunger“, brach Connor das Schweigen. „Lass uns irgendwo zu Abend essen.“
„Wir sollten wirklich zum Camp zurückfahren“, wandte sie ein.
„Nein, wir gehen was essen“, entschied er.
„Okay.“ Wenn er irgendwo noch auf einen Burger anhalten wollte, war ihr das auch recht. Sie spürte, dass jeglicher Widerstand sowieso zwecklos war. Und sie musste zugeben, dass es guttat, mal nachzugeben. Sie, die Königin der Kontrollfreaks, ergab sich Connor Davis. Ein gutes Gefühl, die Kontrolle abzugeben. Denn das befreite sie gleichzeitig auch von jeglicher Verantwortung.
Er hielt vor einem Restaurant namens Apple Tree Inn. Es war ein umgebautes historisches Farmhaus, das mitten in einer Apfelwiese stand. Auf einer Seite wurde das Grundstück von der Straße, auf der anderen vom Fluss begrenzt. Ein kleines rotes Leuchtschild im Fenster sagte, dass es hier warmes Essen und allabendlichen Tanz gab. Drinnen war der Gastraum mit gemütlichen Stühlen und von Kerzen erhellten Tischen eingerichtet, von denen man einen zauberhaften Blick auf die Apfelbäume und den Fluss hatte. Das dunkle Holz des Fußbodens glühte warm im Licht der gelblichen Lampen. Die Kellnerin führte sie zu einem Ecktisch am Fenster, der in die Farben der untergehenden Sonne getaucht war.
Okay, dachte Olivia, er hat wohl etwas mehr im Sinn als einen Burger und Pommes frites. Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Das hier war ein Restaurant, wo man mit seiner Verabredung hinging. Hatten sie etwa ein Date?
„Genießen Sie den Abend, Mr Davis“, sagte die Kellnerin, als Connor Olivia den Stuhl zurechtrückte.
„Sie hat dich gerade Mr Davis genannt.“
Ein Restaurant, in dem sie Connors Namen kannten. „Hast du hier auch mit umgebaut? Kennen Sie dich daher?“ In dem Moment, wo die Worte ihren Mund verlassen hatten, wusste sie, dass sie es schon wieder getan hatte. „Oh Gott“, sagte sie. „Ich meinte nicht, … Ich wollte damit nicht sagen …“
„Dass du dir nicht vorstellen kannst, dass ich Gast an einem solchen Ort bin?“, schlug er vor.
Ja. Das war genau das, was sie gemeint hatte, und er wusste es. Zum Glück schien er nicht beleidigt zu sein. Ganz im Gegenteil, er schenkte ihr ein Lächeln, das ihr Herz zum Rasen brachte.
Der Sommelier kam an ihren Tisch. „Möchten Sie zum Essen einen Wein trinken?“, fragte er.
„Auf jeden Fall“, antwortete Connor. „Hast du einen Wunsch?“, wandte er sich an Olivia.
„Weißwein, bitte“, sagte sie automatisch.
„Dann bitte eine Flasche Hamilton Russell Chardonnay.“
Olivia war überrascht. Die meisten der Männer, mit denen sie sich getroffen hatte, bezeichneten sich zwar als Weinkenner, waren es aber nicht, was sie dadurch verbargen, dass sie die teuersten Flaschen von der Karte bestellten. Connor hingegen hatte einen wirklich guten Tropfen aus Südafrika bestellt. Vielleicht war das nur ein Zufall, vielleicht aber auch
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