Versprechen eines Sommers
nichts. „Und?“
„Und was?“
„Willst du nichts dazu sagen?“
„Was willst du denn hören?“
„Ich weiß nicht. Wie wäre es mit ‚Oh, das tut mir leid‘?“
„Es tut mir aber nicht leid.“
„Wie bitte?“
„Wenn eine dieser Verlobungen funktioniert hätte, wärst du jetzt verheiratet, was bedeutete, dass ich hier stehen und mich nach einer verheirateten Frau verzehren würde.“
Seine Offenheit verschlug ihr die Sprache. „Du verzehrst dich nach mir?“
Er lachte. „Merkt man das nicht?“
„Und wer sagt heutzutage schon noch verzehren ?“
„Ungefähr jeder Kerl, der ehrlich ist.“
„Verzehren.“ Sie schüttelte den Kopf. Ihre gesamte Haut kribbelte vor Verlegenheit. „Damit solltest du besser gleich aufhören.“
„Ja“, sagte er. „Damit fange ich sofort an.“ Er lachte. Lachte sie aus oder an? „Nein, das wird nicht passieren. Auf keinen Fall.“
„Du wirst aber nie Erfüllung finden“, sagte sie.
„Verdammt, Lolly, du fühlst dich so schnell angegriffen. Ich versuche nicht, mich mit dir zu verloben. Ich dachte nur, dass du vielleicht den Sommer über meine Freundin sein möchtest.“
Ihr lag schon eine freudige Antwort auf der Zunge, aber sie unterdrückte sie. „Was für ein verlockendes Angebot.“
„Ich nehme an, das heißt nein.“
„Mit einem großen N. Gott, Connor. Warum sollte ich deine Freundin sein wollen?“
„Damit wir zusammen herumhängen können, gemeinsam lachen, auf jede nur erdenkliche Art Liebe machen und so.“
Sie hätte sich beinahe an ihrer Limonade verschluckt.
„Geht es dir gut?“ Er klopfte ihr auf den Rücken, und sie nickte, da sie noch nicht sprechen konnte. „Hab ich was Falsches gesagt?“, erkundigte er sich besorgt.
Ein weiteres Nicken. „Männer reden nicht so mit mir.“
„Ich schätze, das ist deren Problem. Kein Wunder, dass du die letzten drei hast sitzen lassen.“
„Es ist nett von dir, anzunehmen, dass ich diejenige war, die sitzen gelassen hat.“
„Ist doch auch egal. Die gute Nachricht ist, dass sie aus deinem Leben verschwunden sind.“
Widerstrebend musste sie ihm da zustimmen. Obwohl sie gedacht hatte, dass Rand perfekt zu ihr passte, vermisste sie ihn kein Stück. Sie hatte sich gegen mögliche Augenblicke der Schwäche gewappnet, in denen sie überlegte, seinen Anrufbeantworter anzurufen, nur um seine Stimme zu hören, aber diese Augenblicke kamen nicht. Sie lag nicht mit einem Loch im Herzen herum und vermisste ihn, wünschte sich, sie könnten immer noch Freunde sein, sehnte sich danach, seine Arme um sich zu spüren. Das waren keine guten Neuigkeiten für Olivia. Denn das bedeutete, dass sie ihr eigenes Herz nicht kannte. Der einzige Mann, nach dem sie sich je so sehr verzehrt hatte, war …
Connor reichte ihr sein Bandana. „Es ist sauber“, sagte er. „Du kannst dir damit ruhig dein Gesicht abwischen.“
14. KAPITEL
D ie verstörendsten Erinnerungen hatten die Eigenschaft, Olivia in den dunkelsten Stunden der lauen Sommernächte zu überfallen. An den meisten Tagen arbeiteten sie alle bis zur Erschöpfung und gingen früh zu Bett – außer Olivia. Normalerweise hatte sie keine Probleme, einzuschlafen, aber hier, in Camp Kioga, lag sie nachts oft wach. In ihrem Kopf kreisten die unbeantworteten Fragen zu Jenny Majesky, die Aufregung, ob sie das herausfordernde Projekt wirklich schaffen konnte – und Erinnerungen. Sie trug sie hinaus in die Nacht, sah sie in den Sternen aufflackern, von denen es so viele gab, dass der Himmel aussah, wie von Glitter überzogen. Durch den Dunst warf der Mond eine weiße Sichel auf die schwarze Oberfläche des Sees.
Eine Brise kräuselte das Wasser, und Olivia zitterte. Sie zog ihre Jeansjacke enger um sich. In der Stadt hatte sie ganz vergessen, dass es Orte wie diesen gab, Orte, wo sie ganz alleine sein konnte, während ihre Gedanken wie ein Schrei durch ihren Kopf wirbelten. Es war ungewohnt, nur das Rufen der Frösche und das Rascheln des Windes in den Bäumen zu hören. Ungewohnt und vielleicht ein wenig Unheil verkündend.
Sie sollte ins Bett zurückgehen. Morgen wartete viel Arbeit auf sie. Gleich morgens hatte sie ein Treffen mit Connor, dem Klempner und dem Elektriker. Nur ein Geschäftstermin, sagte sie sich. Alles rein geschäftlich. Doch in Gedanken überlegte sie bereits, was sie anziehen würde. Wie erbärmlich war das bitte?
Connor Davis. Warum konnte sie sich an jede Berührung, jeden Kuss erinnern? Warum konnte sie immer noch den
Weitere Kostenlose Bücher