Versprechen eines Sommers
„Ich fühle mich wie Aschenputtel auf dem Ball.“
„Klar. Und ich bin der Prinz.“
„Ein Mädchen wird ja wohl mal träumen dürfen.“
Er ließ ihre Hand los. „Aber so viel sie will.“
Sie lehnte sich gegen eine der Stützen des Pavillons und atmete den Geruch nach frischem Holz ein. Dann schirmte sie ihre Augen mit einer Hand ab und sagte: „Sie haben vermutlich an einem Tag wie dem heutigen geheiratet. Meine Großmutter sagt, es war ein perfekter Sommertag.“
Ein altes Schwarz-Weiß-Foto war an einen Pfosten getackert. Es war ein Bild von ihren Großeltern, jung und bis über beide Ohren verliebt, inmitten ihrer Hochzeitsgäste unter dem alten Pavillon. Der Neubau schien eine exakte Kopie zu sein.
Connor missdeutete ihren Gesichtsausdruck. „Mach dir keine Sorgen. Das ist nur eine Kopie.“
„Du hast das Bild hierhin gehängt?“
„Überrascht dich das?“
„Es ist nur … ja.“
„Tja, ich war’s. Was soll dieser Blick?“
„Nichts. Du hast dich zu einem coolen Kerl entwickelt, Connor. Das überrascht mich auch.“
„Und du hast dich zu … einer sexy Frau entwickelt“, erwiderte er. „Was mich allerdings nicht im Geringsten überrascht.“
Sie stieß ein unterdrücktes Schnauben aus. „Du hast mich ja nicht einmal erkannt, als du mich wiedergesehen hast.“
„Du hingst an einem Fahnenmast. Unter solchen Umständen würde ich meine eigene Mutter nicht erkennen.“
Sie spürte, wie sie sich ihm langsam öffnete. Ihm vertraute. War das nicht eine seltsame Entwicklung? Aus irgendeinem Grund trug sie ein beinahe greifbares Vertrauen für Connor in sich.
Sie betrachtete das Foto. Es zeigte einen Augenblick solcher Freude, die sowohl auf ihren Gesichtern als auch aus ihren Augen strahlte. Ihr Großvater sah in seinem Smoking so stolz und schick aus, und ihre Großmutter wirkte einfach nur selig. Ihre Freunde, die sich um sie versammelt hatten, trugen so perfekt geschnittene und gestärkte Anzüge und Kleider, dass sie wie gezeichnet aussahen. Ihre Großeltern waren auf dem Bild beide jünger, als Olivia es jetzt war. Und auch wenn das Foto eindeutig gestellt war, strahlte es eine Unschuld und Reinheit aus, die Olivias Herz zutiefst berührte. Das muss magisch sein, dachte sie, einen Moment so einfacher Freude und Hoffnung zu teilen, zu wissen, dass man die Person gefunden hatte, mit der man den Rest seines Lebens verbringen wollte.
Sie waren jung und total verliebt. Es gab keine Anzeichen der Kämpfe, die sie mit Granddads Familie hatten ausfechten müssen, die so erbittert gegen diese Hochzeit gewesen war. Es gab keine Vorboten der Ereignisse, die das Leben noch für sie bereithielt. Weder für die guten noch für die schlechten Zeiten. Der Vietnamkrieg und die Ölkrise. Unglaublicher Reichtum und unerträgliche Tragödien. In dem Moment, in dem die Aufnahme gemacht wurde, existierten nur Unschuld und die rasende Vorfreude, endlich in das gemeinsame Leben zu starten.
Sie erkannte auf dem Foto auch ihre anderen Großeltern. Samuel Lightsey war der Trauzeuge gewesen. Ein paar Jahre später hatte er seine Begleitung geheiratet, Olivias Großmutter mütterlicherseits, Gwen.
Mit einem sehnsüchtigen Lächeln sagte sie: „Ich möchte, dass der Tag ihrer goldenen Hochzeit so schön wird wie die Hochzeit selber.“
„Ich habe das Gefühl, dass Dare und du schon dafür sorgen werdet.“
Sie sank tiefer in seinen Bann, vertraute ihm mit jedem Wort, das er sprach, mehr. Okay, dachte sie. Tief durchatmen. „Ich war auch verlobt“, sagte sie sanft und behielt sein Gesicht im Auge. „Nur falls du dich das gefragt hast.“
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. „Ich nehme an, es hat nicht funktioniert.“
„Das stimmt.“
„Freddy hat mir gesagt, dass du verletzt worden bist, aber mehr auch nicht.“
Sie scharrte mit den Füßen und räusperte sich. Warum nicht? Er würde die Geschichte irgendwann sowieso zu hören bekommen.
„Drei Mal.“
„Ich verstehe nicht?“
„Drei Mal. So oft war ich verlobt. Mit drei verschiedenen Männern. Nun ja, das dritte Mal war nicht wirklich eine Verlobung. Das hat quasi … schon kurz davor geendet.“ Und Freddy hatte recht. Sie war verletzt gewesen, und jeder weitere Fehlschlag hatte sie nur noch mehr davon überzeugt, dass es an ihr lag. Sie schien einen Hang dazu zu haben, sich die falschen Männer auszusuchen. Sie zwang sich, Connors Blick standzuhalten. In seinem Gesicht suchte sie nach Spuren einer Reaktion, aber sie sah
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