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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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    „Er kommt mit dem Nachtflug nach La Guardia und nimmt von da den ersten Zug aus der Stadt. Ich muss ihn dann vom Bahnhof abholen.“
    „Natürlich“, sagte sie.
    „Ich habe nicht damit gerechnet.“ Er stieß erschöpft den Atem aus.
    „Wie solltest du auch. Welche Art von Schwierigkeiten hat er denn? Wenn ich das fragen darf.“
    Er schenkte ihr ein Lächeln. „Wie viel Zeit hast du?“
    „Die ganze Nacht. Denk dran, hier oben gibt es kein Fernsehen.“
    „Ich mache uns ein Feuer an.“
    Jetzt war sie endgültig fasziniert. Und zum ersten Mal in ihrem Leben froh, dass es hier kein Telefon gab. Wenn er sie hätte anrufen können, wäre er jetzt nicht hier, würde kein kuscheliges Feuer anzünden und zwei Ohrensessel nah an den Kamin rücken. Vielleicht war das ein Erbe der Höhlenmenschen, aber sie fühlte sich schon immer zu Männern hingezogen, die wussten, wann sie ihr ein warmes Feuer machen sollten.
    Die trockenen Scheite fingen schnell an zu brennen, und bald tanzten Flammen und Funken den Kamin hinauf. Olivia beobachtete das Spiel des Lichts auf Connors breiten Schultern. Die Flammen flackerten, und sie fühlte sich wie magisch von den Schatten angezogen, die das Feuer in sein Gesicht malte.
    Nun gut, dachte sie. Der erste Schritt ist, es zuzugeben. Sie hatte Gefühle für Connor. Schon wieder. Immer noch. Und das war nicht gut. Sie sollte sich reserviert geben, ihm zeigen, was er verpasst hatte, als er vor all den Jahren seine Chance bei ihr in den Wind geschossen hatte.
    „Alles in Ordnung mit dir?“ Er sah sie auf eigenartige Weise an.
    Erst jetzt merkte sie, dass sie ihn angestarrt hatte. „Du wolltest mir von deinem Bruder erzählen.“
    „Stimmt.“ Er zog ein Portemonnaie aus der hinteren Hosentasche, das sich schon der Form seines Hinterns angepasst hatte. Ein Detail, das Olivia übersehen wollte, aber nicht konnte. Connor reichte ihr ein Foto. „Das ist das Schulfoto vom letzten Jahr.“
    Julian Gastineaux war zu einem der attraktivsten jungen Männer herangewachsen, die sie je gesehen hatte. Sein Gesicht war vollkommen symmetrisch, und sein Lächeln sah aus wie der Bogen Amors. Seine Haut hatte die für Mulatten so typische Farbe von Milchkaffee, lange Wimpern rahmten seine dunklen Augen, und die Haare waren zu einer Unmenge an Dreadlocks gedreht.
    „Mein Gott, ist der hübsch“, sagte sie. „Er sieht aus wie ein Engel.“
    Connor zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus seiner Jackentasche und strich es auf seinem Knie glatt. „Er ist angezeigt worden, weil er die spiralförmige Auffahrt eines Parkhauses mit dem Skateboard hinuntergefahren ist, was sich für mich nach einer Menge Spaß anhörte, abgesehen davon, dass ihm ein Auto entgegenkam und er einen Flug über Motorhaube und Dach gemacht hat.“
    „Wurde er verletzt?“
    „Nein, aber er hat einen neuen Lexus demoliert und dem Fahrer einen Heidenschreck eingejagt. Er musste für den entstandenen Schaden aufkommen, also hat er sich einen Job als Rettungsschwimmer besorgt.“
    „Das klingt doch gut.“
    „Er ist gefeuert worden, als man ihn dabei erwischte, wie er Kopfsprünge vom Zehnmeterturm machte.“
    „Ich dachte, dafür wäre ein Zehnmeterturm da?“
    „Ja, aber nicht nachts, außerhalb der Öffnungszeiten.“
    „Okay, das verstehe ich. Was noch?“
    Er las eine Liste haarsträubender Abenteuer vor, jedes gefährlicher als das vorherige. Julian hatte sich einen Gleitschirm „geborgt“ und sich von den Sansovino-Klippen gestürzt. Bei der Landung hatte er sich die Hüfte ausgekugelt. Er war in zwanzig Meter hohen Wellen surfen gegangen, hatte einen Bungee-Sprung von einer Brücke gewagt, seine Initialen auf einen Wasserturm gesprüht und war als Mutprobe mit einem geklauten Motorrad in die Teergruben von La Brea gefahren.
    „Und das sind nur die Sachen, von denen wir wissen“, schloss Connor. „Sobald er achtzehn wird, wird diese Akte gelöscht, aber nur, wenn er sich diesen Sommer über aus allen Schwierigkeiten heraushält. Und da komme ich ins Spiel.“
    „Der Richter denkt, dass er sich keinen Ärger mehr einhandeln kann, wenn er den Sommer bei dir verbringt.“ In Olivias Ohren klang das durchaus logisch.
    „Ehrlich gesagt denke ich eher, der Richter will verhindern, dass meine Mutter Julian rausschmeißt.“ Er knüllte den Ausdruck zusammen und warf das Papier ins Feuer. „Egal wie, es sieht so aus, als hätte ich ein neues Projekt für den Sommer. Und du musst eine Entscheidung

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