Verstoßen: Thriller (German Edition)
wieder langsam aus. Er legte den Kopf an die Rückenlehne und fing an, leise vor sich hin zu singen. »Jolanda … Jo-lan-da, Jolanda …«
»Genau darüber wollte ich gerade mit dir reden«, sagte sie in scharfem Tonfall. »Ich hab nichts dagegen, dass du hier übernachtest, aber dass du alle möglichen Leute mit herschleppst, finde ich eher nicht so prickelnd.« Oder dass du mein Bett für deine Leibesübungen missbrauchst , fügte sie in Gedanken hinzu.
»Sorry. Ich wusste nicht mal, dass …« Er kratzte sich an der Schläfe. »Ich weiß nicht mal mehr genau, was …«
»Egal«, unterbrach sie ihn, nun schon etwas weniger giftig. »Ich will mich auch nicht anstellen, aber … na ja, du weißt schon, was ich meine.«
Er trank ein paar große Schlucke von seinem Kaffee und schaute sie schuldbewusst an. »Okay, San. Sorry.«
Fast unmerklich schüttelte sie den Kopf. Morgen würde er das schon wieder vergessen haben.
Ein Gespräch mit Esther Verhoef und Berry Escober
Esther Verhoef, Sie gehören zu den erfolgreichsten Autorinnen der Niederlande und wurden für Ihre Bücher vielfach mit Preisen geehrt. Weniger bekannt ist in Deutschland allerdings, dass Sie auch gemeinsam mit Ihrem Ehemann Berry Escober eine Thrillerreihe, die Sil-Maier-Trilogie, geschrieben haben. Wie ist die Idee zu diesem Buchprojekt entstanden?
Esther: Berry und ich arbeiten schon lange von zu Hause aus, jeder an seinen eigenen Projekten. Wenn man so viel zusammen ist, vermischt sich manches wie von selbst. Er hat mir zum Beispiel aus der Klemme geholfen, wenn ich eine Figur in eine unmögliche Position geschrieben hatte. Dieses »Aus-der-Klemme-Helfen« hat sich dann irgendwann zu einer Co-Autorenschaft entwickelt.
Dass Autoren gemeinsam Bücher schreiben, kommt selten vor. Was sind Ihrer Meinung nach die Voraussetzungen dafür, dass eine solche Zusammenarbeit gelingt?
Esther: Keinen Geltungsdrang zu haben, den anderen nicht übertrumpfen zu wollen. Seine eigene Persönlichkeit hintanstellen und die gemeinsamen Kräfte bündeln zu können, um ein so gutes Buch wie möglich zu schreiben. Wir wissen beide, wo unsere Stärken liegen. Wir haben Respekt vor der Meinung des anderen und sind beide nicht leicht eingeschnappt.
Berry: Unsere Biorhythmen sind unterschiedlich. Esther schreibt vor allem abends und nachts, ich tagsüber. Wir schreiben nie gleichzeitig, also sind wir uns auch konkret nie im Weg.
Wie sieht Ihre Zusammenarbeit in der Praxis aus? Gibt es zum Beispiel eine klar definierte Aufgabenverteilung?
Esther: Wir haben keine feste Aufgabenverteilung oder eine bestimmte Reihenfolge. Unsere Bücher entstehen allmählich, fast organisch. Normalerweise besuchen wir die Handlungsorte eines Buches, das brauchen wir, um uns auf das Buch und aufeinander einzustimmen. Zum Beispiel wollten wir in Verschleppt, dem Schlussteil der Trilogie, Maier auf die Suche nach seinen Wurzeln gehen lassen. Die liegen in München. Weil wir die Gegend noch nicht kannten, sind wir nach Bayern gereist. Indem er sich mit Münchnern unterhielt, kam Berry auf die Idee für die Handlung. Schon allein dadurch, dass ich mich an einem Ort aufhalte, dort esse und meine Beobachtungen mache, erfasse ich die Atmosphäre und finde das Lokalkolorit für das Buch. Später, wenn ich daran schreibe, kann ich die Szenen an den jeweiligen Orten wie einen Film vor mir ablaufen lassen.
Berry: Esther schreibt intuitiv, szenenhaft, sie versetzt sich intensiv in eine Situation hinein, was die Handlung sehr unmittelbar macht. Ich beschäftige mich hauptsächlich mit den Charakteren und den Handlungssträngen. Auf diese Art und Weise ergänzen wir uns gegenseitig.
Gibt es aus Ihrer Sicht markante Unterschiede zwischen den Büchern, die Sie als Autorenduo verfasst und den Büchern, die Sie, Esther Verhoef, allein geschrieben haben, wie »Hingabe« und »Der Geliebte«?
Esther: Die Escobers sind um einiges härter als meine Solothriller. Es gibt mehr Action, wenn auch nie auf Kosten der Charakterdarstellungen und des Tiefgangs. In einem Solothriller vermeide ich die Beschreibung von Gewalt so weit es geht und betone eher den psychologischen Aspekt.
Berry: Es gibt aber auch Übereinstimmungen. Immer wieder hören wir von Lesern und Rezensenten, dass sich sowohl Esthers Solothriller als auch die Bücher, die wir gemeinsam schreiben, »echt« anfühlen. Den Lesern fällt es leicht, sich in die Atmosphäre, die Figuren und Situationen
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